Die Aspirationspneumonie ist eine spezielle Form der Lungenentzündung (Pneumonie). Die Entzündung wird durch das versehentliche Einatmen von Fremdkörpern oder Flüssigkeiten in die Lunge ausgelöst (Aspiration). Zumeist handelt es sich bei diesen Fremdkörpern oder Flüssigkeiten um Nahrungsmittel. Diese gelangen beim Schlucken oder beim Erbrechen versehentlich in die Atemwege. Der Körper reagiert auf ein derartiges Verschlucken mit einem Hustenreiz. Durch diesen Hustenreiz versucht der Körper, die Fremdkörper oder Flüssigkeiten wieder aus den Atemwegen zu transportieren. Unter bestimmten Umständen ist dieser Hustenreiz jedoch blockiert oder reicht nicht aus, um die Fremdkörper aus den Atemwegen zu befördern. Sie gelangen daraufhin in die Lunge und der Körper reagiert im weiteren Verlauf mit einer Entzündung.
Die grundlegende Ursache für eine Aspirationspneumonie ist wie erwähnt das Einatmen von Fremdkörpern und Flüssigkeiten in die Lunge. Dringen beispielsweise Nahrungsbestandteile bis in die Lunge vor, führt dies mitunter zu Schäden an den empfindlichen Lungenschleimhäuten. Durch diese Schäden wird wiederum eine Entzündung der Lunge ausgelöst. Die Schleimhäute sind durch die Schäden geschwächt und anfällig für einen Erregerbefall. Oft gelangen mit den Fremdkörpern direkt verschiedene Erreger in die Lunge, welche die Lungenentzündung verursachen.
Bezüglich der Auslöser für die Aspiration sind verschiedene Umstände bekannt. Im Normalfall reagiert der Körper mit einem sofortigen Hustenreflex und die Fremdkörper werden hierdurch wieder aus den Atemwegen befördert. Unter bestimmten Umständen kann dieser Hustenreflex jedoch gehemmt werden. Ein Beispiel hierfür stellt eine Alkoholvergiftung oder eine Überdosis mit Medikamenten und Drogen dar. Derartige Patienten sind nicht selten bewusstlos. Kommt es im Rahmen der Bewusstlosigkeit zu einem Erbrechen, ist die Gefahr auf eine Aspiration ungemein hoch. Die natürlichen Hustenreflexe des Körpers sind durch die Bewusstlosigkeit stark gehemmt. Schnell können Fremdkörper und Flüssigkeiten bis in die Lunge gelangen. Weitere Risikogruppen für die Aspirationspneumonie sind:
In einzelnen Fällen kann es auch im Rahmen einer Narkose zu einem unabsichtlichen Einatmen von Fremdkörpern oder Flüssigkeiten kommen. Diese Gefahr besteht vor allem bei stark alkoholisierten Personen, die sich nach einem Unfall einer Not-OP unterziehen müssen. Im Rahmen der OP kann es zum unbemerktem Erbrechen durch die Alkoholvergiftung kommen. Hierdurch kann der narkotisierte Patient Bestandteile aus dem Erbrochenen in die Lunge bekommen. Ein weiteres Ereignis, bei dem eine Aspiration mit der Folge einer Lungenentzündung vorkommen kann, ist eine Reanimation.
Nach der Aspiration von Fremdkörpern bis zu den ersten Symptomen der Aspirationspneumonie können mitunter bis zu 24 Stunden vergehen. Bei einigen Patienten zeigen sich die ersten Symptome jedoch bereits nach ungefähr zwei Stunden. Die ersten Symptome nach der Aspiration sind:
Im weiteren Verlauf kann es beim Patienten zu einer stark erhöhten Herzfrequenz, einer schnellen Atmung und einem Blutdruckabfall kommen. Weitere typische Symptome für eine Pneumonie sind:
Je nach Allgemeinzustand des Patienten kann aus der Aspiration von Fremdkörpern eine schwere Lungenentzündung mit einem Lungenödem (Wasseransammlung in der Lunge) resultieren. Wird die Aspirationspneumonie nicht rechtzeitig behandelt, breitet sich die Entzündung in einigen Fällen zwischen Lungen- und Rippenfell aus. Hierdurch stellen sich erhebliche Atemprobleme beim Patienten ein, da sich der Druck auf die Lunge enorm erhöht. Im schlimmsten Fall führen die Aspiration und die nachfolgende Pneumonie zu einem akuten Lungenversagen beim Patienten.
