Die Balanitis ist eine Entzündung der Eichel des Penis. Diese Entzündung tritt häufig zusammen mit einer Entzündung der Vorhaut (Posthitis) auf. Infektionen, auch Geschlechtskrankheiten, können zu der Entzündung führen, wobei Gegebenheiten wie eine Vorhautverengung (Phimose) begünstigend wirken.
Doch auch andere Erkrankungen verursachen eine Balanitis. Anzeichen der Eichelentzündung sind Schmerzen, Rötung und Schwellung. Die Behandlung der Balanitis hängt von der Ursache ab. Bei einer bakteriellen Infektion werden Antibiotika gegeben. Maßnahmen wie Desinfektionssalbe und Pflegebäder unterstützen die Abheilung der Entzündung an der Eichel.
Die Eichelentzündung ist ein häufiges Phänomen bei Jungen unter vier Jahren. Bei beschnittenen Jungen tritt die Erkrankung bei einem von 25 Jungen auf. Etwa einer von 30 Männern ist im Laufe des Lebens davon betroffen.
Eine Eichelentzündung (Balanitis) oder eine Eichel-Vorhaut-Entzündung (Balanoposthitis) kann durch eine Infektion verursacht werden oder durch nicht infektiöse Gegebenheiten. Viele unterschiedliche Ursachen der Entzündung sind möglich.
Eine Eichelentzündung tritt am häufigsten auf durch eine Infektion mit Pilzen (häufig der Hefepilz Candida albicans, dessen Infektionskrankheit als Soor bezeichnet wird). Risikofaktoren für eine Infektion mit Pilzen sind:
Wenn es sich um eine Pilzinfektion handelt, verschreibt der Arzt eine antimykotische Salbe wie Clotrimozazol. Auch der Sexualpartner sollte behandelt werden. Während der Behandlung ist es ratsam, auf Sex zu verzichten oder ein Kondom zu benutzen.
Häufig ist auch eine Infektion mit Krankheitserregern die Ursache der Entzündungserscheinungen. Oft handelt es sich um die Erreger von Geschlechtskrankheiten (sexuell übertragbaren Erkrankungen). Vorwiegend sind Bakterien für die Balanitis verantwortlich.
Bisweilen ist die Balanitis lediglich eine der Erscheinungen von Geschlechtskrankheiten. Diese kann bei Chlamydien oder Tripper (Gonorrhoe) auftreten. In einigen Fällen sind Milben (Krätze) die Ursache der Entzündung. In anderen Fällen können auch Viren (Feigwarzen) verantwortlich sein.
Eine Entzündung der Eichel kann auch auf eine allergische Reaktion zurückzuführen sein. In diesen Fällen kann eine Salbe mit Cortison eingesetzt werden, um die Entzündung zu behandeln. Während der Behandlungszeit ist es sinnvoll, auf mögliche Reizstoffe wie die Verwendung von Seife zu verzichten.
Die Infektion der Eichel oder der Vorhaut steht oft im Zusammenhang mit geringer Hygiene im Intimbereich. Günstige Bedingungen für Keime, die eine Entzündung auslösen, finden sich vor allem auf weißlichen Rückständen unter der Vorhaut, dem Smegma. Das Smegma entsteht aus Sekret, abgefallenen Zellen und weiteren Rückständen und kann sich vor allem dann ansammeln, wenn die Hygiene an den Genitalien mangelhaft ist.
Eine Verengung der Vorhaut (Phimose) kann unter anderem ebenfalls zu Schwierigkeiten mit der Hygiene führen. Auch kann ständige Feuchtigkeit unter der Vorhaut bestehen bleiben und eine Gewebeerweichung verursachen, so dass Entzündungen die Folge sein können.
Zu übertriebene Hygiene kann allerdings ebenfalls die Gefahr einer Eichelentzündung bergen. Reinigungssubstanzen beziehungsweise Seifen können zu einer Verminderung des Fettes auf der Oberfläche führen. Die Eichel und Vorhaut sind damit anfällig für Entzündungen. Auch andere Chemikalien können die Balanitis hervorrufen. Als Beispiel ist ein Kondom mit Spermizid (Mittel zur Spermienabtötung) zu erwähnen.
