Die Zahl der durchgeführten Hüftarthroskopien steigt stetig. Eine Arthroskopie der Hüfte dient nicht nur einer exakten Diagnosestellung, sondern bietet auch die Möglichkeit eines schlüssellochchirurgischen Eingriffs.
Bei einer Hüftarthroskopie handelt es sich um eine Spiegelung des Hüftgelenks. Mit einem Instrument (Arthroskop), das in das Hüftgelenk vorgeschoben wird, kann der Zustand des Hüftgelenks beurteilt werden. Außerdem können im Rahmen einer Arthroskopie einige Erkrankungen des Hüftgelenks operativ behandelt werden. Man spricht von einem minimalinvasivem Eingriff oder einer Schlüsselloch-OP.
Eine Hüftarthroskopie wird in Seiten- oder Rückenlage durchgeführt. Die Gelenkspiegelung erfolgt unter Vollnarkose. Im Bereich des Hüftgelenks werden zwei, manchmal drei, wenige Millimeter lange Hautschnitte gesetzt. Durch einen Schnitt wird ein Endoskop eingeführt, an dessen Ende eine kleine Kamera befestigt ist. Die Bilder der Kamera werden in Echtzeit auf einen Bildschirm übertragen. So kann der Operateur den Gelenkraum der Hüfte sowie den Zustand der Muskeln und Bänder in Augenschein nehmen. Um den Gelenkzwischenraum zwischen Oberschenkelkopf und Hüftpfanne begutachten zu können, wird das entsprechende Bein unter Zug gesetzt.
Durch den zweiten (und dritten) Hautschnitt führt der Operateur die chirurgischen Instrumente ein, die zur Behandlung benötigt werden.
Schmerzen in der Hüfte können sehr unterschiedliche Auslöser haben. Bei anhaltenden Beschwerden, deren Ursache mit anderen bildgebenden Verfahren nicht feststellbar ist, ist eine Arthroskopie zur Diagnosestellung sinnvoll.
Außerdem lassen sich folgende Krankheitsbilder im Rahmen einer Hüftgelenksspiegelung operativ behandeln:
Durch Verletzungen oder Verschleißerscheinungen können sich im Hüftgelenk freie Gelenkkörper befinden. Für den Betroffenen machen sich diese häufig durch plötzlich einschießende Schmerzen im Hüftbereich bemerkbar. Freie Gelenkkörper können auch Gelenkblockierungen verursachen. Sie stören nicht nur die Mechanik des Gelenks, sie können das Gelenk auch dauerhaft schädigen. Im Rahmen einer Arthroskopie lassen sich diese sogenannten Dissekate meist sehr gut entfernen.
Bei einer Hüftdysplasie handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung, bei der Hüftgelenkskopf und Hüftgelenkspfanne mechanisch nicht ausreichend gut ineinander passen. Rund zwei bis drei Prozent der Kinder kommen damit zur Welt. Eine Hüftdysplasie, die in der Kindheit nicht behandelt wird, kann sehr lange schmerz- und beschwerdefrei verlaufen, im Erwachsenenalter aber zu einer frühzeitigen Gelenkabnutzung (Arthrose), zu Bewegungseinschränkungen und Schmerzen im Hüftgelenk führen.
Eine Hüftarthrose kann jedoch auch durch andere Faktoren und Ursachen entstehen, darunter eine wiederholte starke Belastung des Gelenks oder vorangegangene Verletzungen. Befindet sich eine Hüftarthrose noch im Anfangsstadium, lässt sie sich im Rahmen einer Hüftgelenksspiegelung behandeln. Man spricht dann von einer hüftarthroskopischen Rekonturierung des Hüftgelenks, bei der die Knochenform am Oberschenkelhals und an der Hüftgelenkspfanne so angepasst wird, dass keine mechanischen Einschränkungen mehr bestehen.
Beim Labrum handelt es sich um die Knorpellippe, die zwischen dem Hüftkopf und dem Oberschenkelhals liegt. Das Labrum wird häufig bei Sportunfällen verletzt, kann aber auch durch eine Hüftdysplasie (anlagebedingt schlecht passende Gelenkanteile) Schaden nehmen. Bei einem sogenannten Hüft-Impingement kommt es zur Einklemmung des Labrums in den Hüftgelenkspalt – vor allem bei Abspreizung, Innendrehung oder Beugung des Beines. Im Rahmen einer Arthroskopie kann die Knorpellippe geglättet oder zum Teil abgetragen, aber auch wiederhergestellt werden.
In dem Gelenkspalt zwischen Gelenkkopf und Gelenkpfanne befindet sich die sogenannte Synovia, die Gelenkflüssigkeit. Die Gelenkkapsel, die aus Gelenkschleimhaut (Synovialis) und Bindegewebe besteht, umfasst das Gelenk und beinhaltet die Gelenkflüssigkeit. Die Gelenkschleimhaut kann sich aus verschiedenen Gründen entzünden, was zu starken Schmerzen führt. Mithilfe einer Arthroskopie lässt sich das kranke Schleimhautgewebe entfernen. Damit wird auch verhindert, dass die Entzündung weiter fortschreitet und die Gelenkstruktur angreifen kann. Es ist aber wichtig, die Ursache der Entzündung zu kennen, um weiteren Entzündungen entsprechend vorbeugen zu können.
Eine Hüftgelenksarthroskopie ist ein Verfahren, das eine sehr genaue Diagnostik ermöglicht. Als Therapiemethode bietet sie im Vergleich zu einer offenen Hüftoperation zahlreiche Vorteile: Durch die kleinen Operationswunden verringert sich das Risiko einer Infektion. Weichteile wie Bänder und Muskeln müssen nicht beschädigt werden, um zum Gelenk vorzudringen. Das minimiert nicht nur die Möglichkeit von Komplikationen, es beschleunigt auch die Heilung. Die Verweildauer des Patienten im Krankenhaus beträgt meist nur eine oder zwei Nächte. Nach dem Eingriff verbleiben nur kleine unauffällige Operationsnarben.
Deutsches Ärzteblatt, Oliver Rühmann – Arthroskopie des Hüftgelenks: https://www.aerzteblatt.de/archiv/61186/Arthroskopie-des-Hueftgelenks (online, letzter Abruf: 08.02.2021)
Klinikum der Universität München – Impingement Syndrom der Hüfte: http://www.klinikum.uni-muenchen.de/Orthopaedische-Klinik-und-Poliklinik/de/Orthopaedisches-Behandlungsspektrum/hueft_ask/probleme_therapien/impingement/index.html (online, letzter Abruf: 08.02.2021)
Orthopädische Gelenk-Klinik, Dr. Martin Rinio – Hüftarthroskopie: Diagnose und Therapie von Hüftschmerzen: https://gelenk-klinik.de/hueftgelenk/hueft-operation/hueftarthroskopie-oder-hueftspiegelung.html (online, letzter Abruf: 08.02.2021)
GFO Kliniken Niederrhein Betriebsstätte St. Vinzenz-Hospital – Hüftgelenksarthroskopie: https://www.st-vinzenz-hospital.de/fileadmin/user_upload/f111/Dokumente/Detaillierte_Informationen_1.pdf (online, letzter Abruf: 08.02.2021)
aktualisiert am 08.02.2021