Schmerzen nach einer Kniearthroskopie sind nicht ungewöhnlich. Die meisten sind vorübergehend und nicht besorgniserregend. Doch in einigen wenigen Fällen können sie auf Komplikationen hindeuten.
Eine Operation – selbst wenn sie minimalinvasiv durchgeführt wird wie eine Arthroskopie – ist ein Eingriff in den Körper. Auch bei einer fachlich einwandfrei ausgeführten Arthroskopie werden Körperstrukturen zwangsläufig verletzt: Es müssen kleine Hautschnitte gesetzt werden. Das Knie wird gespült, Muskeln und Bänder müssen gegebenenfalls für die Dauer der Operation beiseite geschoben werden, um an die Operationsstelle zu gelangen. Es findet also, auch bei einem erfolgreich durchgeführten Eingriff, eine Menge Manipulation im Inneren des Knies statt. Schmerzen nach einer Arthroskopie sind also nichts Ungewöhnliches und kein Anlass zur Sorge.
Bei einer Arthroskopie werden im Knie nur zwei oder drei kleine Hautschnitte gesetzt. Diese genügen, um eine Operation minimalinvasiv durchzuführen. Das Verheilen der äußerlichen Wunde ist nach einer Arthroskopie selten problematisch. Der Schmerz, der von den kleinen Wunden ausgeht, ist im Vergleich zu einer offenen Knie-OP stark reduziert.
Gegen die Schmerzen nach der Kniespiegelung erhält der Patient nichtsteroidale Antirheumatika wie zum Beispiel Ibuprofen oder Diclofenac. Diese Medikamente lindern nicht nur die Schmerzen, sondern wirken auch entzündungshemmend. Leichte Schwellungen lassen sich durch Kühlung bessern. Innerhalb weniger Tage sollte der akute Schmerz sukzessive nachlassen.
Das Infektionsrisiko nach einer Kniearthroskopie ist sehr gering und beträgt weit unter ein Prozent. Kommt es nach der Operation jedoch zu einer schmerzhaften Schwellung des Kniegelenks, fühlt es sich heiß an, ist gerötet und berührungsempfindlich, könnte dies auf eine Infektion im Kniegelenk hindeuten. Schreitet die Infektion fort, können sich Fieber und ein Krankheitsgefühl einstellen. Eine Entzündung kann das Kniegelenk nachhaltig schädigen. Eine bakterielle Infektion des Knies muss umgehend mit Antibiotika behandelt werden.
Bei einer Operation im Rahmen einer Arthroskopie können kleinere und größere Blutgefäße beschädigt werden. Dabei tritt Blut in die Gelenkhöhle aus. Solche blutigen Gelenkergüsse werden auch Hämarthros genannt. Auch wenn nur wenig Blut austritt, kann dieses in dem engen Kniegelenk eine Schwellung und sogenannte Spannungsschmerzen hervorrufen. Die Schwellung führt zu einer eingeschränkten Beugefähigkeit des Kniegelenkes. Äußerlich kann sich ein druckempfindlicher Bluterguss zeigen, der erst rot ist und sich dann typisch blau und gelb verfärbt. Blutergüsse sind nach einer Kniearthroskopie keine Seltenheit. Kleinere Blutergüsse sind zwar zunächst unangenehm, bilden sich aber von selbst zurück. Größere Ergüsse können punktiert werden, das heißt, dass die Flüssigkeit mit einer dünnen Nadel aus dem Gelenk gezogen und das Gelenk damit entlastet wird.
Durch die ungewohnten Manipulationen, die bei einer Kniearthroskopie im Inneren des Gelenks vorgenommen werden, kann es zu einer gesteigerten Produktion von Gelenkflüssigkeit kommen. Man spricht dann auch von „Wasser im Knie“. Die Flüssigkeit kann schmerzhafte Schwellungen verursachen. Ähnlich wie der Bluterguss ist auch Wasser im Knie nach einer Kniespiegelung keine Seltenheit. In vielen Fällen bildet sich der Gelenkerguss innerhalb von einer Woche zurück. Ist dies nicht der Fall, kann die Flüssigkeit im Kniegelenk punktiert werden.
Nicht nur Blutgefäße, auch Nerven können bei einer Kniespiegelung verletzt werden. Das kann auch noch nach der OP geschehen, zum Beispiel, wenn ein großer Bluterguss einen Nerv einklemmt. Eine Nervenverletzung kann sich in einem Taubheitsgefühl im Knie oder im Unterschenkel äußern. Sie kann sich aber auch als Muskelschwäche unterhalb des Knies zeigen. Diese Empfindungen bilden sich meist innerhalb einiger Wochen bis Monate von selbst zurück, indem die benachbarten Nerven die Nervenversorgung übernehmen.