Weitere Bedingungen, die das Risiko für die Entzündung der Eichel erhöhen, sind viel Reibung (durch oftmaligen Sex, sehr häufiges Masturbieren oder auch enge Hosen), einige Medikamente sowie ein hohes Alter. Erkrankungen wie Diabetes, Gicht, Leukämie oder eine HIV-Infektion begünstigen die Eichelentzündung beziehungsweise -infektion.
Eine bestimmte Form der chronischen Entzündung an der Eichel ist die Zoon-Balanitis, deren Ursache unklar ist. Normalerweise lässt sich bei der Zoon-Balanitis kein Krankheitserreger finden, dafür aber viele Plasmazellen (spezielle Zellen des Immunsystems). Die Zoon-Balanitis betrifft vorwiegend ältere Männer.
Die Balanitis kann zudem im Rahmen einer Hautkrankheit wie etwa einer Schuppenflechte (Psoriasis) auftreten. Eine weitere Erkrankung mit möglicher Eichelentzündung, vor allem aber Vorhautentzündung, ist die Hautkrankheit Lichen sclerosis atrophicans, bei der eine Vernarbung und Verengung mit Weißfärbung der Vorhaut oder auch eine Einengung der Harnröhre möglich sind.
Eine Allgemeinerkrankung mit möglicher Balanitis/Posthitis ist das Reiter-Syndrom, das neben einer Eichel- undHarnröhrenentzündung ebenfalls zu Entzündungen im Gelenk oder am Auge führen kann. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, also eine Krankheit, bei der das Immunsystem sich gegen Gewebe des eigenen Körpers richtet. Eine weitere ähnliche Krankheit ist die Behçet-Erkrankung.
Eine Eichelentzündung (Balanitis) besteht in den meisten Fällen zusammen mit einer Vorhautentzündung (Posthitis). Es handelt sich dann um eine Balanoposthitis. Die Vorhautentzündung zeigt eine Rötung und Schmerzen an der Vorhaut, insbesondere an der nach innen gerichteten Seite.
Die Eichelentzündung selbst äußert sich als Rötung der Eichel mit Schmerzen. Oft ist das Gewebe der Eichel oder der Vorhaut geschwollen. Üblich ist auch ein Juckreiz oder ein brennendes Gefühl. Manchmal nässt der Befund oder es kommt zu einem Ausfluss von Eiter. Auch können sich Ablagerungen mit sehr unangenehmem Geruch zeigen. In seltenen Fällen sind weitere Befunde wie Geschwüre an der Eichel möglich.
Eine Infektion der Eichel kann zu Allgemeinerscheinungen wie Fieber und Krankheitsgefühl führen. In Ausnahmefällen kann es zu einer Verteilung der Erreger über das Blut in den ganzen Körper kommen (Blutvergiftung). Auch können sich die Erreger ausbreiten und an anderer Stelle weitere Entzündungen hervorrufen (an Harnröhre, Harnblase, Prostata, Nebenhoden).
Die Balanitis kann auch chronisch werden. Bei einer lange andauernden Entzündung an der Stelle kann es zu einer Verhärtung und einer Verengung der Vorhaut kommen (Balanitis xerotica obliterans).
Typische Anzeichen für eine Balanitis sind also:
Treten einige dieser Symptome zwei bis drei Tage nach Geschlechtsverkehr auf, dann sollten Patienten an eine Geschlechtskrankheit denken.
Nach einer Befragung des Patienten (Anamnese) zu den Symptomen und weiteren Gegebenheiten schaut sich der Arzt die Genitalien an. Vom Anblick her lassen sich verschiedene Ursachen der Entzündung oft schon abgrenzen. Neben dem Penis selbst wird unter anderem auch die Leiste untersucht, um zu sehen, ob dort vergrößerte Lymphknoten zu ertasten sind (Hinweis auf eine Infektion). Ein Abstrich wird genommen und auf Krankheitserreger untersucht. Ebenfalls gibt der Patient eine Urinprobe ab, die analysiert wird. Je nach Befund ist selten auch die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) notwendig.
Eine allgemeine Untersuchung, die insbesondere bei wiederholter Penisentzündung erfolgen sollte, ist der Test auf Blutzucker beziehungsweise Diabetes.
