Im Erwachsenenalter sollte auf eine antientzündliche Ernährung geachtet werden, da chronische Entzündungen zu den sogenannten Zivilisationskrankheiten beitragen können. Insbesondere industriell verarbeitete Lebensmittel wie Zucker und Weißmehl sowie Genussgifte wie Alkohol und Zigaretten fördern Entzündungen, während naturbelassene Lebensmittel und ausreichend Bewegung entzündungshemmend wirken. Omega-3-Fettsäuren, insbesondere EPA und DHA aus Fisch, sowie Antioxidantien spielen eine entscheidende Rolle bei der Reduktion von Entzündungsprozessen, die durch die "westliche Ernährung" gefördert werden. Die Rheumadiät, die auf die Reduktion von Arachidonsäure, den Verzehr von Fisch und die ausreichende Zufuhr von Antioxidantien setzt, unterstützt die Therapie von Rheuma und lindert die Symptome durch Entzündungshemmung.
Prof. Adam: Es ist ab dem Erwachsenenalter ratsam achtsam zu sein. Entzündungen bedrohen uns von Kindheit an. Allerdings hat im Kindesalter das Wachstum und die Entwicklung Vorrang, sodass man vor der Pubertät mit allen diätetischen Kostformen vorsichtig sein sollte. Aber ab dem Erwachsenenalter ist es ratsam, auf Nährstoffe zu achten, die entzündungsfördernd sind. Als ich vor mehr als 30 Jahren entdeckte, dass man mit der Ernährung Entzündungen beeinflussen kann, glaubte außer den Anhängern der Naturheilkunde niemand daran. Heute haben auch alle Wissenschaftler gelernt, dass die Killer der Nation, die sogenannten Zivilisationskrankheiten, ihren Schaden durch eine Entzündung anrichten.
Prof. Adam: Ihre Frage weist schon darauf hin: es ist nicht ein Lebensmittel, sondern die Ernährungsweise, die als "Western Diet" bezeichnet wird, die Krankheiten fördert, die in den "zivilisierten" Ländern so erschreckend zunehmen. Das sind nicht nur die Krankheiten des rheumatischen Formenkreises, die Allergien und verschiedene Arten von Karzinomen, es sind vor allem die sogenannten Zivilisationskrankheiten. Daraus sehen Sie schon, dass es kein Lebensmittel gibt, das man als "Heilmittel" der Entzündung anpreisen kann.
Zum Gesundbleiben muss man auf die Ernährung achten. Also die industriell "verfeinerten" Lebensmittel, wie Zucker und Weißmehl reduzieren und die naturbelassenen Lebensmittel bevorzugen. Dazu gehört auch ein gesunder Lebensstil, also Genussgifte wie Alkohol und Zigaretten möglichst einschränken und den Alltagsstress bekämpfen. Wenn man dann noch auf ausreichende Bewegung achtet, so ist alles für ein gesundes Leben getan. Und vor allem: Dann erst kommen die entzündungshemmenden Lebensmittel zur Wirkung.
...es ist nicht ein Lebensmittel, sondern die Ernährungsweise, die als "Western Diet" bezeichnet wird, die Krankheiten fördert, die in den "zivilisierten" Ländern so erschreckend zunehmen.
Prof. Adam: Da haben Sie die Nährstoffe aufgezählt, auf die in der "Western Diet" zu wenig geachtet wird und die mit der Entzündung aufs Engste verknüpft sind. Allerdings sollte man nicht von den "Omega-6 Fettsäuren" sprechen. Denn nur die Omega-6 Fettsäure mit dem Namen Arachidonsäure ist der stärkste entzündungsfördernde Stoff in unserer Kost, der "Western Diet". Die beiden anderen Omega-6 Fettsäuren wirken eher entzündungshemmend. Allerdings können die Omega-6 Fettsäuren ineinander umgewandelt werden. Das erfolgt beim Menschen in sehr geringem Umfang, sodass es genügt, auf die Zufuhr der Arachidonsäure zu achten.
Die findet sich ausschließlich in Fleischwaren, Milch, Milchprodukten und Eiern, also in tierischen Lebensmitteln. Aus diesen wird Arachidonsäure aufgenommen und zu 90% in Entzündungsstoffe umgewandelt. Die Omega-3 Fettsäuren kommen in der "Western Diet" zu kurz, vor allem fehlen die entzündungshemmenden Fischölfettsäuren EPA und DHA. Näheres dazu finden Sie in dem Buch "Diät und Rat bei Rheuma und anderen Autoimmunerkrankungen".
Die anderen Omega-3 Fettsäuren können in EPA und DHA umgewandelt werden. Das ist aber beim Menschen genau so gering wie für die Omega-6 Fettsäuren geschildert. Wichtig ist die Aufnahme der EPA und DHA. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass Stalltiere, die mit Mais gefüttert werden, keine Omega-3 Fettsäuren bilden können, da die Vorstufe fehlt, jedoch reichlich Arachidonsäure im Körper gebildet haben. Weidetieren, die ihr natürliches Grasfutter genießen dürfen, bieten in der Milch und im Fleisch dagegen fast so viel Omega-3 wie Fisch.
