Jeder zweite Deutsche ab Mitte 50 leidet an einer Herz-Kreislauf-Krankheit. Die meisten dieser Krankheiten werden durch einen ungesunden Lebensstil ausgelöst. Eine Arteriosklerose betrifft fast ausschließlich Menschen aus Industrienationen, in denen Nahrungsüberschuss und Bewegungsarmut zum Alltag gehören.
Der Arteriosklerose (genauere Bezeichnung: Atherosklerose) könnte damit durch eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung vorgebeugt werden. Das Risiko tödlicher Folgen kann vermindert werden. Auch wenn eine gesunde Lebensweise wichtig für unseren gesamten Organismus ist, können weitere Risikofaktoren wie erworbene Krankheiten oder eine familiäre Vorbelastung eine Arteriosklerose entstehen lassen.
Früher wurden jene Risikofaktoren, die der Mensch selber beeinflussen kann, in zwei Ordnungen aufgeteilt. Der Unterschied beider Kategorien bestand in ihrer Wichtigkeit. Faktoren erster Ordnung waren solche, die das Risiko besonders stark erhöhen. Diese Einteilung ist zwar veraltet, dennoch lassen sich die vier bedeutsamsten Faktoren der Entstehung einer Arteriosklerose aufführen:
Faktoren, die bei der Entwicklung der Arteriosklerose ebenfalls eine Rolle spielen, sind:
Dabei werden einige dieser Faktoren zusammen als metabolisches Syndrom bezeichnet, nämlich Fettleibigkeit, schlechte Blutfettwerte, Diabetes und Bluthochdruck. Diese Kombination kann auch als Wohlstandssyndrom bezeichnet werden, da es sich um übliche Folgen einer Lebensweise mit überschüssiger Nahrungszufuhr und mangelnder Bewegung handelt.
Eine Reihe von Risikofaktoren lässt sich hingegen nicht ändern. Zu diesen nicht beeinflussbaren Punkten gehören:
Der erhöhte Wert von LDL-Cholesterin und der zu niedrige Wert von HDL-Cholesterin spielen eine besondere Rolle bei der Entwicklung von Arteriosklerose. Diese Werte, die auch als „schlechtes Cholesterin“ und „gutes Cholesterin“ bezeichnet werden, sind durch die Ernährung beeinflussbar. Wer sich gesund ernährt, verringert das Risiko, an einer Arteriosklerose zu erkranken.
Ballaststoffreiche Lebensmittel, dazu Gemüse und Obst, nicht zu viel Fett und Salz – dies bildet bereits die Basis für eine gesunde Ernährung und ist damit essenziell für die Herzgesundheit. Um Plaquebildungen in den Gefäßwänden vorzubeugen, sollte man auf mehrfach ungesättigte Fettsäuren achten. Diese kommen zum Beispiel in Fisch und Olivenöl vor. Gesättigte Fettsäuren, wie sie in tierischen Produkten wie Fleisch, Milch, Käse oder Sahne vorkommen, sind weniger gesund, sie sollten daher in Maßen genossen werden. Welche Fette sich in welcher Konzentration im Blut befinden, wird durch das Fettsäuremuster in den zu sich genommenen Lebensmitteln beeinflusst. Wer sich überwiegend fettreich ernährt und somit einen erhöhten Cholesterinspiegel hat, steigert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um ein Vielfaches.
Dass Rauchen (auch Passivrauchen) für den gesamten Körper ungesund ist, sollte jedem bewusst sein. Nikotin ist bewiesenermaßen an Gefäßerkrankungen beteiligt. Nikotin verengt die Arterien, was auf Dauer zu einer Unterdurchblutung an verschiedensten Stellen führt. Die Gliedmaßen, die Haut, die Gefäße, das Nervensystem – Nikotin führt zu einer Unterversorgung dieser Bereiche. Dies führt zu einem schnelleren Herzschlag, der Blutdruck steigt und ebenso die Pulsfrequenz.
Rauchen schädigt über verschiedene Giftstoffe wie Kohlenmonoxid die Innenwände der Blutgefäße und fördert damit die Entstehung einer Arteriosklerose. Durch den Zigarettenrauch kommt es ebenso zu einer Absenkung des günstigen HDL-Cholesterins und zu einer Erhöhung des schädlichen LDL-Cholesterins. Das Rauchen erhöht ebenfalls die Wahrscheinlichkeit, dass es zu Blutgerinnseln kommt – Thrombosen und Verschlusskrankheiten drohen.
Fettes Essen, übermäßiger Alkoholkonsum, zu wenig Bewegung, daraus resultierendes Übergewicht – ein Zusammenspiel aus Risikofaktoren für eine Arteriosklerose trifft auf viele Menschen zu. Eine Fettleibigkeit, auch Adipositas genannt, bedeutet, dass der Patient stark übergewichtig ist. Hierbei sind in der Regel die Blutfettwerte erhöht, man spricht von einer Hyperlipoproteinämie. Eines dieser Fette ist Cholesterin. Nur selten liegt hier eine angeborene Stoffwechselkrankheit vor, meist ist die Ursache ein ungesunder Lebensstil. Nicht umsonst werden die Folgen dieser Lebensweise als Wohlstandssyndrom oder metabolisches Syndrom bezeichnet (neben Fettleibigkeit und schlechten Blutfettwerten auch Bluthochdruck und Diabetes).
