Eine Augenverletzung durch einen Fingernagel ist ein häufiger Fall in der Augenarztpraxis. Oft betrifft es junge Mütter oder jünge Väter, die von ihren Kleinkindern versehentlich gekratzt werden. Manchmal verletzt man sich auch selbst. Juckt oder brennt das Auge, neigen wir dazu, diesen Juckreiz durch Reiben schnellstmöglich zu beheben. Reflexartig wischen die Finger über das gereizte Auge und verletzen es dabei. Ein Fingernagel kommt versehentlich mit der empfindlichen Oberfläche des Sehorgans in Kontakt und verursacht dort mikroskopisch kleine oberflächliche Wunden an der Hornhaut oder Bindehaut. Solche Verletzungen sind auch durch andere Fremdkörper (Funken, Spiltter) möglich.
Die Verletzung der Hornhaut ist unangenehm bis schmerzhaft. Das liegt daran, dass Nervenenden frei liegen, die durch das Blinzeln gereizt werden. Das Auge reagiert mit leichter Rötung, Berührungsempfindlichkeit, vermehrter Tränenflüssigkeit, in seltenen, schweren Fällen auch mit Einblutung oder Schwellung. Ebenso kann ein verkrampfter Lidschluss auftreten.
Die gute Nachricht ist, dass oberflächliche Hornhautverletzungen gut und ohne Narbe abheilen. Vorraussetzung ist, dass nur das Hornhautepithel und keine tieferen Schichten verletzt wurden. Zu Komplikationen kann es kommen, wenn Krankheitserreger eindrigen und eine Infektion auslösen. Aufgrund der Verletzung können Keime und Bakterien in die Wunde eindringen.
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Bei einer Augenverletzung ist ein Augenarzt aufzusuchen. Da das verletzte Auge tränen kann und schmerzt, neigen Betroffene dazu, an dem Auge zu reiben. Das sollte man vermeiden. Ist das Sehvermögen nicht beeinträchtigt, gibt es zunächst keinen Anlass zu größerer Sorge. Trotzdem ist ein Besuch beim Augenarzt wichtig, damit dieser das Auge untersucht. Möglicherweise ist nicht nicht nur die Hornhaut, sondern auch andere Strukturen verletzt.
Mit Hilfe eines gefärbten Augentropfens (Fluoresceintest) prüft er, ob die Hornhaut abgescheuert ist. Der Farbstoff wird über einen Papierstreifen ins Auge gebracht. Mit der Tränenflüssigkeit verteilt er sich über den Augapfel. Nach dem Ausspülen bleibt auf einer gesunden Hornhaut kein Farbstoff mehr übrig. Ist die Hornhaut verletzt, dann lagert sich der Farbstoff dort an. Wenn nötig, dann betrachtet der Augenarzt das Auge auch unter dem Mikroskop im Operationssaal, um schwerere Verletzungen auszuschließen.
Bei der Behandlung geht es vor allem darum, die Schmerzen zu lindern und weitere Schäden zu verhindern. Der Arzt kann schmerzlindernde Augentropfen verschreiben. Eine vorbeugende Behandlung mit Antibiotika wird von einigen Augenärzten empfohlen. Die zusätzliche Behandlung mit pflegenden Salben kann die Heilung beschleunigen. Bis zur kompletten Heilung müssen die Betroffenen auf Kontaktlinsen verzichten. Kontaktlinsen können die Heilung negativ beeinträchtigen und zu Infektionen führen.
In einer Studie hat man festgestellt, dass das Auge nicht besser heilt, wenn es mit einem Augenverband versorgt wird.
In sehr seltenen Fällen und bei tieferen Verletzungen muss die Bindehaut genäht werden.
Die Prognose solcher Verletzungen ist gut. Auch wenn es für ein solches Ereignis äußerst schmerzhaft sein kann und als Notfall wahrgenommen wird, sind die meisten Verletzungen harmlos und heilen folgenlos aus.
In manchen Fällen können nach einigen Wochen oder Monaten erneut Beschwerden auftreten. Die Ursache ist, dass die reparierte Schutzschicht schlecht mit der darunter liegenden Hornhautschicht verbunden ist. Mit einer intensiven Salbentherapie können die Beschwerden gelindert werden.
aktualisiert am 11.12.2019