Hinter dem etwas ungewöhnlich klingenden Namen Heberden-Arthrose verbirgt sich eine Arthrose der Fingergelenke, genauer gesagt der Fingerendgelenke. Benannt ist die Krankheit nach dem englischen Arzt William Heberden (1710 – 1801).
Die Hände sind das wichtigste Werkzeug des Menschen. Tausende von Bewegungen führen sie täglich aus. Ist die Beweglichkeit der Hände oder der Finger beeinträchtigt, kommt es zu erheblichen Einschränkungen im Alltag. Millionen von Frauen im mittleren und höheren Lebensalter leben mit dieser Einschränkung. Der schrittweise Gelenkverschleiß in den Fingergelenken ist ein weit verbreitetes Leiden, das in 90 Prozent der Fälle das weibliche Geschlecht trifft.
Eine Fingergelenkarthrose ist kein Einzelgänger. Häufig sind mehrere Fingergelenke und zusätzlich die Fingermittelgelenke betroffen (Bouchard-Arthrose). Ist das Daumensattelgelenk erkrankt, spricht man von einer Rhizarthrose.
Charakteristisch für eine Fingerendgelenkarthrose sind die sogenannten Heberden-Knoten. Das sind knorpelige Wucherungen an den Gelenken der oberen Fingerglieder. William Heberden erkannte den Unterschied zwischen den durch Gelenkverschleiß entstandenen Knoten und Gichtknoten (Tophi). Die Arthrose-Knoten tragen deshalb bis heute seinen Namen.
Schlimmer als die optische Beeinträchtigung wiegen für die meisten Betroffenen die anderen Begleiterscheinungen der Arthrose:
Die Erkrankung tritt meist in die Schüben auf, die mehrere Wochen bis Monate dauern. In akuten Phasen (aktivierte Arthrose) sind die Fingergelenke leicht geschwollen und gerötet. Die Haut um die betroffenen Gelenke ist warm und berührungsempfindlich. Erst im Anschluss an die akute Phase bilden sich die Heberden-Knoten. Die Schmerzen haben dann bereits wieder nachgelassen.
Wie bei allen Arthrose-Erkrankungen kommt es auch bei der Fingergelenkarthrose häufig zu Anlaufschmerzen. Das heißt, der Schmerz ist zu Beginn einer Aktivität am stärksten und lässt dann nach. Auch bei Wetterumschwüngen können die Beschwerden zunehmen.
Vor allem, wenn nicht nur die Finger betroffen sind, sondern auch das Daumensattelgelenk, sind die Einschränkungen groß. Das Hochheben oder das Aufschrauben einer Flasche wird dann zu einer kaum zu bewältigenden Aufgabe.
Eine Fingergelenkarthrose entwickelt sich allmählich, sodass sie lange unbemerkt bleiben kann. Eine Veranlagung für die Erkrankung ist häufig vererbt. Hormone scheinen bei der Entwicklung ebenfalls eine Rolle zu spielen, da die Krankheit sich oft mit dem Eintritt in die Wechseljahre bemerkbar macht.
Nicht alle leiden gleichermaßen. Selbst Fingerarthrosen, die im Röntgenbild auffällig sind, müssen keine starken Schmerzen verursachen, wohingegen schon geringe Arthrose-Veränderungen sehr schmerzhaft sein können.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Fingergelenkarthrose zu behandeln. Alle Therapiemaßnahmen zielen auf eine Linderung der Beschwerden. Eine Heilung ist nicht möglich.
Während eines Krankheitsschubes können Schmerzmittel oder auch Cortison-Injektionen Entlastung schaffen. Akute Schübe sollten immer behandelt werden. Unbehandelt verschlechtert sich die Arthrose.
Die natürliche Gelenkschmiere, die bei Arthrose stark verringert ist, kann in Form von Hyaluronsäure injiziert werden. Die Hyaluronsäure, die auch Bestandteil der körpereigenen Gelenkflüssigkeit (Synovia) ist, verringert die Reibung und wirkt entzündungshemmend.
Ein pflanzliches Mittel, das sich bei Arthrose bewährt, ist Teufelskrallenwurzel. Die Teufelskralle soll nicht nur während eines akuten Schubes schmerzstillend und entzündungshemmend wirken, sondern auch langfristig zur Besserung der Beschwerden beitragen. Bisher gibt es nur einzelne, noch ungenügende Studien zur Wirksamkeit des pflanzlichen Mittels.
