Die menschliche Wirbelsäule gliedert sich in die Halswirbelsäule (HWS), die Brustwirbelsäule (BWS) und die Lendenwirbelsäule (LWS). Am unteren Ende der Lendenwirbelsäule schließen sich das Kreuzbein und das Steißbein an. Die zwölf Brustwirbelkörper bilden gemeinsam mit den Rippen und dem Brustbein den knöchernen Brustkorb. Jeweils zwischen zwei Brustwirbeln befindet sich eine Bandscheibe. Die Hauptaufgabe der Brustwirbelsäule ist der Schutz des im Wirbelkanal verlaufenden Rückenmarks. Außerdem ist die untere Brustwirbelsäule der Ort, an dem der größte Teil der Rotationsbewegungen des Rumpfes stattfindet. Deshalb treten in diesem Bereich auch die meisten der thorakalen (die Brustwirbelsäule betreffenden) Bandscheibenvorfälle auf.
Mögliche Ursachen für einen Bandscheibenvorfall in der Brustwirbelsäule sind:
Bandscheibenvorfälle in der Brustwirbelsäule (BWS) treten selten auf. Nur circa zwei Prozent der Bandscheibenvorfälle finden sich in dieser Region der Wirbelsäule. Häufig machen sie keine Symptome und treten im Rahmen einer bildgebenden Untersuchung als Zufallsbefunde auf.
Thorakale Bandscheibenvorfälle sind aufgrund ihrer oft unspezifischen Symptomatik schwieriger zu diagnostizieren als in der Hals- oder Lendenwirbelsäule. Die Abgrenzung von Magen-, Lungen- oder Herzproblemen ist oft schwierig.
Folgende Symptome können auftreten:
Da die Symptome oft unspezifisch sind, ist die Magnetresonanztomografie (MRT) das Mittel der Wahl zur Diagnose eines Bandscheibenvorfalls in dieser Region.
Die Therapie ist wie bei allen Bandscheibenvorfällen abhängig von der Stärke der Beschwerden. Häufig werden mit einer konservativen Behandlung (Behandlung ohne Operation) gute Ergebnisse erzielt. Eine Ruhigstellung ist heute kaum noch angezeigt. Leichte bis mäßige Bewegung ist meist hilfreicher.
Je nach Schmerzsymptomatik kommen schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz, hier vor allem nicht-steroidale Antiphlogistika (zum Beispiel Ibuprofen), COX-2-Hemmer oder Cortison. In selteneren Fällen werden auch Opiate eingesetzt. Muskelrelaxantien (Medikamente zur Muskelentspannung) können ebenfalls hilfreich sein. Bei langanhaltender Symptomatik mit starker Beeinträchtigung der Lebensqualität werden auch Psychopharmaka wie Antidepressiva verordnet.
Aus dem Bereich der Physiotherapie können sehr unterschiedliche Maßnahmen zur Anwendung kommen:
Entspannungstechniken wie Meditation oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson können zum Therapieerfolg beitragen.
Die Operation des thorakalen Bandscheibenvorfalls ist aufgrund des Verlaufs des Rückenmarks in diesem Bereich komplizierter und riskanter als an der Lenden- oder Halswirbelsäule. Deshalb wird dieser Bandscheibenvorfall nur bei einer Kompression (Quetschung) des Rückenmarks oder der Nerven oder bei einer drohenden Querschnittslähmung operiert. In seltenen Fällen ist eine Operation auch sinnvoll, wenn die Symptomatik nach mehr als dreimonatiger konservativer Therapie keine Besserung zeigt und der Leidensdruck des Patienten sehr hoch ist.
Nach Möglichkeit wird der Bandscheibenvorfall minimalinvasiv (mit möglichst geringer Verletzung des Gewebes) operiert. Ist dies nicht möglich, erfolgt eine sogenannte „offene“ Operation, also mit größerem Schnitt. Je nach Lage des Bandscheibenvorfalls kommen unterschiedliche Operationszugänge in Frage: von der Seite, von hinten oder auch von vorne durch den Bauchraum. Auch eine Versteifung (Spondylodese) zweier oder mehrerer Wirbelkörper miteinander ist im Rahmen der Operation möglich und trägt zu einer Stabilisierung dieses Wirbelsäulenabschnittes bei.
Es empfiehlt sich, Alltagsbelastungen wie das Heben und Tragen schwerer Gegenstände zu reduzieren. Auch ist es sinnvoll, den Arbeitsplatz nach Möglichkeit ergonomisch einzurichten und von Zeit zu Zeit die Arbeitshaltung und die Art der Tätigkeit abzuwechseln, um langandauernde einseitige Belastungen zu vermeiden.
dorsofit, Mag. Gerald Bacher – Bandscheibenvorfall BWS: Ursachen, Symptome & was Sie tun können: https://www.dorsofit.com/beschwerden/bandscheibenvorfall/bws/ (online, letzter Abruf: 24.09.2020)
Atos Orthoparc Klinik Köln – Bandscheibenvorfall Brustwirbelsäule: https://atos-kliniken.com/de/atos-orthoparc-koeln/behandlungen/wirbelsaeule/bandscheibenvorfall-brustwirbelsaeule/ (online, letzter Abruf: 24.09.2020)
Inselspital Universitätsspital Bern – Thorakaler Bandscheibenvorfall: http://www.neurochirurgie.insel.ch/spezialgebiete-erkrankungen/neurochirurgische-erkrankungen/wirbelsaeule/thorakaler-bandscheibenvorfall/ (online, letzter Abruf: 24.09.2020)
aktualisiert am 25.09.2020