Bei einem Armbruch (Oberarmbruch oder Unterarmbruch) ist eine Behandlung erforderlich. In vielen Fällen ist eine Operation angezeigt, um die Knochen wieder zu richten und den Arm zu stabilisieren. Zu den häufigsten Armbrüchen gehört der Bruch der Speiche (Radiusfraktur), einer der zwei Unterarmknochen. Die Grund dafür ist, dass das Abfangen eines Sturzes mit dem Arm häufig diesen Bruch verursacht.
Knochenbrüche (Frakturen) von Oberarmknochen (Humerus) und den Unterarmknochen Elle (Ulna) und Speiche (Radius) entstehen durch große mechanische Belastungen. Sehr oft passiert ein Armbruch bei Sturz auf die Hand oder den Ellenbogen beziehungsweise beim Abfangen eines Sturzes mit dem ausgestreckten Arm. Manchmal ist auch ein direkter Schlag gegen Ober- oder Unterarm oder ein vergleichbarer Anprall bei einem Unfall ursächlich. Bisweilen kann auch eine starke Vorschädigung der Knochensubstanz, zum Beispiel durch Osteoporose oder einen Tumor, bestehen und der Knochen dann bei relativ geringer Gewalteinwirkung brechen (pathologische Fraktur).
Prinzipiell können Knochenbrüche an allen Stellen vom Oberarmknochen sowie von Elle und Speiche auftreten. An einigen Bereichen sind sie jedoch wesentlich häufiger als an anderen. So ist der Bruch des körperfernen Endes der Speiche mit Verschiebung des Bruchstückes in Richtung Daumen und Handrücken (Colles-Fraktur) der häufigste Knochenbruch, der beim Menschen auftreten kann. In der Fachsprache bezeichnet man handgelenksnahe Speichenbrüche als Radiusfraktur.
Bei Armbrüchen bestehen Schmerzen und eine Bewegungsminderung. Das Gewebe ist geschwollen, in vielen Fällen findet sich ein Bluterguss. Bei einem verschobenen (dislozierten) Bruch kann der Arm an der Stelle sichtbar verformt sein, im Extremfall tritt ein Knochenbruchende aus der Haut heraus.
In der Regel ist auch Gewebe um den Knochen herum mitverletzt, wie Muskeln, Sehnen, Bänder, Blutgefäße oder die Haut. Ebenfalls kann eine Nervenverletzung bestehen, so dass es zu Lähmungen und Gefühlsstörungen kommen kann.
Typische Symptome eines Armbruchs sind:
Aufgrund des Schocks und der Schmerzen, den der gebrochene Arm auslösen kann, fühlen sich einige Patienten schwacht, schwindelig und benommen.
Es erfolgt die Befragung des Patienten (Anamnese), insbesondere zum Unfallhergang, sowie die körperliche Untersuchung mit gründlicher Begutachtung der betroffenen Stelle. Der Bruch kann oft im Röntgen dargestellt werden. Manchmal sind weitere bildgebende Untersuchungen, wie eine Computertomographie (CT), notwendig.
Die einzelnen Möglichkeiten von Brüchen müssen untereinander und von Armverletzungen ohne Knochenbeteiligung unterschieden werden.
Bei Armbrüchen kann in vielen Fällen eine nichtoperative Therapie durchgeführt werden. Dazu wird der betroffene Knochen, falls nötig, zunächst wieder eingerichtet, wozu in der Regel eine Betäubung (örtliche Betäubung oder Vollnarkose) erforderlich ist. Der Knochen wird meist für mehrere Wochen stabilisiert. Dies geschieht durch einen straffen Verband, einen Gips oder spezielle Schienen. Während der Zeit der konservativen Behandlung wird der Heilungsverlauf mit Röntgen und weiteren Untersuchungen kontrolliert.
Bei komplizierten und verschobenen Brüchen muss oft eine Operation erfolgen. Zur Operation eines Ober- oder Unterarmbruches erfolgt eine örtliche Betäubung oder eine Vollnarkose. Zur Operation kann am Arm eine stramme Manschette angelegt werden, um die Durchblutung vorübergehend zu stoppen (Blutsperre). Damit können Blutungen verringert und die Sicht auf den Operationsbereich gebessert werden.
Die Bruchstücke werden wieder in die richtige Lage befördert. Hierzu ist meist eine offene Operation notwendig. Manchmal genügt auch ein Einrichten ohne Freilegung unter Röntgenkontrolle. In aller Regel werden die Knochenbruchstücke mit Fremdmaterial wie Schrauben, Platten, inneren Nägeln oder Draht in der richtigen Position aneinander befestigt. In manchen Fällen muss ein so genannter Fixateur externe angelegt werden, eine spezielle Struktur für gebrochene Knochen, die sich außerhalb des Körpers befindet. Eine solche Konstruktion beinhaltet ein äußeres Metallgestell, das mit Schrauben am Knochen befestigt wird.
Nach dem Eingriff wird der Bereich mit einem Verband versorgt. Um zusätzliche Stabilität zu gewinnen, kann auch ein Gips oder eine Schienung verwendet werden, dies kann aber auch weggelassen werden, damit Bewegungsübungen besser durchgeführt werden können. Manchmal muss auch nach einer Operation ein Extensionsverband zur Streckung des Knochens angelegt werden.