Operiert wird bei einer Heberden-Arthrose nur sehr selten, da die Fingerendgelenke nur wenig zur Beweglichkeit des gesamten Fingers beitragen. Sind die Fingerendgelenke stark verformt, kann eine Versteifung der Gelenke in Beugestellung vorgenommen werden, sodass der Patient weiterhin eine Faust machen und greifen kann.
Krankengymnastik und Kältetherapie können die Beweglichkeit der Fingergelenke fördern.
An den Fingerendgelenken können sich sogenannte Mukoidzysten bilden. Diese gutartigen Verdickungen enthalten eine gallertartige Flüssigkeit. Wenn sie aufplatzen, drohen Entzündungen. Da die Zysten auch das Nagelwachstum beeinträchtigen und verändern können, ist es häufig sinnvoll, sie zu punktieren (mit einer Nadel hineinzugehen) und sie zu entleeren.
Betroffene können einiges dazu beitragen, dass die Erkrankung nicht – oder nicht so schnell – fortschreitet. Priorität hat dabei, die Beweglichkeit der Fingergelenke zu erhalten und zu trainieren. In schmerzfreien Phasen sollten Betroffene täglich Fingerübungen machen. Wenn die Finger bewegt werden, werden die Gelenkknorpel besser mit Nährstoffen versorgt als bei Inaktivität. Dadurch kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden.
Die Übungen sind ebenso einfach wie effektiv:
Gut geeignet ist auch ein warmes Handbad verbunden mit Bewegungsübungen der Finger im Wasser. Warme Moorpackungen oder Fangopackungen sind nicht nur angenehm, sondern kurbeln die Durchblutung in den Gelenken an. Nach dem Abtrocknen werden die Fingergelenke sanft mit einem Massageöl massiert.
Wenn die Schmerzen nachgelassen haben, unterstützen Handarbeiten wie Häkeln oder Stricken, das Spielen von Tasteninstrumenten oder das Tippen auf der Computertastatur die Beweglichkeit.
Über den Zusammenhang von Arthrose und Ernährung ist in den letzten Jahren viel publiziert worden. Ärzte raten zu einer fleischarmen Kost mit viel Obst und Gemüse. Kohlenhydrate sollten eher in Maßen – und am besten nicht abends – konsumiert werden. Statt Weizen sollte besser Dinkel oder Hirse verzehrt werden. Eine abschließende wissenschaftliche Beurteilung, inwieweit Ernährung wirklich einen nennenswerten Einfluss auf die Entwicklung von Arthrose hat, steht noch aus.
Betroffene sollten sich nur schonen, wenn die Fingergelenke stark schmerzen.
Schwere Lasten sollten immer auf beide Hände gleichmäßig verteilt werden. Für die Fingergelenke ist es schonender, wenn schwere Dinge mit einem Griff getragen werden können, also zum Beispiel in einer Tüte. Wenn die Finger ausgestreckt sind, wie zum Beispiel bei einem Tablett oder einem Karton, ist das ungünstig.
Es gibt bestimmte Bewegungen, die man besser vermeiden sollte, wie zum Beispiel die Drehbewegung beim Auswringen eines Lappens. Auch Wäscheklammern mit Federspannung sind schlecht für die Fingergelenke. Besser geeignet sind Aufsteckklammern ohne Feder. Betroffene merken in den meisten Fällen sehr deutlich, welche Bewegungen ihnen gut tun und welche eher schaden.
Gelenk-Doktor, Dr. Peter Baum – Fingerarthrose: Bei Arthrose der Fingergelenke gibt es zahlreiche Hilfen: https://gelenk-doktor.de/hand-gelenk/fingerarthrose-bouchardarthrose-daumensattelgelenksarthrose-heberdenarthrose (online, letzter Abruf: 04.12.2019)
Deximed, Philipp Ollenschläger – Heberden-Knoten: https://deximed.de/home/b/orthopaedie/patienteninformationen/ellenbogen-und-unterarm/heberden-knoten/ (online, letzter Abruf: 04.12.2019)
aktualisiert am 06.12.2019