Eine Balanitis xerotica obliterans ist eine Hauterkrankung am Penis. Sie ist eine Form von Lichen sclerosus. Lichen sclerosus ist eine Hauterkrankung, die überwiegend bei Frauen und im Genitalbereich auftritt. Ansteckend ist die Erkrankung nicht. Männer sind deutlich seltener betroffen. Wenn Lichen sclerosus an der Eichel und der Vorhaut des Penis auftritt, nennt man das Krankheitsbild auch Balanitis xerotica obliterans. Die Behandlung ist stark abhängig vom Ausmaß der Symptome. Sie reicht von einer einfachen Salbenbehandlung bis hin zu operativen Eingriffen.
Warum Lichen sclerosus entsteht, ist noch nicht bekannt. Es wird aber davon ausgegangen, dass Stress ein auslösender Faktor ist. In der Folge scheint es dann zu Reaktionen des Immunsystems zu kommen (Autoimmunerkrankung), die zu einer chronischen Entzündung und zum Auftreten der Erkrankung führen. Bei der Balanitis xerotica obliterans wird außerdem vermutet, dass Verletzungen am Penis oder Infektionen zur Entstehung der Erkrankung beitragen.
Bei dieser Erkrankung bilden sich scharf abgegrenzte weiße Flecken im Bereich der Eichel und der Vorhaut. Die betroffenen Hautstellen können sich verhärten. Manchmal treten auch Hautrötungen mit auf. In manchen Fällen löst die Erkrankung keine Beschwerden aus. Schmerzen und Juckreiz können allerdings auftreten. Durch den anhaltenden Entzündungszustand bildet sich oft eine Phimose (Vorhautverengung). Dadurch lässt sich die Vorhaut nicht mehr vollständig zurückschieben. Das kann zu Problemen beim Wasserlassen und beim Geschlechtsverkehr führen. In der Folge kann die Blasenentleerung (teilweise oder vollständig) beeinträchtigt sein und auch Nierenfunktionsstörungen können auftreten. Bei Fortschreiten der Balanitis xerotica obliterans kommt es häufiger zu einer Verengung der Harnröhre (Harnröhrenstriktur) oder der Harnröhrenmündung (Meatusstenose). Es ist noch nicht genau geklärt, inwieweit das Vorliegen der Erkrankung das Risiko für die Entstehung eines Peniskarzinoms (bösartige Krebserkrankung) erhöht.
In den meisten Fällen kann die Erkrankung anhand der Anamnese (Arzt-Patienten-Gespräch) und des Sichtbefundes diagnostiziert werden. Beschreibungen des Patienten auf gezielte Fragen zur Symptomatik verbunden mit den charakteristischen weißen Flecken am Penis und der Vorhaut weisen auf eine Balanitis xerotica obliterans hin. Um andere Ursachen auszuschließen, wird manchmal zusätzlich eine Biopsie (Entnahme zur Untersuchung einer Gewebeprobe) durchgeführt. Wenn die Harnröhre betroffen ist, kann auch eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) sinnvoll sein, um das Ausmaß der Balanitis xerotica obliterans beurteilen zu können.
Wenn keine Beschwerden vorliegen, wird der Lichen sclerosus des Penis häufig auch nicht behandelt. Liegen Symptome vor, kommen in der Regel zunächst lokal angewendete Cortisonpräparate in Form von Salben oder Cremes zur Anwendung. Hilft dies nicht, können auch Salben mit Wirkstoffen verordnet werden, die direkt das Immunsystem beeinflussen. Zu diesen Wirkstoffen zählen Pimecrolimus und Tacrolimus. Bei Vorliegen einer Phimose (Verengung der Vorhaut) wird operiert. Die Vorhaut wird dann teilweise oder vollständig entfernt (sogenannte Beschneidung). Liegt schon eine Verengung der Harnröhre oder der Harnröhrenmündung vor, kann ebenfalls eine Operation notwendig werden. Das kann eine Aufweitung (Dilatation), aber auch ein größerer operativer Eingriff sein. Möglich sind ein Einschlitzen der Harnröhre (Urethrotomie) oder auch eine Urethroplastik (Aufschneiden der verengten Stelle der Harnröhre und anschließende Überdeckung mit einem Transplantat).
Da sich aus der der Balanitis xerotica obliterans manchmal eine bösartige Krebserkrankung entwickeln kann, sollte einmal pro Jahr eine entsprechende Vorsorgeuntersuchung stattfinden.
NCBI, Kevin Carocci; Gregory V. MacIntosh – Balanitis Xerotica Obliterans: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK567770/ (online, letzter Abruf: 29.08.2022)
Kantonspital Winterthur – Lichen sclerosus bei der Frau: https://www.ksw.ch/gesundheitsthemen/haut/lichen-sclerosus-bei-der-frau/ (online, letzter Abruf: 29.08.2022)
aktualisiert am 29.08.2022