Wasser im Bauch (Aszites) hat viele mögliche Ursachen. Neben Erkrankungen wie Leberzirrhose können Faktoren bis hin zur Einnahme der "Pille" zur Bauchwasser-Entstehung führen. Es handelt sich allerdings um einen seltenen Grund für einen Aszites.
Anti-Baby Pillen (orale Kontrazeptiva, Ovulationshemmer) können zu Nebenwirkungen und unterschiedlichen Beschwerden führen. Die als Wirkstoffe enthaltenen Hormone, insbesondere das Östrogen, können zu einer allgemeinen Wassereinlagerung im Körper führen. Vor allem sammelt sich die Flüssigkeit im Gewebe, beispielsweise in den Beinen. Es kann in diesem Rahmen auch zur Bildung eines gering ausgeprägten Aszites kommen, wenn sich auch Wasser im Bauchraum ansammelt. Ein stärkerer Aszites entsteht normalerweise nicht allein durch die Wirkung der Pille.
Die ausgeprägte Bauchwassersucht kann aber aufgrund einer Komplikation der Behandlung mit der Pille entstehen. Die Hormonpräparate können die Entstehung einer Venenthrombose fördern. Diese kann jede Blutader des Körpers treffen. In manchen Fällen kommt es zu einer Thrombose in der Leber-Pfortader. Die Pfortader hat die Aufgabe, das Blut aus Bauchorganen der Leber zuzuführen. Die Leber entgiftet das Blut und ist die erste Station des Stoffwechsels der Nährstoffe, nachdem sie über den Verdauungstrakt aufgenommen wurden. Ein Aszites wiederum wird durch einen Überdruck in der Pfortader ausgelöst. Diese portale Hypertension, wie der Vorgang genannt wird, kann unter anderem durch eine Leberzirrhose ausgelöst werden, aber auch durch eine dortige Thrombose. Ist die Pfortader nun verstopft, kommt es zu einem Stau vor der Leber. Dadurch kann die Flüssigkeit, die sich in den Blutgefäßen vor der Pfortader befindet, in den Bauchraum abgepresst werden und ein Aszites entsteht.
Im Zusammenhang mit der Pilleneinnahme kann auch eine Lebervenenthrombose entstehen, also eine Thrombose in den Blutgefäßen, die das Blut aus der Leber abführen. Die Lebervenenthrombose wird auch als Budd-Chiari-Syndrom bezeichnet und die Einnahme der oralen Kontrazeptiva mit der Pille kann dies fördern.
Eine Thrombose entsteht dann, wenn sich ein Blutgerinnsel in der Arterie oder der Vene bildet. Normalerweise ist die Gerinnung des Blutes sehr nützlich, zum Beispiel, wenn sich auf der Haut eine Wunde gebildet hat. Damit diese nicht weiterblutet, bildet sich Schorf, der nichts anderes als geronnenes Blut ist. Gerinnt das Blut aber in einem Blutgefäß, kommt es zu einem Thrombus (Blutpfropf), der das Gefäß zusetzen kann und den Blutfluss stoppt.
Bei der Entstehung der Thrombose spielt die Pille eine Rolle. Hier hängt es davon ab, wie viel Östrogen und Gestagen die verordnete Pille enthält. Kommen noch Erkrankungen wie Hypertonie (erhöhter Druck in den Blutgefäßen), Adipositas (starkes Übergewicht) oder Veränderungen des Blutes hinzu, erhöht sich das Risiko einer Thrombosebildung nochmals. Ein weiterer Risikofaktor ist das Rauchen in Kombination mit der Pilleneinnahme. Eine weitere Risikogruppe sind Erstanwenderinnen, denn die hormonelle Umstellung durch die Pille kann einen Einfluss auf die Blutgerinnung nehmen. Ein weiterer Auslöser ist die Veränderung der Blutzusammensetzung. Das kann unter anderem durch Flüssigkeitsmangel ausgelöst werden. Das Blut wird im wahrsten Sinne des Wortes zu dick. Ein weiterer Faktor ist eine Gefäßinnenwandschädigung, die vor allem durch innere Verletzungen entsteht oder aber auch durch die Einnahme der Pille befördert wird. Außerdem kann eine Schwangerschaft eine Rolle spielen.
Die Pfortaderthrombose oder die Lebervenenthrombose lassen sich wie andere Thrombosen auch mit Mitteln zur Blutgerinnungshemmung behandeln (Antikoagulanzien wie Heparin oder Marcumar). Doch vor allem bei diesen Formen der Thrombose muss auch eine mögliche Grunderkrankung behandelt werden.
Die Ursache eines Aszites muss immer abgeklärt werden, da die Einnahme von Kontrazeptiva nur eine von vielen möglichen Ursachen und Faktoren ist. Häufig steckt eine schwerwiegende Erkrankung hinter einer Bauchwasser-Ansammlung. Auch für die Pfortader-Thrombose und die Lebervenenthrombose gibt es verschiedene Ursachen, die zum Teil schwerwiegend sind.
Leidet eine Frau, die die Pille einnimmt, unter allgemeinen Wassereinlagerungen (Ödemen) des Körpers, dann kann der Wechsel des Präparates sinnvoll sein. So gibt es spezielle Pillen, die eine viel geringere Häufigkeit der Wassereinlagerungen aufweisen, beispielsweise wenn sie nur Gestagene und keine Östrogene enthalten oder die Östrogen-Konzentration gering ist. Auch das Absetzen der Pille kann in einigen Fällen in Frage kommen, wenn Nebenwirkungen wie Wassereinlagerungen auftreten.
Sollte eine Patientin zu einer Risikogruppe für Thrombosen gehören, ist vor der Einnahme der Pille ein ausführliches Gespräch mit dem behandelnden Frauenarzt angebracht und nach Alternativen zu einer Empfängnisverhütung zu suchen.
aktualisiert am 06.03.2023