Antioxidantien sind in der Lage, die Bildung der Entzündungsstoffe aus Arachidonsäure zu vermindern, indem sie Sauerstoffradikale abfangen. Vitamin E ist das wichtigste Antioxidans, das aber nur in Zusammenarbeit mit den wasserlöslichen Antioxidantien und vor allem den sekundären Pflanzenstoffen wirksam werden kann. Die "Western Diet" bietet nur etwa die Hälfte der erforderlichen sekundären Pflanzenstoffe. Das ist zu wenig, um das vom Sauerstoffradikal zerstörte Vitamin E zu reparieren. Das zerstörte Vitamin E wirkt aber selbst als sehr schädliches Radikal. Deshalb hat die Einnahme von Vitamin E als Supplement in hoher Dosierung keine günstige Wirkung, sondern senkt die Lebenserwartung.
Prof. Adam: Die "Rheumadiät" war eine Verlegenheitslösung, da ich sie eigentlich für die Herz-Kreislauferkrankungen entwickelt habe. Damals war aber Cholesterin als "der Killer" bekannt und kein Mensch glaubte an die Arachidonsäure. Da Rheumapatienten doppelt so häufig Herzinfarkte erleiden als Gesunde, und Rheuma eine eindeutig entzündliche Erkrankung ist, habe ich die Ernährung "antientzündliche Kost" (engl. Anti-Inflammatory Diet, AID) genannt. Das Bundesministerium für Forschung und Technologie gab mir eine Million DM und damit konnte ich den wissenschaftlichen Nachweis erbringen, dass die AID wirksam ist.
Die Schmerzen und die Schwellungen der Gelenke nahmen unter der AID signifikant ab. Bei Rheuma kann man weder durch Medikamente, noch durch Ernährung eine Heilung erreichen, da der Erreger rheumatischer Erkrankungen bisher nicht identifiziert werden konnte. Wahrscheinlich gibt es auch keinen Erreger, sondern die Erkrankung wird durch die ererbte Veranlagung und die "Western Diet" im Verein mit den stressigen Lebensumständen und den fehlenden Antioxidantien durch epigenetische Veränderungen ausgelöst (siehe Buch "Diät und Rat bei Rheuma und anderen Autoimmunerkrankungen"). Da die Entzündung der eigentliche Verursacher der Folgeschäden ist, zielt die medikamentöse Behandlung und die AID ausschließlich auf die Entzündungshemmung ab.
Die Schmerzen und die Schwellungen der Gelenke nahmen unter der AID signifikant ab.
Prof. Adam: Rheuma ist eine chronische Erkrankung, die meist in Schüben abläuft. Relativ beschwerdefreie Intervalle werden jäh von Schüben der Krankheit unterbrochen, da die auslösende Ursache von Rheuma bisher nicht bekannt ist und man deshalb auch nicht gezielt behandeln kann. Man hat aber Dank der modernen Medikamente gesehen, dass es genügt, den Entzündungsprozess zum Stillstand zu bringen, um die Gelenkzerstörung und die weiteren Folgen der Krankheit zu vermeiden. Die Rheumadiät unterstützt mit den drei ADA-Maßnahmen (Arachidonsäure vermindern, Fischverzehr steigern und genügend Antioxidantien) die Therapie mit Medikamenten. Darüber hinaus sorgt die Rheumadiät für die Heilung der entstandenen Schäden, da aus der Fettsäure DHA auch Docosatriene, Resolvine, Protectin D1 und Maresin 1 entstehen, die zur Heilung beitragen. Es ist also wichtig, dass man die Pharmakotherapie mit der Ernährungstherapie kombiniert.
Prof. Adam: Wie bereits geschildert, sind für Rheumapatienten mehrfach ungesättigte Fettsäuren und Antioxidantien besonders wichtig. Damit wird die Entzündungshemmung durch Medikamente unterstützt. Fette Fische, Fischölkapseln (sofern es sich um Triglyceride handelt) oder Lebertran unterstützen zudem die Heilung mit den oben erwähnten Substanzen aus DHA. Wird nur eine Behandlung mit Spritzen oder Tabletten durchgeführt und auf die AID verzichtet, so muss der Körper die heilungsfördernden Substanzen selbst bilden, der Heilungsprozess dauert dann länger. Neben diesen fast pharmakologischen Wirkungen der Ernährung sind auch mehrere andere Aspekte der gesunden Kost für den Rheumabetroffenen wichtig.
