Der größte Teil der Bandscheibenvorfälle wird konservativ, also ohne Operation, behandelt. Zu den konservativen Therapiemaßnahmen zählen
Auch allgemeine Entspannungsübungen (zum Beispiel Autogenes Training oder Meditation) und Kräftigungsübungen für die wirbelsäulenstabilisierende Muskulatur kommen zur Anwendung. Gerade in der schmerzhaften Akutphase eines Bandscheibenvorfalls sind schmerzstillende Medikamente eine tragende Säule der konservativen Therapie.
Am häufigsten werden Medikamente eingenommen, die sowohl eine schmerzlindernde (analgetische) als auch eine entzündungshemmende (antiphlogistische) Wirkung haben. Es kommen aber auch immer wieder Präparate zum Einsatz, die entspannend auf die Muskulatur wirken (muskelrelaxierend) und dadurch einen Einfluss auf die Schmerzsymptomatik haben.
Frei (ohne Rezept) in der Apotheke erhältlich sind:
Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen, die bei einem Bandscheibenvorfall oft eingesetzt werden, wirken sowohl gegen die durch den Bandscheibenvorfall ausgelöste Entzündung als auch gegen den Schmerz. Mögliche Nebenwirkungen, die bei der Einnahme dieser Medikamente auftreten können, sind verschiedene Formen von Blutungen (Zahnfleischbluten oder Nasenbluten, aber auch Blutungen im Bereich des Magen-Darm-Traktes). Auch Störungen der Nierenfunktion oder Magengeschwüre können durch diese Wirkstoffe mit bedingt werden. Da nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) ohne ärztliche Verordnung in der Apotheke erhältlich sind, ist es gerade bei bestehenden Vorerkrankungen wie Asthma oder Magengeschwüren sehr wichtig, vor der Einnahme dieser Medikamente Rücksprache mit dem behandelnden Arzt zu halten.
COX-2-Hemmer wie der Wirkstoff Celecoxib gehören ebenfalls zur Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR). Sie wirken ebenfalls schmerzlindernd und entzündungshemmend, haben aber ein deutlich geringeres Risiko, Blutungen und Schleimhautschäden im Magen-Darm-Trakt zu verursachen.
Paracetamol kann ebenfalls zur Reduktion von Schmerzen und Entzündungen eingesetzt werden. Es zählt nicht zur Gruppe der NSAR. Dadurch kann Paracetamol für Patienten mit Asthma oder Magenproblemen eine gute Alternative zu Diclofenac, Ibuprofen oder Naproxen sein. Nebenwirkungen, die bei einer höher dosierten Einnahme von Paracetamol auftreten können, sind Schädigungen der Nieren oder der Leber.
Nur mit ärztlicher Verordnung erhältlich sind:
Muskelrelaxantien sind Medikamente, die die Muskelspannung herabsetzen. Unterschieden werden Muskelrelaxantien, die peripher (außerhalb des zentralen Nervensystems) und solche, die zentral (auf das zentrale Nervensystem) wirken. Bei beiden Wirkweisen kommen Benommenheit und Müdigkeit als mögliche Nebenwirkungen vor. Die Fahrtauglichkeit kann durch diese Medikamente werden. Ebenso sind Beeinträchtigungen des Magen-Darm-Traktes oder der Leberfunktion durch die Einnahme dieser Präparate möglich. Bei zentral wirkenden Muskelrelaxantien kann eine länger dauernde Einnahme außerdem zur Abhängigkeit führen.
Corticoide wie Cortison wirken systemisch (auf den gesamten Körper) und haben ebenfalls eine entzündungshemmende und damit schmerzlindernde Wirkung. Bei längerer Einnahme können sie eine Reihe von Nebenwirkungen aufweisen. Dazu zählen unter anderem Bluthochdruck, Osteoporose, erhöhte Blutfettwerte (Cholesterin), Schlafstörungen, Veränderungen der Haut oder Magengeschwüre.
Opioide (zum Beispiel als Schmerzpflaster angewendet) sind sehr starke Schmerzmittel, deren Anwendung nur unter ärztlicher Kontrolle erfolgen darf. Zu diesen Mitteln gehören Wirkstoffe wie Tramadol oder das besonders stark wirksame Morphin. Bei einer länger andauernden Anwendung von Opioiden kann es zur Abhängigkeit und zu einem Gewöhnungseffekt kommen. Gewöhnung bedeutet, dass die gleiche Dosis nicht mehr so gut und so lange wirkt wie am Anfang, wodurch in der Regel eine Dosiserhöhung notwendig wird. Außerdem können bei Opioiden Übelkeit, Schwankungen des Blutdrucks, Schwindel oder Atemprobleme als Nebenwirkungen auftreten.
Antikonvulsiva können zur Behandlung von Nervenschmerzen, die im Rahmen eines Bandscheibenvorfalls auftreten, eingesetzt werden. Ansonsten dienen sie hauptsächlich aber zur Behandlung von Epilepsie.
Antidepressiva sind eine Option, wenn der Patient durch eine langanhaltende Schmerzsymptomatik einen hohen Leidensdruck (starke seelische Belastung) und damit verbunden eine verminderte Lebensqualität empfindet. Die eingesetzten Antidepressiva reduzieren die Schmerzwahrnehmung. Als Nebenwirkungen von Antidepressiva sind beispielsweise Müdigkeit, Übelkeit oder auch ein niedriger Blutdruck bekannt.
Wenn die oben genannten Medikamente nicht ausreichend wirken, besteht auch die Möglichkeit, entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente direkt in den Bereich einer Nervenwurzel zu spritzen. Dies kann bei Schmerzen hilfreich sein, die durch eine gereizte, geschwollene und entzündete Nervenwurzel ausgelöst werden. Zu diesen Verfahren zählen die periradikuläre Therapie (PRT) und die Periduralanalgesie. Mögliche Nebenwirkungen bei einer Spritzentherapie können Infektionen, Nachblutungen oder in schweren Fällen auch Nervenverletzungen sein.
gi gesundheitsinformation.de – Bandscheibenvorfall - Nicht operative Behandlungsmöglichkeiten: https://www.gesundheitsinformation.de/nicht-operative-behandlungsmoeglichkeiten.2376.de.html?part=behandlung-dr (online, letzter Abruf: 13.10.2020)
Neurologen und Psychiater im Netz – Behandlungsmöglichkeiten beim Bandscheibenvorfall: https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/neurologie/erkrankungen/bandscheibenvorfall-diskusprolaps/therapie (online, letzter Abruf: 13.10.2020)
DocCheck Flexikon, Nils Nicolay; Erich Schriebl; Dr. Frank Antwerpes; Ghefar Furaijat – Nichtsteroidales Antirheumatikum: https://flexikon.doccheck.com/de/Nichtsteroidales_Antirheumatikum (online, letzter Abruf: 13.10.2020)
DocCheck Flexikon, Sebastian Merz; Dr. Frank Antwerpes; Benjamin Otto; Eric Kropf – Coxib: https://flexikon.doccheck.com/de/Coxib (online, letzter Abruf: 13.10.2020)
DocCheckFlexikon, Dr. Frank Antwerpes; Bijan Fink; Brian Casanova – Muskelrelaxans: https://flexikon.doccheck.com/de/Muskelrelaxans (online, letzter Abruf: 13.10.2020)
gi gesundheitsinformation.de – Kortison richtig anwenden und Nebenwirkungen vermeiden: https://www.gesundheitsinformation.de/kortison-richtig-anwenden-und-nebenwirkungen.3077.de.html (online, letzter Abruf: 13.10.2020)
aktualisiert am 13.10.2020