Durch eine nicht behandelte Aspirationspneumonie kann es zu unterschiedlichen Komplikationen kommen. Das komplette Versagen der Lunge ist hierbei eine äußerst gefährliche Komplikation. Aus dem Lungenversagen resultiert unweigerlich eine Sauerstoffunterversorgung des Körpers. Ferner kann der Patient durch die Atmung das Kohlendioxid nicht mehr ausreichend aus seinem Körper führen. Der Erstickungstod des Patienten droht. Desweiteren kann eine sich schnell ausbreitende Entzündung im Körper zu einer Sepsis (Verbreitung der Entzündungsreaktion über die Blutbahn) führen. Ein septischer Schock (Kreislaufzusammenbruch) mit multiplem Organversagen kann folgen. Bei lange bestehenden Entzündungen der Lunge kann es beim Patienten zu Vernarbungen im Atemorgan kommen. Eine derartige Lungenfibrose beeinträchtigt nicht selten die Lungenausweitung und somit die Atmung.
Zu Beginn des Diagnoseverfahrens führt der Arzt (je nach den Umständen) ein Gespräch mit dem Patienten. Im Rahmen des Gesprächs werden die Symptome ermittelt. Der Arzt versucht zudem mithilfe gezielter Fragen die Ursache für die Symptomatik zu ermitteln. Der Arzt befragt den Patienten beispielsweise nach einem kürzlich zurückliegenden Erbrechen oder Verschlucken. Ebenfalls wird die Lunge des Patienten abgehört. Im weiteren Verlauf setzt der Arzt eine Röntgenuntersuchung der Lunge an. Durch diese Röntgenaufnahmen kann eine Aspirationspneumonie erkannt werden. Die Lunge des Patienten zeigt für diese Erkrankung typische Veränderungen auf.
Besteht nach einer Röntgenuntersuchung dennoch eine gewisse Unsicherheit, wird eine Bronchoskopie angesetzt. Durch diese Lungenspiegelung kann der Arzt direkt in das Atemorgan einblicken. Er erkennt hierdurch optisch sowohl das eingeatmete Fremdmaterial als auch die Entzündung. Dieselben Ergebnisse liefern heutzutage auch die Computertomografie der Lunge. Ist die Aspirationspneumonie bereits weit fortgeschritten, bringt eine Blutuntersuchung Auskunft über den aktuellen Sauerstoffgehalt im Blut.
Sofern die Aspiration von Fremdkörpern nicht bemerkt wurde, müssen im Rahmen der Diagnose weitere mögliche Krankheiten ausgeschlossen werden – vor allem, wenn noch Zweifel an der Diagnose besteht. Die Symptome einer Aspirationspneumonie gleichen generell denen einer „normalen“ Lungenentzündung. Selbst Entzündungen des Rachenraums, eine Asthmaerkrankung oder verschiedene Lungenerkrankungen können sich durch ähnliche Symptome äußern. Durch verschiedene Herzerkrankungen, ein Nierenversagen und durch Rauchvergiftungen kann es ebenfalls zu einem Lungenödem (Flüssigkeit in der Lunge) beim Patienten kommen. Bei einem Zweifel an der Diagnose müssen diese Erkrankungen mithilfe spezifischer Untersuchungen ausgeschlossen werden.
Die Heilungsaussichten bei einer Aspirationspneumonie können nicht pauschalisiert werden. Unterschiedliche Faktoren spielen hierbei eine maßgebliche Rolle. Sowohl die Schwere und die Intensität der Entzündung als auch die Art beteiligter Erreger und die Größe der betroffenen Region wirken sich letztendlich auf die Prognose auf. Zudem spielen der Allgemeinzustand des Patienten und dessen Alter auf eine maßgebliche Rolle. Ein gesunder Erwachsener mit starkem Immunsystem wird sich mit der richtigen Behandlung normalerweise schnell wieder erholen. Die vollständige Heilung tritt bei diesen Patienten binnen weniger Wochen ein. Lässt sich der Patient nicht rechtzeitig behandeln, fällt die Prognose entsprechend schlecht aus. Derselbe Umstand bezieht sich auch auf geschwächte Patienten mit einer stark beeinträchtigten Immunabwehr. Eine Aspiration von saurem Mageninhalt ist eine weitere Gegebenheit, bei der die Prognose beeinträchtigt ist.
