Balkenblase (auch Balkenharnblase, Trabekelblase, Divertikelblase) ist der medizinische Ausdruck für eine Harnblase mit einer balkenartigen Verdickung ihrer Muskulatur. Verursacht wird sie vor allem durch eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Die Balkenblase kann aber auch durch andere über längere Zeit bestehende Hindernisse der Harnentleerung entstehen. Symptome bei einer Balkenblase sind unter anderem Probleme beim Wasserlassen und unvollständige Harnentleerung. Folge können wiederkehrende Harnblasenentzündungen sein.
Die Harnblase ist ein muskulöses, dehnbares Hohlorgan. Ihre Hauptfunktion ist das Speichern von Harn, der aus den Harnleitern in die Blase gelangt, und dessen Ausscheidung über die Harnröhre. Innen ist die Harnblase von einer vor Harn schützenden Schleimhaut ausgekleidet. Die Wand besteht aus glatter Muskulatur (einer Art von Muskulatur vieler innerer Organe), die sich zur Entleerung zusammenzieht. Unterstützt wird die Entleerung durch die Becken- und Bauchmuskulatur.
Bei einer Balkenblase kommt es zu einer balkenartigen Verdickung der Harnblasenmuskulatur. Häufigste Ursache ist eine gutartige Vergrößerung der Prostata (benigne Prostatahyperplasie). Die Prostata (Vorsteherdrüse) gehört wie die Hoden zu den männlichen Geschlechtsorganen. Hier wird ein Sekret (ein Teil des Spermas) produziert. Die Prostata ist etwa kastaniengroß und umschließt den Anfang der Harnröhre vollständig. Die benigne Prostatahyperplasie (gutartige Vergrößerung der Prostata) betrifft vor allem ältere Männer. Die Vergrößerung führt zu einer Einengung der Harnröhre und dadurch zu einem gestörten Harnabsatz. Aufgrund des vermehrten Widerstands muss mehr Druck aufgewendet werden, um die Blase zu entleeren. Dadurch kommt es zu einer Verdickung der Harnblasenmuskulatur, einzelne Muskelstränge treten nach innen balkenförmig hervor. Außerdem kann es durch den erhöhten Druck zu einer Ausstülpung der Harnblasenschleimhaut durch die netzartigen Muskelstränge kommen. Dies wird als Pseudodivertikel oder Schleimhautaussackung bezeichnet.
Weitere, seltenere Ursachen, die zu einer gestörten Entleerung der Harnblase und damit zu der Entstehung einer Balkenblase führen können, sind:
Die häufigste Ursache einer Balkenblase ist eine gutartige Vergrößerung der Prostata. Die Größenzunahme erfolgt langsam und führt zu einer fortschreitenden Einengung der Harnröhre. Durch einen vermehrten Muskelaufbau kann die Harnblase dem erhöhten Widerstand entgegnen und zunächst genügend Druck aufbauen, um Urin auszuscheiden. Dies wird in der Regel über einen langen Zeitraum (Monate bis Jahre) nicht bemerkt, gegebenenfalls ist die Harnblasenentleerung etwas verlangsamt. Erst im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf kommt es zu folgenden Symptomen:
Bei anderen Ursachen der Balkenblase zeigen sich meist ähnliche Beschwerden. Bei einer Harnröhrenverengung (Harnröhrenstriktur) verdünnt sich der Harnstahl im Verlauf der Erkrankung, bis der Harnabsatz nur noch tröpfchenweise funktioniert. Eine Nervenschädigung oder Erkrankung des Nervensystems mit Auswirkung auf den Blasenschließmuskel führt zu Harnträufeln, Restharngefühl und unvollständiger Harnblasenentleerung. Bei einem Harnblasentumor kommt es je nach Schwere und Art der Erkrankung zu blutigem Harnabsatz, Harndrang, Harnstau und wiederkehrenden Blasenentzündungen. Besonders bei bösartigen Tumoren kann es auch zu allgemeinen Krankheitssymptomen wie Gewichtsverlust, Blutarmut, Fieber oder Schmerzen kommen.
Patienten mit für eine Balkenblase typischen Beschwerden wie Harnträufeln, Schmerzen im Blasenbereich, wiederkehrenden Blasenentzündungen, Restharngefühl oder einer erschwerten Blasenentleerung sollten einen Facharzt für Urologie aufsuchen. Dieser kann häufig anhand der Krankengeschichte bereits im Patientengespräch eine Verdachtsdiagnose stellen. Es folgen weitere Untersuchungen zur Sicherung der Diagnose und zur Feststellung der Grunderkrankung:
Folgende Erkrankungen können zu einer balkenartigen Verdickung der Harnblasenmuskulatur führen oder ähnliche Beschwerden einer Balkenblase verursachen und müssen durch die ärztliche Untersuchung voneinander unterschieden werden:
Die Therapie einer Balkenblase richtet sich gegen die auslösende Ursache. Wenn diese erfolgreich behandelt werden kann, bildet sich die verdickte Muskulatur in der Regel zurück:
Eine Balkenblase entwickelt sich langsam, sodass die Beschwerden zunächst häufig nicht wahrgenommen werden. Um schwerwiegenden Auswirkungen vorzubeugen, sollten sämtliche Veränderungen beim Wasserlassen ernst genommen und einem Facharzt vorgestellt werden.
Wenn die Grundursache der Balkenblase behandelt werden kann, bildet sich die vergrößerte Muskulatur meist wieder zurück. Bei einer besonders stark ausgebildeten Balkenblase ist die Prognose jedoch vorsichtig zu stellen, sie bleibt möglicherweise dauerhaft bestehen.
Ratgeber Männerurologie, Julia Lindert – Balkenblase - krankhafte Verdickung der Blasenmuskulatur: https://www.ratgeber-maennerurologie.de/niere-blase/balkenblase/ (online, letzter Abruf: 27.01.2022)
Psychrembel online, Anna-Elisa Schulze-Schleithoff – Sphinktersklerose [Urologie]: https://www.pschyrembel.de/Sphinktersklerose%20[Urologie]/K0LAM (online, letzter Abruf: 27.01.2022)
Universitätsklinikum Jena – Harnröhrenstriktur: https://www.uniklinikum-jena.de/urologie/Informationen+f%C3%BCr+Patienten/Krankheitsbilder/Harnr%C3%B6hrenstriktur.html (online, letzter Abruf: 27.01.2022)
aktualisiert am 27.01.2022