Die Hornhaut als vorderster Anteil des Augapfels ist vergleichsweise häufig von Verletzungen betroffen. Eine Hornhautverletzung gehört zu den häufigsten Augenverletzungen. In vielen Fällen ist nur die äußere dünne Schicht der Hornhaut abgekratzt. Das wird als Hornhautabschürfung oder Erosio corneae bezeichnet. Seltener sind die Verletzungen so schwer, dass tiefere Schichten der Hornhaut betroffen sind oder die Hornhaut sogar komplett durchstoßen ist. Die Abheilung und ihre Dauer wird im Wesentlichen von der Schwere der Verletzung beeinflusst. Die Verletzung der Hornhaut kann durch eine Hornhauttopographie sehr genau dargestellt werden.
Eine Hornhautabschürfung ist ein zumeist weniger schlimmes Ereignis, das durch einen Kratzer durch Objekte wie einen Ast oder einen Fingernagel bestehen kann. Nach einer Fremdkörperentfernung aus dem Auge kann es ebenfalls vorkommen. Es dauert im Regelfall nur kurz, bis die Hornhaut abgeheilt ist und die Oberflächenschicht wieder zugewachsen ist. Handelt es sich nicht um eine großflächige Abtragung, dann ist die Hornhautverletzung nach 2-3 Tagen verheilt. Während die Hornhaut offen ist, bestehen allerdings ein Fremdkörpergefühl und Schmerzen. Ratsam ist es, das Auge möglichst wenig zu bewegen. Deshalb ist ein Augenverband sinnvoll. Das Auge bekommt antibiotische Augentropfen oder -salbe, um Infektionen zu verhindern.
Die Gabe von Augentropfen mit einem enthaltenen Betäubungsmittel ist nicht angezeigt, denn das Auge wird weniger geschont und kann schlechter ungestört abheilen. Gegen die Schmerzen helfen handelsübliche Schmerzmittel wie Paracetamol (beispielsweise ben-u-ron®).
Die Hornhautabschürfung kann bei manchen Patienten länger bestehen bleiben oder immer wieder erneut auftreten (rezidivierende Erosio corneae). In diesen Fällen können Behandlungen helfen wie beispielsweise eine Hornhautabschabung oder die phototherapeutische Keratektomie (PTK), eine Art Laserbehandlung.
Ähnliche Konsequenzen wie eine Abschürfung hat eine Verblitzung. Die Verblitzung oder photoelektrische Keratitis wird durch grelles Licht mit starker UV-Einstrahlung ausgelöst (Schweißen, "Schneeblindheit", auch ungeschütztes Solariumlicht). Die obere Hornhautschicht bekommt vorübergehende Schäden und der Betroffene hat starke Schmerzen. Bis das verblitzte Auge verheilt ist, dauert es auch etwa 2-3 Tage. In dieser Zeit ist es sinnvoll, einen beidseitigen Augenverband zu tragen, um die Schmerzen bei der Augenbewegung zu minimieren und die Heilung zu fördern.
Ganz anders sieht es bei tieferen Verletzungen aus. Ist das tiefgelegene Hauptgewebe (Stroma) der Hornhaut betroffen, dauert die Heilung länger und es drohen Narben. Diese Narben können das Sehen auf dem Auge dauerhaft stark eintrüben und zu Verzerrungen des Blickes, mitunter zu Doppelbildern auf dem betroffenen Auge, führen. Eine Behandlung vom Einsatz eines Gewebeklebers bis hin zu einer Hornhauttransplantation kann notwendig sein, um das Sehen wieder zu bessern. Die Behandlung ist abhängig von der Ursache der Verletzung. Davon hängt auch die Heilungsdauer ab, die drei bis vier Wochen dauern kann.
Noch problematischer sind Verletzungen, bei denen die Hornhaut auf ganzer Dicke durchdrungen wurde (penetrierende oder perforierende Verletzung). Abgesehen davon, dass wahrscheinlich andere Strukturen mitverletzt sind, können Keime in das Auge eindringen und schwere Entzündungen verursachen. Umgekehrt kann bei einer durchstoßenen Hornhaut das Wasser aus dem Auge ausfließen. Häufig dichtet sich die Hornhaut jedoch schnell selbst ab. Insgesamt spielt es eine große Rolle, ob weitere Anteile des Augengewebes geschädigt wurden. Dauerhafte Schäden bis hin zur Erblindung können die Folge der schweren Hornhautverletzung sein.
Infektionen erschweren die Abheilung der Hornhautverletzungen stark und können zu weiteren Folgen führen. Siedeln sich Keime wie z. B. Bakterien an, entsteht ein Hornhautgeschwür (Ulcus corneae). Dieses kann rasch zu bleibenden Schäden der Hornhaut führen oder zu einer Öffnung der Hornhaut nach innen hin. In letzterem Fall geht die Entzündung nach innen über und gefährdet das Auge enorm.
Ebenfalls sehr schwer (aber sehr unterschiedlich stark) kann eine Verätzung oder eine Verbrennung der Hornhaut sein. Die notwendige Behandlung kann sich über Wochen oder Monate hinziehen. Bleibende Schäden sind bei schwereren Verätzungen oder Verbrennungen zu erwarten. Hornhautnarben mit kompletter Eintrübung und anderen Folgen sind möglich. Andererseits gibt es auch Verätzungen, die nicht so schwerwiegend sind oder durch rasches Ausspülen mit Wasser eingeschränkt werden können. Dann kann innerhalb sehr kurzer Zeit praktisch der Ausgangszustand des Auges wiederhergestellt werden.
aktualisiert am 24.10.2019