Vermehrtes Bauchfett (das sogenannte viszerale Fettgewebe) gilt als besonderes Risiko, an einer Arteriosklerose zu erkranken. Ungünstiges Essverhalten und wenig bis gar kein Sport beeinträchtigen den gesamten Organismus und wirken begünstigend auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dieses Risiko kann also um ein Vielfaches verringert werden, wenn der Patient seine Gewohnheiten ändert.
Eine angeborene Hyperlipoproteinämie (zu viel Cholesterin im Blut), Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) und Morbus Cushing begünstigen eine Fettleibigkeit und somit eine Arteriosklerose.
Diabetes mellitus, auch Zuckerkrankheit genannt, tritt ebenfalls oft bei Patienten mit Übergewicht auf. Hier ist eine richtige Einstellung des Blutzuckers wichtig. Ist der Glukosespiegel im Blut zu hoch, schädigt dies auf Dauer die Gefäßwände.
Ein weiterer Risikofaktor ist Bluthochdruck (Hypertonie), der ebenso durch Übergewicht und falsche Ernährung auftreten kann. Der zu hohe Blutdruck beansprucht die innere Auskleidung der Arterien (Endothel) und bringt damit arteriosklerotische Vorgänge in Gang. Liegt eine primäre Hypertonie vor, ist die Ursache keine Vorerkrankung, sondern der hohe Blutdruck ist das Ergebnis eines ungesunden Lebensstils. Bei der sekundären Form gehören zu den Ursachen Störungen im Hormonhaushalt oder Nierenerkrankungen.
Wenn der Harnsäuregehalt im Blut erhöht ist (Hyperurikämie), kann dies neben Gicht oder Arthritis (Gelenkentzündung) auch Arteriosklerose verursachen.
Die genannten Risikofaktoren ergeben ein gefährliches Zusammenspiel, welches vor allem durch zu wenig Bewegung und eine schlechte Ernährung erreicht wird. Sie können in Kombination oder einzeln auftreten, wirken aber immer begünstigend auf eine Arteriosklerose.
Östrogen wirkt wie ein natürlicher Schutz gegen Arteriosklerose. Daher sind Männer auch häufiger betroffen als Frauen. Fällt in den Wechseljahren dieses gefäßschützende Hormon jedoch weg, steigt die Gefahr an, auch als Frau zu erkranken.
Bei einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) können die Cholesterinwerte erhöht sein. Häufig leiden junge Frauen an dieser hormonellen Störung, weshalb bei betroffenen Patientinnen eine Arteriosklerose frühzeitig auftreten kann.
Bei Morbus Cushing und beim Cushing-Syndrom ist zu viel Cortisol im Körper vorhanden. Dies kann zu Folgen wie Übergewicht, Diabetes mellitus und Bluthochdruck führen, welche eine Arteriosklerose begünstigen.
Das hohe Alter ist ein natürlicher Risikofaktor, an einer Arteriosklerose zu erkranken. Dies ist nicht beeinflussbar. Der Körper unterliegt mit zunehmendem Alter Abbauprozessen.
Ein weiterer, nicht außer Acht zu lassender Punkt ist Stress. Stress aller Art strapaziert die Psyche ebenso wie den Körper. Lange andauernder, häufiger und starker Stress ist ein Auslöser für Arteriosklerose und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Chlamydia pneumoniae ist im Verdacht, eine Arteriosklerose auslösen zu können. Untersuchungen von Patienten, die eine Infektion mit dieser Bakterienart hatten, führten zu der Annahme. Bestätigt sind diese Hinweise nicht, aktuell wird die Vermutung noch wissenschaftlich diskutiert.
Internisten im Netz, Dr. Gerhart Tepohl – Arterienverkalkung: Ursachen & Risikofaktoren: https://www.internisten-im-netz.de/krankheiten/arteriosklerose/ursachen-risikofaktoren.html (online, letzter Abruf: 27.11.2019)
Fachgesellschaft für Ernährungstherapie und Prävention – Das Krankheitsbild der Arteriosklerose: https://fet-ev.eu/arteriosklerose-krankheitsbild/ (online, letzter Abruf: 27.11.2019)
Arteriosklerose.org, Dr. Jörg Schweikart – Risikofaktoren Arteriosklerose: https://www.arteriosklerose.org/ursachen/risikofaktoren/ (online, letzter Abruf: 27.11.2019)
MSD Manual, George Thanassoulis, MD, MSc, Mehdi Afshar, MD – Atherosklerose: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/herz-und-gef%C3%A4%C3%9Fkrankheiten/atherosklerose/atherosklerose (online, letzter Abruf: 27.11.2019)
Deutsches Krebsforschungszentrum, Prof. Dr. Bernd Krönig, Dr. Tobias Raupach, Dr. Katrin Schaller, Dr. Martina Pötschke-Langer – Durch Rauchen und Passivrauchen verursachte Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems: https://www.dkfz.de/de/rauchertelefon/download/FzR_Herz-Kreislauf.pdf (online, letzter Abruf: 27.11.2019)
aktualisiert am 27.11.2019