Während noch bis in die 90er Jahre bei einem Bänderriss ziemlich schnell zu einer Operation geraten wurde, weiß man heute, dass diese meistens keinen Vorteil gegenüber einer Behandlung ohne OP bringt. Sind bei der Verletzung des Sprunggelenks keine knöchernen Strukturen betroffen, so reicht es aus, das Gelenk mit einer Sprunggelenkschiene, die auch als Orthese bezeichnet wird, zu stützen. Die Ruhigstellung nach einem Bänderriss führt zu sehr guten Ergebnissen. Sie ist heute der Standard bei der Behandlung eines Bänderrisses. Innerhalb von acht bis zwölf Wochen heilen die gerissenen Bänder auch ohne Operation zusammen. Für etwa zwei bis vier Monate dürfen Patienten keinen Sport machen.
Der Patient erhält außerdem Krücken, mit denen er den Fuß anfangs vollständig, später teilweise entlastet. So kann er selbst steuern, wie viel Gewicht von dem betroffenen Gelenk getragen wird. Eine Belastung sollte immer nur soweit erfolgen, dass hierdurch keine Schmerzen entstehen.
Während lange Zeit alle Bänderrisse konsvervativ behandelt wurden, wird inzwischen bei einer Komplettruptur (kompletter Riss der Bänder) eine Operation wieder in Erwägung gezogen. Vor allem Sportler mit erhöhter Belastung profitieren von einer Operation.
Die Orthese, die etwa sechs Wochen getragen wird, verhindert eine Bewegung des Gelenkes zur Seite. Sie stützt das Gelenk seitlich und übernimmt damit die Funktion der gerissenen Bänder. Diese können so ohne Belastung und Zug zusammenwachsen. Die ersten sechs Wochen wird die die Orthese Tag und Nacht getragen. Danach nur noch tagsüber. Sie sollte nur zur Hygiene abgenommen werden.
Je nach Art der Arbeit kann der Patient mit der Schiene schon nach kurzer Zeit wieder in den Beruf zurückkehren. Allerdings sollte sichergestellt sein, dass keine übermäßige Belastung stattfindet. Wenn der Patient eine sitzende Tätigkeit ausübt, ist eine Rückkehr an den Arbeitsplatz bereits nach wenigen Tagen möglich.
Der Patient kann mit der Schiene auftreten. Gerade Bewegungen, ohne Außendrehung im Gelenk, sind weiterhin sinnvoll. Durch die frühzeitige Belastung des Gelenkes wird einem zu starken Abbau der Muskulatur und einer Verklebung der Strukturen vorgebeugt. Die Muskeln rund um das Fußgelenk werden weiterhin genutzt und verkümmern nicht, wie es bei einer kompletten Ruhigstellung durch einen Gips der Fall wäre. Das Auftreten sollte nur so stark geschehen, dass keine Schmerzen entstehen.
Um eine übermäßige Belastung zu vermeiden, ist es wichtig, dass der Patient auf Schmerzen sofort mit einer Verringerung der Belastung reagiert. Es kann sinnvoll sein, keine Schmerzmittel anzuwenden. Diese können das natürliche Warnsignal des Körpers unterdrücken.
Durch die frühe Bewegung ist das Gelenk nach der Heilung deutlich stabiler, als mit einem Gips. Die Muskeln unterstützen den wiederhergestellten Bandapparat von Anfang an und setzt die Gefahr für ein erneutes Umknicken deutlich herab. Durch gezielten Muskelaufbau und Physiotherapie kann diese Funktion noch ausgebaut werden. Bei der Physiotherapie ist vor allem das "Balance Board" unverzichtbar. Die Ruhigstellung des Fußgelenks bewirkt, dass dieser versteift und die Muskulatur in Fuß und Unterschenkel geschwächt wird. Mit dem "Balance Board" kann man Muskulatur und Beweglichkeit des Sprunggelenks wieder stärken.
Im Normalfall wird die Schiene sechs Wochen durchgehend getragen. Dies ist ungefähr die Zeit, die die Bänder benötigen, um vollständig zusammenzuwachsen. Aber auch nach den sechs Wochen ist das Gelenk noch nicht vollständig stabil. Durch die lange Ruhigstellung und die verringerte Belastung ist nach dieser Zeit weniger stützende Muskulatur um das Fußgelenk vorhanden als vorher. Die frisch verheilten Bänder sind deutlich anfälliger für einen erneuten Riss. Um dies zu verhindern und die Bänder zu entlasten, kann die Schiene bei Belastung weiterhin getragen werden.
Spezielle Orthesen und stützende Bandagen können beim Sport noch eine Zeit lang nach der Verletzung getragen werden. Um das Gelenk zusätzlich zu stabilisieren und weniger anfällig für erneute Verletzungen zu machen, ist außerdem ein gezielter Muskelaufbau der unteren Beinmuskulatur sinnvoll. Auch Gleichgewichts- und Koordinationsübungen wirken sich positiv auf das Verletzungsrisiko aus.
WebMD - Ankle Sprain: https://www.webmd.com/pain-management/ankle-sprain#1 (online, letzter Abruf: 15.11.2019)
Mayo Clinic - Sprained ankle: https://www.mayoclinic.org/diseases-conditions/sprained-ankle/symptoms-causes/syc-20353225 (online, letzter Abruf: 15.11.2019)
aktualisiert am 15.11.2019