Wasseransammlungen im Bauch (Aszites) treten hauptsächlich bei Erwachsenen auf, die unter einer Leberzirrhose leiden. Sie entstehen, wenn Flüssigkeit aus den Blutgefäßen in die freie Bauchhöhle tritt. Doch auch ungeborene Kinder können von diesem Symptom betroffen sein. Ein Aszites (Wasseransammlung im Bauch) ist keine eigenständige Krankheit. Sie entsteht als Begleitsymptom einer anderen Erkrankung.
Bei einem ungeborenen Kind werden allgemeine Wasseransammlungen Hydrops fetalis genannt. Darunter fallen alle Flüssigkeitsansammlungen, die ein Fötus im Mutterleib haben kann: Aszites (Wasseransammlungen im Bauch), Pleuraergüsse (Flüssigkeit in der Lunge), Ödeme (Flüssigkeitseinlagerung im Gewebe) oder teils auch ein Polyhydramnion (zu viel Fruchtwasser). Der Aszites tritt häufig im Rahmen dieses Hydrops fetalis auf, kann aber auch unabhängig davon bestehen.
Häufigste Ursache für einen Hydrops fetalis ist eine fetale Anämie (Blutarmut). Diese kann mehrere Ursachen haben. Zum einen kann die Anämie entstehen, wenn der Fötus und die Mutter zwei unterschiedliche Rhesus-Faktoren auf den Blutzellen haben (Mutter Rhesus negativ, Fötus Rhesus positiv). Hier erkennt der Körper der Mutter die Blutzellen des Kindes als fremd und bildet daraufhin Antikörper. Das passiert in großem Ausmaß dann, wenn die werdende Mutter schon einmal schwanger war und der Körper auf die rhesus-positive Blutgruppe des Kindes sensibilisiert wurde. Die daraufhin gebildeten Antikörper wiederum zerstören die Blutkörperchen des Kindes. Heutzutage gehört die Bestimmung der Blutgruppe zu den üblichen Vorsorgeuntersuchungen einer Schwangerschaft. Stellt der behandelnde Gynäkologe eine Rhesus-Unverträglichkeit fest, bekommt die werdende Mutter in der 28. Schwangerschaftswoche Rhesusfaktor-Antikörper verabreicht. Diese prophylaktische Behandlung erfolgt nochmals 72 Stunden nach der Geburt.
Eine weitere Ursache der Anämie und somit des Hydrops beim ungeborenen Kind ist die Infektion mit dem Ringelrötel-Virus. Dieses Paravirus wird durch die Plazenta auf den Fötus übertragen und zerstört bei diesem die roten Blutkörperchen.
In ganz seltenen Fällen kann eine Toxoplasmose Ödeme (Wasseransammlungen) beim Ungeborenen auslösen. Diese Krankheit wird von Katzen auf den Menschen übertragen. Infiziert sich die Mutter vor der Schwangerschaft mit einer Toxoplasmose, bildet ihr Körper Antikörper im Blut. Hier ist der Fötus nicht gefährdet. Anders sieht es aus, wenn die Mutter sich während der Schwangerschaft mit der Krankheit infiziert. Gerade im ersten und zweiten Drittel der Schwangerschaft ist eine Infektion sehr gefährlich für das ungeborene Kind und muss umgehend behandelt werden.
Auslöser der Wassereinlagerungen beim Hydrops kann auch ein angeborener Herzfehler sein. Verschiedene Chromosomen-Anomalien (zu denen beispielsweise das Down-Syndrom gehört) führen ebenfalls zu einem Hydrops fetalis.
Der Aszites beim ungeborenen Kind geht in einigen Fällen nicht mit einem Hydrops einher. Man spricht von einem isolierten fetalen Aszites. Zu den Ursachen gehört eine Darmperforation (offene Stelle der Darmwand), die meist durch eine Verlegung des Darms entsteht. Ebenfalls kann eine Verletzung, Verlegung oder Fehlbildung der Blase oder des Harntraktes den Aszites beim ungeborenen Kind bedingen.
Der Aszites im Bauch des Fötus lässt sich durch eine Ultraschalluntersuchung feststellen. Der Arzt muss unterscheiden, ob es sich um einen eigenständigen Aszites oder um einen Aspekt eines allgemeinen Hydrops fetalis handelt. Falls es nicht klar sein sollte, wodurch die Ödeme entstanden sind, untersucht der Arzt oft zusätzlich die Flüssigkeit und wird versuchen, die Wasseransammlungen beim Fötus abzuleiten.
Im Wesentlichen ist die erfolgreiche Behandlung eines Aszites beim Fötus von der Ursache abhängig. Eine Rhesusfaktor-Unverträglichkeit wird anders therapiert als z. B. eine Toxoplasmose oder ein Defekt im Harntrakt. Hier gibt es chirurgische und medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten. Gegebenenfalls wird der Arzt eine Bluttransfusion vornehmen, um die Anämie auszugleichen und die Ödeme zu mildern.
Um rechtzeitig eingreifen zu können und Schlimmeres zu verhindern, ist es wichtig, dass werdende Mütter regelmäßig zu den Vorsorgeuntersuchungen gehen. Hier kann der Arzt schon im Frühstadium feststellen, wenn die Entwicklung des Fötus gestört ist und mit einer gezielten Therapie entsprechend eingreifen. Bei Fällen mit Blutarmut kann eine Nabelschnurbluttransfusion vorbeugend helfen, bevor der Hydrops fetalis überhaupt entsteht.
aktualisiert am 26.08.2022