Das als Anisakiasis bezeichnete Krankheitsbild wird durch Larven von Fadenwürmern verursacht, die durch den Verzehr von rohem Seefisch auf den Menschen übertragen werden.
Man kennt heute drei verschiedene Arten von Fadenwürmer, die Verwandte der Spulwürmer sind. Dabei handelt es sich um Pseudoterranova decipiens, Anisakis simplex und Contracaecum. Die Würmer lassen sich leicht mikroskopisch unterscheiden und finden sich bei verschiedenen Fischarten. Synonyme Bezeichnungen, wie Kabeljauwurm, Heringswurm oder Tilapiawurm geben an, welche Fischarten besonders betroffen sind.
Überwiegend ist beim Menschen ein Befall mit Anisakis-Spezies anzutreffen. Die Anisakiasis kommt weltweit vor und ist insbesondere in den Ländern von medizinischer Bedeutung, in denen der Verzehr vom rohem Fisch traditionell ist. Zu diesen Ländern gehören unter anderem Japan, Niederlande, USA, Kanada, Neuseeland und die pazifischen Inseln.
Jährlich werden nur wenige Hundert Erkrankungsfälle nachgewiesen. Allerdings dürfte die Dunkelziffer erheblich sein.
Übertragen werden die Fadenwürmer durch die orale Aufnahme der Larven über rohen oder ungenügend erhitztem Fisch. Typische Ansteckungsquellen sind Sushi, Sashimi und Matjes-Heringe. Eine Übertragung von Mensch-zu-Mensch ist nicht möglich. Die Erkrankung beginnt in manchen Fällen bereits nach einer Stunde bis 5 Tage nach dem Verzehr larvenhaltigen Fisches mit heftigen Bauchschmerzen, Schwindelgefühl, Erbrechen und zum Teil heftigen Diarrhoen (Durchfall). Ist nur der Ösophagus (Speiseröhre) befallen, werden die Larven oftmals ausgehustet und lassen sich dann im Sputum (Speichel) finden. In der Folge bleiben unspezifische abdominelle Beschwerden (Beschwerden des Magen-Darm-Traktes), die sich keinem Krankheitsbild zuordnen lassen. Meist besteht Gewichtsverlust, Appetitlosigkeit, Schwächegefühl sowie intermittierende Durchfälle.
Die Beschwerden bestehen in den meisten Fällen während der Lebenszeit der Würmer über 3 Wochen. Danach kann es bedingt durch den Abbau der Larven in den Granulomen zu chronischen abdominellen Beschwerden kommen.
Komplikationen sind die Bildung von multiplen Granulomen, die zum Ileus (Darmverschluss) führen können. Weitere Komplikationen sind zudem eine Darmperforation (Durchbruch des Darms).
Bei Laboruntersuchungen lässt sich Blut im Stuhl sowie eine Eosinophilie und Leukozytose nachweisen (Anstieg bestimmter weißer Blutkörperchen). Der Erregernachweis ist oftmals frustran, da sich die Würmer nicht im Stuhl nachweisen lassen. Diagnostisch erfolgversprechend ist die Endoskopie, durch die sich die angehefteten Larven sowie die Granulome nachweisen lassen. Auch radiologisch lassen sich klare Hinweise durch Kontrastmitteluntersuchungen auf eine intestinale Anisakiasis finden.
Die Behandlung der Anisakiasis erfolgt zum einem durch orale Verabreichung von Bendazolpräparaten. Allerdings liegen keine klinischen Studien zur Wirksamkeit vor. Alternativpräparate sind Avermectine, die in einigen Ländern bereits zugelassen sind. Am erfolgversprechensten ist die chirurgische sowie endoskopische Entfernung der Larven.
Als sicherste Prophylaxe gilt die Vermeidung des Verzehrs vo rohem Fisch, sofern dieser nicht mindestens 24 Stunden bei 20°C eingefroren war. Auch durch Konservieren in Salzlauge lassen sich die Larven von Fadenwürmern abtöten. Wichtig ist beim Kauf von rohem Fisch darauf zu achten, dass er nach dem Fang sicher schockgefroren worden ist. Nur dadurch lässt sich in der Küche unerfreuliches, appetithemmendes "Gekrabbel" vermeiden.
Letzte Aktualisierung am 11.01.2021.