Eine Augeninnendruckmessung (Tonometrie) dient der Bestimmung des Druckes, der vom so genannten Kammerwasser des Auges aufgebaut wird. Die Normalwerte für den Augendruck bewegen sich zwischen 10 und 21 mmHg (Millimeter Quecksilbersäule).
Meist wird die Messung vorgenommen, wenn ein Glaukom (Grüner Star) erkannt oder kontrolliert werden soll.
Beim Glaukom handelt es sich um eine Augenerkrankung, bei der meist die Druckwerte zu hoch sind. Der zu hohe Augeninnendruck kann vor allem dazu führen, dass der Sehnerv geschädigt wird. Es kann zur allmählichen Sehverschlechterung und zu Gesichtsfeldeinschränkungen kommen. Die häufigste Form ist das primäre Offenwinkelglaukom, bei dem der Augendruck nur mäßig zu hoch für das Auge ist. Innerhalb von Jahren kommt es zu langsam fortschreitenden Schäden, langfristig kann es allerdings praktisch zu einer Erblindung kommen.
Eine andere Form des Glaukoms, der so genannte Glaukomanfall, tritt als akute starke Augendruckerhöhung in Erscheinung. Meist ist dies mit Schmerzen und schlechtem Sehen verbunden. Bleibende Schäden können bereits innerhalb einiger Stunden daraus resultieren.
Eine Senkung des Augeninnendruckes ist durch Medikamente (z. B. Augentropfen) oder operative Eingriffe möglich.
Ein zu niedriger Augendruck kann aufgrund mancher Ursachen ebenfalls vorliegen, z. B. nach Verletzungen oder bei bestimmten Entzündungszuständen im Auge (Uveitis).
Zur Augeninnendruckmessung können mehrere Methoden zum Einsatz kommen. In der Praxis werden vor allem zwei Varianten durchgeführt: die Goldmann-Applanationstonometrie und die Non-contact-Tonometrie mit Luftstoß.
Die Druckmessung nach Goldmann (Applanationstonometrie) geschieht durch Abplattung der Hornhaut mit einem Messkopf, dessen Größe genau bekannt ist. Der Druck, der zur Abflachung notwendig ist, kann abgelesen werden und ist annähernd gleich dem Augendruck.
Die Non-contact-Tonometrie funktioniert über einen Luftstoß bestimmter Dauer und Stärke, der auf das Auge einwirkt. Mit dem Gerät lässt sich mittels optischer Messung die Verformung der Augenoberfläche (Hornhaut) bestimmen und daraus ein Rückschluss auf den Augeninnendruck ziehen.
Wesentlich weniger häufig zum Einsatz kommt ein weiteres Verfahren: die Schiötz-Tonometrie. Bei der Methode, die einige Erfahrung des Untersuchers voraussetzt, wird ein abgerundeter Metallstift auf das Auge aufgesetzt und die Hornhaut eingedellt. Durch die Einsinktiefe kann der Augendruck bestimmt werden.
Im Übrigen kann eine grob orientierende Augendruckbestimmung durchgeführt werden, indem mit dem Finger durch das geschlossene Lid der Augapfel abgetastet wird. Für den Alltag ist die Messung zu ungenau. Es kann jedoch meist schnell eine akute starke Augendruckerhöhung (Glaukomanfall) erkannt werden, weil das Auge dann "steinhart" wird.
Zur Augendruckbestimmung nach Goldmann muss der Patient an einer so genannten Spaltlampe, der Standard-Untersuchungseinheit beim Augenarzt, sitzen. Durch Augentropfen wird das Auge örtlich betäubt und angefärbt (Fluoreszein). Das Messköpfchen wird langsam auf die Hornhaut aufgesetzt. Durch den Blick in den Messkopf und Drehen eines Rädchens wird der ausgeübte Druck so eingestellt, dass er dem Augeninnendruck entspricht. Der Augenarzt sieht dies anhand zweier Halbkreise, die er an die richtige Position bringen muss. Der Druckwert wird in den Unterlagen des Patienten vermerkt.
Zur Non-contact-Tonometrie befindet sich der Patient an einem speziellen Untersuchungsgerät. Das Auge muss nicht betäubt werden. Aus dem Gerät kommt dann ein Luftstoß. Dieser kann als plötzlich und unangenehm empfunden werden. Die bestimmten Werte werden vom Gerät ausgedruckt.
Die Schiötz-Tonometrie erfolgt am liegenden Patienten, z. B. im Krankenbett. Das Messinstrument wird mit dem abgerundeten Stift auf die betäubte Hornhaut gesetzt. Oben befindet sich eine Messskala, auf der der Wert für den Augendruck abgelesen werden kann.
Statt einer Einzelmessung kann auch ein sogenanntes Tagesdruckprofil angelegt werden. Dazu wird der Augendruck mehrmals täglich über einige Tage bestimmt. Die Werte werden in einer Graphik eingetragen. Dies ermöglicht eine besonders gute Diagnose eines Glaukoms (Grüner Star) und eine bessere Möglichkeit, die Therapie einzustellen, da sich der Augendruck im Tagesverlauf ändert.
Wenn der Augeninnendruck gemessen wird, indem ein Messkopf auf die Hornhaut aufgebracht wird, kann es selten zu leichten mechanischen Auswirkungen (z. B. Abschürfung der Hornhautoberfläche, was meist schnell verheilt) oder zu Infektionen des Auges kommen. Schwerwiegende Komplikationen treten extrem selten auf. Wird die Messung durch einen Luftstoß ausgeführt, so treten in aller Regel keine Probleme auf. Die Messung ist aber meist ungenauer als bei den Methoden mit Hornhautkontakt.
Bei allen Augendruckmessungen kann es zu falschen Werten kommen. Dies tritt z. B. bei der Goldmann-Tonometrie oder beim Luftstoß auf, wenn die Hornhaut sehr vernarbt ist. Beim Luftstoß ist zudem die Messung bei sehr hohem Augendruck nicht mehr genau. Die Schiötz-Tonometrie ist hingegen bei hoher Kurzsichtigkeit ungenau.
Bei der Augeninnendruckmessung handelt es sich um eine äußerst wichtige Methode beim Glaukom (Grüner Star). Dennoch werden die Werte immer in einen Zusammenhang mit anderen Untersuchungen gestellt, um die Erkrankung und die Schäden genauer beurteilen zu können. Zu diesen Methoden gehört beispielsweise die Betrachtung des Sehnervenkopfes am Augenhintergrund, der beim Glaukom meist typische Auffälligkeiten aufweist.
Eine Gesichtsfelduntersuchung wird normalerweise ebenfalls durchgeführt. Ebenso kann die Betrachtung des so genannten Kammerwinkels am Vorderabschnitt wichtig sein, um die Art des Glaukoms festzustellen (z. B. Engwinkelglaukom). Die Betrachtung erfolgt dabei mit einer Speziallupe (Kontaktglas). Des Weiteren existieren noch andere diagnostische Spezialmethoden, z. B. die Papillentomographie (HRT).
aktualisiert am 16.12.2020