Durch extreme Diäten und dem eventuellen Einsatz von Abführmitteln bei einer Magersucht werden dem Körper nach und nach wichtige Nähr- und Mineralstoffe entzogen. Das führt zu schweren Mangelerscheinungen. Eine Magersucht ist nichts anderes als eine selbst herbeigeführte Unterernährung. Durch diese Mangelernährung werden dem Körper nicht ausreichend Proteine und Nährstoffe zugeführt. Diese benötigt er aber, um für den Stoffwechsel bedeutsame Eiweiße wie das Albumin zu bilden. Dieses Bluteiweiß ist dafür zuständig, dass innerhalb und außerhalb der Gefäße der richtige „Teilchendruck“ (kolloidosmotischer Druck) herrscht, damit die Flüssigkeit in den Blutgefäßen gehalten wird.
Leidet der Patient unter einer Hypalbuminämie, also einem Mangel an Albumin, kann es sein, dass die Gefäße das Wasser nicht mehr richtig halten können und die Flüssigkeit in die freie Bauchhöhle eindringt. Es kommt zu einer zunehmenden Wasseransammlung im Bauch, einem Aszites. Zusätzlich zum reduzierten Allgemeinzustand leiden die meisten Magersüchtigen in der fortgeschrittenen Form ihrer Erkrankung unter Herzstörungen und Nierenfunktionsstörungen, was eine Aszites-Bildung begünstigen kann. Ist ein Aszites aufgrund einer Magersucht oder einer Mangelernährung entstanden, wird von einem Hungerbauch gesprochen. Dazu können sich auch Ödeme (Wasseransammlungen) an anderen Körperstellen bilden.
Bei einer Magersucht (Anorexia nervosa) handelt es sich um eine psychische Erkrankung. Im Vordergrund steht der Gewichtsverlust durch „kontrolliertes Essen“ oder völlige Nahrungsverweigerung. Magersüchtige unterziehen ihren Körper extremen Diäten, hinzu kommt häufig der Missbrauch von Abführmitteln, was dem Körper noch zusätzlich Nährstoffe entzieht. Betroffene Patienten treiben häufig noch bis zur völligen körperlichen Erschöpfung Sport, das alles nur aus Angst davor, vermeintlich dick zu werden. Kommt es dann doch zu einer Heißhungerattacke, wird das Gegessene meist wieder erbrochen. Das schwächt den sehr beanspruchten Körper noch zusätzlich. Deshalb muss die Behandlung von einer psychotherapeutischen Betreuung flankiert werden. Hierzu gehört, das Selbstbewusstsein der Betroffenen aufzubauen und ihnen zu vermitteln, dass sie als Mensch und nicht nach Äußerlichkeiten wertgeschätzt werden.
Die Flüssigkeitsansammlungen wie der Aszites sind in diesem Fall nicht unumkehrbar. In der Regel verschwinden die Ödeme und das Wasser im Bauch wieder, sobald der Patient wieder genügend Proteine zu sich nimmt und sich die Albumin-Konzentration im Blut normalisiert. Bei einem schweren Aszites kann es sein, dass dieser punktiert werden muss, um die Flüssigkeit über eine Kanüle aus dem Bauchraum abzulassen. Es ist äußerst wichtig, dass auch hier die Grunderkrankung behandelt wird. Wenn der Patient sein falsches Schönheitsideal aus dem Kopf bekommt, besteht eine echte Chance auf vollständige Genesung.
aktualisiert am 21.04.2023