Je nach den Voraussetzungen kann das Fremdmaterial, was zur Fixierung der Knochensplitter verwendet wurde, entweder im Körper belassen oder in einer weiteren Operation herausgeholt werden. Bisweilen kann auch eine Entfernung zu einem früheren Zeitpunkt notwendig sein, wenn sich durch das Material Beschwerden ergeben.
Wenn im Bruchbereich zu wenig Knochensubstanz vorhanden ist, muss eventuell Knochengewebe übertragen werden. Das Ursprungsmaterial für eine solche Knochenübertragung wird oftmals aus Beckenknochen genommen. Manchmal wird auch Fremdknochen oder Knochenersatzmaterial zur Überbrückung des Bruchs verwendet.
Falls eine starke Verunreinigung oder eine Entzündung besteht, können Antibiotikaträger, z. B. Ketten, in den Bereich eingelegt werden. Ebenso ist es manchmal sinnvoll, das Gewebe erst eröffnet zu lassen (offene Wundbehandlung) und zu einem späteren Zeitpunkt zu schließen.
Wenn eine sehr starke Schädigung eines Gelenks besteht, muss es möglicherweise versteift werden (Arthrodese).
Je nach den umgebenden Strukturen, die ebenfalls geschädigt sind, können weitere Maßnahmen notwendig werden. Bisweilen können auch umfangreiche Operationsverfahren aus der plastischen Chirurgie notwendig werden.
Nicht selten zeigen sich bestimmte Befunde erst im Laufe des Eingriffs, so dass dann weitere Maßnahmen erforderlich werden, die nicht geplant waren. Dies kann auch beim Auftreten von Komplikationen der Fall sein.
Durch eine Operation können Strukturen in der Nähe verletzt werden. Es kann zu Blutungen, Nachblutungen und Blutergüssen kommen. Eine Nervenverletzung kann zu Sensibilitätsstörungen und Lähmungserscheinungen führen. Es kann zu Infektionen, Wundheilungsstörungen und überschießender Narbenbildung kommen. Durch eine eventuelle Blutstauungsmanschette können Druckschäden, z. B. Lähmungen, verursacht werden. Fremdmaterialien können in seltenen Fällen so beansprucht werden, dass sie brechen.
Sowohl durch eine nichtoperative Therapie als auch eine Operation beziehungsweise Nachbehandlung können verschiedene weitere Probleme verursacht werden. Durch den Druck im Verband können Schäden an Nerven und Gefäßen entstehen. Die Knochen können in einer falschen Position zueinander einheilen. Auch kann es zur Falschgelenkbildung kommen (Pseudarthrose), was die Stabilität stark einschränken kann. Manchmal kommt es zu Verschleiß, zur verminderten Beweglichkeit oder zur Steifigkeit von Gelenken. Bei Knochenbrüchen im Kindesalter kann es zu Wachstumsproblemen kommen. Knochen und Muskeln können durch die Bewegungseinschränkung schwächer werden. Auch ist es nicht ausgeschlossen, dass es zum so genannten Sudeck-Syndrom kommt, bei dem der Knochen stark abgebaut wird und sich eine schmerzhafte Entzündung ergibt. Allergische Reaktionen jeglichen Schweregrades können auftreten.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
In vielen Fällen heilen die Knochen nach einer Operation oder einer guten konservativen Behandlung problemlos zusammen. Die Armbeweglichkeit ist oft nicht oder nicht wesentlich eingeschränkt. Dennoch lässt sich ein gutes Behandlungsergebnis nicht garantieren, insbesondere bei schweren Verletzungen mit Beteiligung umliegender Strukturen. Ein weiterer operativer Eingriff kann gegebenenfalls notwendig werden.
In vielen Fällen müssen Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen, beispielsweise Marcumar® oder Aspirin®, vor einer Operation abgesetzt werden. Dies geschieht immer in Absprache mit dem Arzt.
Falls eine Operation unter ambulanten Bedingungen erfolgt, so sollte der Patient für 24 Stunden kein Auto mehr selbst fahren und keine Maschinen bedienen. Daher sollte er sich abholen lassen. Ebenfalls sollten bedeutsame Entscheidungen vertagt werden.
Ergeben sich stärkere Schmerzen, so können durch den Arzt Schmerzmedikamente gegeben werden.
Der Arm muss einige Wochen lang besonders geschont werden. Eine Hochlagerung des Armes unterstützt den Heilungsverlauf. Nicht an der Fraktur beteiligte Gelenke sollen viel bewegt werden. Krankengymnastik ist sinnvoll. Sport und andere Aktivitäten mit Belastungseinwirkung auf den betroffenen Arm sollten erst dann ausgeübt werden, wenn der Arzt keine besondere Gefährdung mehr darin sieht.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen sollten gewissenhaft eingehalten werden. Bei Besonderheiten, die auf Komplikationen hindeuten könnten, sollte der Arzt kontaktiert werden, um eine eventuell notwendige Behandlung durchzuführen.
aktualisiert am 15.11.2019