Für die Behandlung einer Aspirationspneumonie stehen den Ärzten heute verschiedene Maßnahmen zur Verfügung. In erster Linie ist es im Rahmen der Therapie wichtig, das Fremdmaterial aus der Lunge zu entfernen. Dies kann entweder mithilfe von bestimmten Sauggeräten erfolgen oder der Arzt verabreicht dem Patienten atemwegserweiternde Medikamente. Diese Medikamente können unter günstigen Bedingungen ein Abhusten des Fremdmaterials fördern. Muss das Fremdmaterial abgesaugt werden, bietet sich eine anschließende Untersuchung unter dem Mikroskop an. Hierdurch lassen sich die genauen Erreger für die Lungenentzündung meist zielsicher ermitteln. Gegen die eigentliche Entzündung der Lunge verabreichen die Ärzte Antibiotika. Diese Medikamente töten die Krankheitserreger in der Lunge und die Entzündung klingt mit der Zeit ab. Zumeist werden hierbei Medikamente eingesetzt, die gegen folgende Erreger wirksam sind:
Diese vier Bakteriengattungen sind die Hauptauslöser für eine Aspirationspneumonie. Im Falle schwerer Atemnot wird die Atemluft für den Patienten über eine Nasensonde mit Sauerstoff angereichert. Eventuell wird der Patient komplett künstlich beatmet. Im Rahmen der Therapie ist es ungemein wichtig, den Auslöser für die Aspiration zu ermitteln. Hierdurch wird das erneute Einatmen von Fremdmaterial im Vorfeld verhindert.
Sofern die Aspiration vom Patienten bemerkt wurde, ist es ungemein wichtig, umgehend den Arzt aufzusuchen. Eine Aspirationspneumonie stellt ein erhebliches Risiko für den Patienten dar und muss grundsätzlich behandelt werden. Der Patient sollte nicht versuchen, die Krankheit im Alleingang zu behandeln. Begleitend zur ärztlichen Behandlung kann der Patient mithilfe von Naturheilmitteln, Homöopathie oder mit bewährten Hausmitteln zur Symptomlinderung beitragen. Beispielsweise ist es möglich, starkes Fieber mithilfe von Wadenwickeln zu senken. Das Trinken von immununterstützenden Tees oder Homöopathie kann dem Körper bei der Bekämpfung der Erreger behilflich sein. Die Maßnahmen sollten mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.
Die vorbeugenden Maßnahmen bezüglich einer Aspirationspneumonie zielen in erster Linie auf das Verhindern einer Aspiration ab. Es ist wichtig, dem Schluckvorgang bei der Nahrungsaufnahme die nötige Aufmerksamkeit zu widmen. Vor allem Patienten mit Schluckbeschwerden sollten bei der Nahrungsaufnahme immer besonders aufmerksam schlucken. Derselbe Umstand bezieht sich auf das Erbrechen. Sofern der Patient nach dem Erbrechen das Gefühl hat, dass Mageninhalt in die Luftröhre gelangt ist, sollte umgehend ein Arzt verständigt werden. Muss sich der Patient einer OP mit Vollnarkose unterziehen, müssen die Anweisungen bezüglich der Vorbereitung auf die Narkose befolgt werden. Vor der OP sollte der Patient nicht essen oder trinken, um ein Erbrechen während der OP zu verhindern.
Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, müssen im Rahmen der Erste-Hilfe-Maßnahmen in der stabilen Seitenlage gelagert werden. Hierdurch wird vermieden, dass Erbrochenes in die Atemwege gelangt. Bei der künstlichen Ernährung von Patienten gilt es darauf zu achten, dass mehrere kleine Portionen Flüssignahrung über den Tag verteilt verabreicht werden.
Grundsätzlich ist es wichtig, bei jeglichem Verdacht auf eine Aspiration von Fremdmaterial umgehend den Arzt zu kontaktieren. Wird das Fremdmaterial frühzeitig aus der Lunge entfernt, kann eine gefährliche Aspirationspneumonie bereits im Vorfeld verhindert werden.
aktualisiert am 15.12.2023