Die Sexualpartnerin oder der Sexualpartner sollte sich ebenfalls untersuchen lassen, falls die Balanitis eine infektiöse Ursache hat. So kann einerseits schon frühzeitig eine erfolgreiche Behandlung geschehen und andererseits eine erneute Infektion des ursprünglichen Patienten verhindert werden.
Eine Balanitis (Eichelentzündung) und eine Posthitis (Vorhautentzündung) sind meist eindeutig erkennbare Erkrankungen. Doch der Arzt muss eine Unterscheidung nach der Ursache vornehmen. Außerdem kann selten eine Krebsvorstufe am Penis (Erythroplasie Queyrat) auftreten und ähnlich aussehen wie eine Balanitis.
Abhängig von der Ursache entscheidet sich, wie die Eichelentzündung (Balanitis) und Vorhautentzündung (Posthitis) behandelt wird.
Eine Infektion wird behandelt, indem ein entsprechendes Mittel gegen den Krankheitserreger gegeben wird. Bei Bakterien werden Antibiotika eingesetzt. Pilze als Erreger der Entzündung werden mit Anti-Pilz-Medikamenten (Antimykotika) behandelt. Bei Viren (Feigwarzen) werden Virostatika eingesetzt, also Mittel, die die Viren bekämpfen. Die jeweiligen Mittel werden an Ort und Stelle aufgetragen. In einigen Fällen ist aber auch eine Einnahme der Wirkstoffe notwendig.
Die Geschlechtspartnerin oder der Geschlechtspartner sollte sich ebenfalls behandeln lassen, sofern eine Infektion der Grund für die Balanitis ist.
Eine Entzündung von Eichel oder Vorhaut durch eine allergische Reaktion kann mit Cortison behandelt werden. Auch Cortison wird meistens als Salbe zum Auftragen angewendet.
Gute und angemessene Pflege der Eichel und Vorhaut hilft ebenfalls, die Entzündung zu lindern. Hier kommen unter anderem geeignete Salben (zur Desinfektion) oder Bäder (mit Kamille) zum Einsatz. Grundsätzlich sollte jeden Tag der Penis mit lauwarmem Wasser gereinigt werden. Angreifende Seifen und Reinigungszusätze sind zu vermeiden.
Wenn eine grundlegende Erkrankung die Ursache der Balanitis darstellt, dann muss diese zusätzlich behandelt werden.
Eine Vorhaut, die sich nicht zurückziehen lässt, kann die Folge einer langfristigen, unbehandelten Balanitis sein. Falls sich aufgrund der Entzündung eine Verengung der Vorhaut oder der Harnröhrenöffnung entwickelt hat, kann eine Operation in Frage kommen. Diese erfolgt als Beschneidung (Zirkumzision) oder als Schlitzung der Harnröhre (Meatotomie). Die Beschneidung kann auch dem Zweck dienen, zu vermeiden, dass die Balanitis ständig wiederkehrt.
Eine Eichelentzündung ist einfach zu behandeln. Je früher behandelt wird, desto besser ist die Prognose. In aller Regel kann mit der richtigen, gewissenhaften Therapie die Eichelentzündung und die Vorhautentzündung zum Abklingen gebracht werden. Vor allem wenn nicht rechtzeitig oder gar nicht behandelt wird, sind Komplikationen möglich wie die Ausbreitung der Erreger auf andere Bereiche des Harn- und Geschlechtstraktes. In einigen Fällen ist eine Balanitis chronisch und hartnäckig.
CDC - Candidal Balanitis: http://www.bccdc.ca/resource-gallery/Documents/Communicable-Disease-Manual/Chapter%205%20-%20STI/Non-certified%20Candidal%20Balanitis%20DST.pdf (online, letzter Abruf: 09.03.2020)
Patient.info, Willacy Havley, Dr., Balanitis https://patient.info/mens-health/penis-problems/balanitis (online, letzter Abruf: 09.03.2020)
AWMF: Leitlinien, Phimose und Paraphimose: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/006-052l_S2k_Phimose-Paraphimose_2017-12_01.pdf (online, letzter Abruf: 09.03.2020)
aktualisiert am 02.08.2022