Eine Arthroskopie der Schulter kann sowohl zur Diagnose als auch zur Behandlung von Erkrankungen des Schultergelenks genutzt werden.
Schmerzen in der Schulter kommen häufig vor. Sie können akut nach einem Sturz oder einem Sportunfall auftreten. Oder sie machen sich schleichend bemerkbar, werden chronisch und verschlimmern sich sukzessive, wie es bei den meisten Verschleißerscheinungen der Fall ist. Die Ursachen sind zahlreich. Mithilfe einer Schulterarthroskopie lässt sich diagnostizieren, was die Schmerzen in der Schulter verursacht. Der Begriff Arthroskopie setzt sich aus den griechischen Wörtern für Gelenk (arthros) und betrachten (skopein) zusammen. Die Arthroskopie wird auch Gelenkspiegelung genannt und ermöglicht einen genauen Einblick in das Gelenk. Eine Schulterarthroskopie geht jedoch meist über das reine Hineinschauen hinaus. Sie bietet auch die Möglichkeit, eine Erkrankung der Schulter minimalinvasiv zu behandeln.
Für eine Schulterarthroskopie werden, nach einer Betäubung, zwei oder drei sehr kleine Hautschnitte in die Schulter gesetzt. Man spricht auch von einer Schlüsselloch-OP. Durch einen Hautschnitt wird eine kleine Kamera eingeführt, deren Aufnahmen für den Operateur auf einen großen Bildschirm übertragen werden. Er kann sich damit ein genaues Bild vom Zustand des Schultergelenks sowie der Bänder und Sehnen machen. Mit einer Kochsalzlösung wird das Gelenk gespült. Über den zweiten und dritten Hautschnitt führt der Chirurg die Instrumente ein, die er zur Behandlung der Schulter braucht.
Bei folgenden Erkrankungen im Schultergelenksbereich bietet sich eine Arthroskopie an:
Die Rotatorenmanschette liegt zwischen Schultereckgelenk und Oberarmkopf und besteht aus vier Muskeln. Mithilfe der Rotatorenmanschette lässt sich der Arm in alle Richtungen bewegen. Durch Verschleiß, manchmal auch einen Unfall, können sich Risse in der Rotatorenmanschette bilden. Im Rahmen einer Arthroskopie lässt sich feststellen, ob die Rotatorenmanschette aufgefasert, angerissen oder gerissen ist. Risse können arthroskopisch genäht werden. Mithilfe von Naht-Ankern kann die Sehne wieder am Knochen des Oberarmkopfes angenäht werden. Selbst ein Muskel- oder Sehnentransfer kann mit einer Schlüsselloch-OP erfolgen. Offene OPs sind bei einer Rotatorenmanschettenruptur nur noch selten notwendig.
Kalkeinlagerungen in den Sehnen der Rotatorenmanschette können starke Schmerzen auslösen. Am häufigsten sind Frauen zwischen 40 und 60 Jahren davon betroffen. Das Kalkdepot kann mit einer Arthroskopie endoskopisch (mittels einer Spiegelung) entfernt werden. Um Verklebungen und Verwachsungen zu vermeiden, sollte bereits am Tag nach dem Eingriff mit Krankengymnastik begonnen werden.
Ist das Schultergelenk vormals noch nie ausgerenkt gewesen, so lässt es sich endoskopisch mithilfe von Naht-Ankern stabilisieren. Ein sogenannter Bankart-Repair wird notwendig, wenn es häufiger zu vorderen Ausrenkungen kommt. Mit Naht-Ankern werden die Knorpellippe und eingerissene Kapseltasche wieder fixiert.
Eine sogenannte Frozen Shoulder kann durch eine Entzündung der Gelenkschleimhaut ausgelöst werden, die mit einer Kapselschrumpfung einhergeht. Die Beweglichkeit der Schulter ist stark eingeschränkt. Die sekundäre Form der Frozen Shoulder ist häufig die Folge einer längeren Ruhigstellung nach einer Operation oder einer Verletzung. Beide Formen können sehr schmerzhaft sein. Manchmal bildet sich eine Frozen Shoulder spontan zurück. Ansonsten kann im Rahmen einer Arthroskopie die Gelenkkapsel durchtrennt und die entzündete Gelenkschleimhaut entfernt werden.
Wenn die dortige Sehne (Supraspinatussehne) nicht mehr unter dem Schulterdach hin- und hergleiten kann, spricht man von einem Impingement-Syndrom, das verschiedene Ursachen haben kann. Wenn die Sehne permanent gegen den Knochen reibt, kann die Sehne irgendwann reißen. Bei der Arthroskopie wird der Raum unter dem Schultereckgelenk vergrößert und der Engpass aufgelöst, indem knöcherne Veränderungen oder entzündete Weichteile entfernt werden.
Die Vorteile einer Schulterarthroskopie im Vergleich zu einer offenen Schulteroperation liegen auf der Hand: Der Patient muss sich meist keiner Vollnarkose unterziehen und auch die Verweildauer im Krankenhaus beschränkt sich auf eine Nacht. Mit der winzigen Kamera kann der Operateur das gesamte Schultergelenk einsehen, ohne dabei die Struktur zu verletzen. Gerade bei großen Gelenken wie dem Schultergelenk, das von einem dicken Muskel und einer dichten Struktur aus Gewebe, Sehnen und Bändern umgeben ist, bietet die Arthroskopie damit große Vorteile. Der Chirurg kann eine eindeutige Diagnose stellen und die Ursache sofort beheben. Durch die winzigen Hautschnitte ist die Heildauer kürzer. Es kommt seltener zu Infektionen, Nachblutungen oder Nervenverletzungen als bei einer offenen Operation. Und auch die Mobilisation erfolgt schneller, denn krankengymnastische Behandlung kann in vielen Fällen unmittelbar nach dem Eingriff beginnen.
Deutsches Schulterzentrum – Arthroskopische Schultereingriffe: https://www.deutsches-schulterzentrum.de/schwerpunkte/arthroskopische-schultereingriffe/ (online, letzter Abruf: 04.02.2021)
Gelenk-Klinik, Prof. Dr. med. Sven Ostermeier – Arthroskopie der Schulter: https://gelenk-klinik.de/schulter/schulter-op/arthroskopie-schulter.html (online, letzter Abruf: 04.02.2021)
Klinikum der Universität München – Was ist eine Schulterarthroskopie?: http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Orthopaedische-Klinik-und-Poliklinik/de/Orthopaedisches-Behandlungsspektrum/schulterchirurgie/problemeTherapien/was_ist_eine_schulterarthroskopie/index.html (online, letzter Abruf: 04.02.2021)
schulterinfo.de, Dr. Roland Sistermann – Die Schulterarthroskopie: https://schulterinfo.de/schulterarthroskopie.html (online, letzter Abruf: 04.02.2021)
aktualisiert am 04.02.2021