In die Schlagzeilen geriet Milzbrand (synonym: Anthrax) in den letzten Jahren wiederholt durch bioterroristische Anschläge mit sporen-kontaminierte Briefe in den USA sowie über Anschlagsversuche der Aum-Shinkryo-Sekte in Japan in den 1990er Jahren.
Auch wegen seiner Bedeutung als biologische Waffe war und ist Milzbrand seit etwa 70 Jahren von Bedeutung. So unterhielt die Britische Armee im II. Weltkrieg ein umfangreiches Milzbrand-Waffenprogramm. Auch in der ehemaligen Sowjetunion bestand ein großes militärisches Biowaffenprogramm mit Milzbrand.
Milzbrand wird durch das grampositive, aerobe Stäbchenbakterium, Bacillus anthracis, verursacht. Der Erreger ist weltweit verbreitet. Da Milzbrandsporen über Jahrzehnte überleben können, finden sie sich auch heute noch im Umfeld von früheren Gerbereien.
Übertragen wird Milzbrand durch indirekten oder direkten Kontakt mit Tieren oder Tierprodukten, unter anderem Fellen und Häuten. Ansteckungen können auch über Hornmehle erfolgen.
Eintrittspforte für Sporen sind kleine Verletzungen der Haut. Ein weiterer, heute seltener Übertragungsweg, ist die Aufnahme von milzbrandinfiziertem Fleisch.
Infolge der bioterroristischen Anschläge gilt auch die inhalative Aufnahme von Sporen als weitere Ansteckungsmöglichkeit.
Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Krankheit) beträgt bei Haut- und Darmmilzbrand etwa 2 bis 7 Tage. Bei Lungenmilzbrand können zwischen der Einatmung der Sporen bis zum Beginn der Lungen-Symptomatik mehrere Monate vergehen. Meist finden sich die Läsionen an den Händen, Armen, Gesicht und Hals.
Milzbrand beginnt mit einer mückenstich-artigen, juckenden Papel, aus der sich ein schmerzloses Ulkus (Geschwür) mit schwarz nekrotischem Grund und einem dunkelroten Rand entwickelt. Im weiteren Verlauf entsteht das typische Milzbrandkarbunkel. Daneben besteht eine Lymphangitis.
In den meisten Fällen kommt es nach 2 bis 8 Wochen zur spontanen Heilung.
Lungenmilzbrand äußert sich durch einen plötzlichen Beginn mit Fieber, Schüttelfrost, Husten, blutigem Auswurf, Dyspnoe (Atemnot), Zyanose (violett bis bläuliche Verfärbung der Haut) und Tachykardie. Typisch sind zudem die rasch auftretenden Pleuraergüsse und die Mediastenitis. Auch mit sofortiger antibiotischer Therapie ist die Letalität (Sterbensrate) an Lungenmilzbrand sehr hoch.
Darmmilzbrand ist eine sehr seltene Manifestationsform, die ebenfalls eine sehr hohe Letalität aufweist.
Die Therapie des Hautmilzbrand erfolgt durch Verabreichung von dem Antibiotikum Penicillin. Als Alternativen sind zudem Ciprofloxacin sowie Doxyzyklin wirksam.
Bei Verdacht auf inhalative Milzbrandexposition wird eine mehrwöchige bis -monatige medikamentöse Prophylaxe mit Ciprofloxacin empfohlen.
Zur Prophylaxe steht in den USA eine aktiver Totimpfstoff zur Verfügung, der jedoch in Deutschland nicht zugelassen ist.
Die Diagnostik erfolgt durch kulturellen Nachweis des Erreger sowie dem Nachweis von bakterieller DNA mittels Nukleinsäureamplifikationsmethoden (zum Beispiel PCR). Die PCR (Polymerase-Kettenreaktion) ist heute insbesondere beim Nachweis von Milzbrandsporen in der Terrorbekämpfung von großer Bedeutung. Milbrandsporen lassen sich auch mikroskopisch nachweisen.
Nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) § 6 ist der Verdacht, Erkrankung und Tod an Milzbrand namentlich meldepflicht. Zudem besteht nach IfSG §7 bei direktem oder indirekten Erregernachweis die namentliche Meldepflicht.
Letzte Aktualisierung am 02.03.2021.