Jede Operation birgt ein Thromboserisiko. Dieses ist besonders hoch, wenn der Eingriff an den unteren Extremitäten stattfindet. Durch die Aktivität der Beine wird im Alltag das Blut in Richtung Herz gepumpt. Fehlt diese Bewegung, weil der Patient aufgrund einer Operation über einige Zeit liegt, erhöht sich die Gefahr einer Thrombose. Diese wird ausgelöst durch ein Blutgerinnsel, das sich zum Beispiel im Inneren der großen Beinvene anlagert. Das Blut kann dann nicht mehr ungehindert in Richtung Herz fließen. In der Folge kommt es zu einer Schwellung und zu Schmerzen im Bein. Die Haut fühlt sich heiß an und spannt. Besonders gefährlich wird es, wenn der Blutpfropf sich löst. Er wird dann mit dem Blutkreislauf in die Lunge transportiert, wo er eine lebensgefährliche Lungenembolie auslösen kann. Anzeichen einer Thrombose müssen immer ernst genommen werden und gehören umgehend in ärztliche Behandlung.
Bei einer Arthroskopie werden nur sehr kleine Hautschnitte gesetzt. Dennoch kann es in einigen Fällen nach einer Arthroskopie zu einer überschießenden Narbenbildung kommen, auch im Inneren des Knies. Zehn Prozent der arthroskopischen Kreuzbandoperationen enden in einer sogenannten Arthrofibrose. Die Zellen des Narbengewebes verdrängen das gesunde Bindegewebe im Gelenk. Das Gewebe verhärtet und verdickt sich. Neben Entzündungszeichen wie Schwellung, Rötung und Hitze kommt es dazu, dass das Kniegelenk immer weniger beweglich wird. Eine Arthrofibrose wird zunächst mit Cortison behandelt und kann sich durch Krankengymnastik und Lymphdrainage bessern. Manchmal muss eine erneute Kniespiegelung durchgeführt werden, bei der das Narbengewebe und die Verklebungen entfernt werden (Arthrolyse).
Dauerhafte Schmerzen im Knie oder Bewegungseinschränkungen nach einer Arthroskopie sind häufig darauf zurückzuführen, dass der Eingriff zu spät stattgefunden hat. Fälschlicherweise bringt der Patient die Schmerzen dann mit der Operation in Zusammenhang. Tatsächlich aber sind Schädigung und Abbau (Degeneration) des Gelenks bereits weit fortgeschritten. Eine Arthroskopie kann den Schaden nicht mehr oder nur teilweise beheben. Es kann dann immer wieder zu sogenannten Reizergüssen kommen, die zum Beispiel durch Knorpelschäden verursacht werden.
Die meisten Schmerzen nach einer Arthroskopie sind von begrenzter Dauer. Bei rund fünf Prozent der Patienten kann es allerdings zu chronischen Schmerzen kommen, die auch ein bis anderthalb Jahre nach dem Eingriff noch bestehen. Wenn sich bei Untersuchungen keine klaren Ursachen feststellen lassen, handelt es sich meist um eine Nervenverletzung, die mit bildgebenden Verfahren größtenteils nicht nachweisbar ist. Für den Patienten kann sich eine kleine Nervenverletzung in ausgeprägten Schmerzen äußern. Chronischer Schmerz sollte mit einer gezielten Schmerztherapie behandelt werden, um sich nicht in das Schmerzgedächtnis des Körpers einzuprägen.
ÄrzteZeitung – Knie-Op mit Nachwehen - Arthroskopie begünstigt neuropathieähnliche Schmerzen: https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Arthroskopie-beguenstigt-neuropathieaehnliche-Schmerzen-233529.html (online, letzter Abruf: 25.02.2021)
Gelenk-Klinik, Prof. Dr. Sven Ostermeier; PD Dr. med. habil. Bastian Marquaß – Schmerzen nach Arthroskopie: https://gelenk-klinik.de/gelenke/schmerzen-nach-arthroskopie.html (online, letzter Abruf: 25.02.2021)
Biermann Medizin (Orthopädische Unfallchirurgische Nachrichten) – Nervenverletzung als Ursache für unklare chronische Schmerzen nach Knie-OP: https://biermann-medizin.de/nervenverletzung-als-ursache-fuer-unklare-chronische-schmerzen-nach-knie-op/ (online, letzter Abruf: 25.02.2021)
Orthopädische Chirurgie Dr. med. Rolf F. Oetiker – Kniespiegelung - Kniearthroskopie – Kniegelenksspiegelung: https://www.orthozentrum.ch/de/Huefte-Knie/Kniespiegelung-Kniearthroskopie (online, letzter Abruf: 25.02.2021)
aktualisiert am 25.02.2021