Dazu gehören einige Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Auch die Nahrungsmenge ist von großer Bedeutung. Der chronische Entzündungsprozess verbraucht Energie, aber Rheuma betrifft oft betagte Menschen. Die können nicht mehr so viel essen. Dann müssen die wichtigen Nährstoffe in eine kleinere Nahrungsmenge gepackt werden, die Nährstoffdichte muss erhöht werden. Aber Übergewicht ist genauso gefährlich. Adipöse haben einen ungünstigeren Krankheitsverlauf mit mehr Gelenkzerstörung und die Rheumamittel wirken bei ihnen schlechter. Dazu kommt, dass der Entzündungsprozess Osteoporose und Blutarmut verursacht. Beides sind Folgen einer unzureichenden Behandlung und fehlender Ernährungstherapie. Das alles ist zwar in dem Buch "Diät und Rat bei Rheuma und anderen Autoimmunerkrankungen" beschrieben, aber trotzdem sollte jeder Rheumabetroffene mindestens alle drei Monate eine kompetente Ernährungsberatung beanspruchen, die auch von der Krankenkasse bezahlt wird.
Neben diesen fast pharmakologischen Wirkungen der Ernährung sind auch mehrere andere Aspekte der gesunden Kost für den Rheumabetroffenen wichtig.
Prof. Adam: Es sind nicht nur bestimmte Gewürze, es sind alle Gewürze, die eine Ernährung bei Rheuma unterstützen. Gewürze sind sozusagen Konzentrate von sekundären Pflanzenstoffen. Sie wurden von der Wissenschaft lange missachtet, da sie nicht am Stoffwechsel der Pflanze teilnehmen. Sie sind vielmehr Schutz- und Abwehrstoffe der Pflanze. Jede Pflanze hat sich in Jahrmillionen einen eigenen, genau abgestimmten Schutz vor der Oxidation durch das UV-Licht der Sonnenstrahlen aufgebaut. Denn das UV-Licht oxidiert das Eiweiß und tötet die Pflanze, wenn sie nicht den Schutz durch die Antioxidantien der sekundären Pflanzenstoffe hat.
Was man in der Apotheke als Lutein, Naringenin, Resveratrol oder Ubiquinon kaufen kann, sind einzelne Substanzen aus dieser Schutzkette der Pflanzen. Deren Wirkung als Pille ist nur gewährleistet, wenn geeignete Helfer für die Entgiftung der Sauerstoffradikale bereitstehen. Jede Pflanze hat ihr eigenes Abwehrsystem und Sie profitieren am meisten, wenn Sie möglichst viele verschiedene Abwehrsysteme mit der Nahrung aufnehmen. Daher stammt die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung "möglichst bunt" zu essen. Alles gelbe, rote, braune, grüne, violette und schwarze Gemüse. Sie kennen keine schwarzen Gemüse? Dann fragen sie einmal nach der Urkarotte. Die ist schwarz, schmackhafter und nähstoffreicher als die gelbe Treibhauskarotte, die im Supermarkt angeboten wird.
Prof. Adam: Rheuma gehört zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen immer eine Entzündung mit im Spiel ist. Das begründet die Empfehlung, dass die AID bei allen Autoimmunerkrankungen angezeigt ist. Autoimmunerkrankungen können die Blutgefäße, das Bindegeweben, die Gelenke und Sehnen befallen. Entsprechend der Lokalisation des Krankheitsbefalls sind Sondermaßnahmen erforderlich, deren Schilderung aber den Rahmen dieses Artikels sprengen würde.
Rheuma gehört zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen immer eine Entzündung mit im Spiel ist.
Prof. Adam: Das ist kurz gesagt: die "Western Diet", eine fleischbetonte Kost statt einer pflanzenbetonten Kost. Zu langes Kochen, welches Vitamine und Antioxidantien zerstört, sowie falsche und zu lange Lagerung der Lebensmittel spielen da eine Rolle. Genauso schädlich ist eine Lebensweise mit zu vielen Genussmitteln, Stress und falscher Work-Life-Balance.
Prof. Adam: Das ist eine sehr wichtige Frage, die bisher nicht entschieden ist. Das liegt wahrscheinlich daran, dass eine AID bisher nur in einer Studie berücksichtigt ist. Nur wenn eine gesunde Kost die Grundlage ist, kommen die günstigen Wirkungen der AID zum Tragen. Denn wird auf eine "Westen Diet", wie dies leider bisher der Fall war, viel Fischöl gepackt oder große Mengen an Vitamin E gegeben, so erhöht sich der Bedarf an sekundären Pflanzenstoffen und die Bildung von Sauerstoffradikalen steigt infolge des Mangels. Nur eine durchgeführte Studie mit Berücksichtigung der ADA-Maßnahmen konnte wissenschaftlich exakt begründet die Besserung der Krankheitssymptome und darüber hinaus die Halbierung der Herzinfarktrate nach 10 Jahren AID zeigen.
Prof. Adam: Bei der AID handelt es sich um eine gesunde Kost, die lebenslang eingehalten werden kann und auch eingehalten werden sollte. Kurz gefasst sind die Empfehlungen wie folgt:
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 08.11.2024.