Galle oder Gallenflüssigkeit wird in der Leber produziert. Die Gallenblase dient dabei lediglich als „Zwischenspeicher“. Aus den Leberzellen (Hepatozyten) nehmen die dazwischen liegenden Gallenkanäle, eine Art feiner Kapillargefäße, die Flüssigkeit auf. Sie leiten sie über die Gallenwege weiter an die Gallenblase oder direkt an den Ort des Bedarfs, den Zwölffingerdarm.
Die Gallenflüssigkeit besteht zu mehr als vier Fünfteln aus Wasser. Darin gelöst sind verschiedenartige Bestandteile:
Weiterhin enthält die Galle diverse Ausscheidungs- und Abfallprodukte des Organismus:
Direkt in der Leber hergestellte Galle ist dünnflüssig und eher gelb gefärbt. Wird weniger davon im Zwölffingerdarm benötigt, verschließt sich der Ringmuskel am Ende des Ausführungsganges und es kommt zu einem Rückstau. Diese Überschüsse sammeln sich nun in der Gallenblase. Wasserentzug lässt die Galle eindicken.
Die Galle dient der Verwertung und Weitergabe von Nährstoffen über den Darm. Die Galle ist ebenfalls eine wichtige Komponente bei der Körperentgiftung. Hormone steuern die bedarfsgerechte Abgabe von Galle in Richtung Darm, indem sie Kontraktionen der Gallenblase auslösen.
Im Dünndarm „arbeitet“ die Galle: Die Gallensäuren und Phospholipide binden sich an die vorverdauten Fette aus der Nahrung und bilden Mizellen (kugelförmige Molekül-Gebilde). Diese können beispielsweise durch die Darmwand aufgenommen und im Stoffwechsel weiter verwendet werden. Ein Teil der gebildeten Mizellen der Galle enthält diverse Stoffwechsel-Abbauprodukte, was die Entgiftung und Ausscheidung ermöglicht. Im Darm nicht benötigte Gallensäuren gelangen über die Pfortader, eine große Vene, wieder zurück in die Leber – sie werden recycelt und immer wieder verwendet. Dieser Zyklus ist als enterohepatischer Kreislauf bekannt.
Gelegentlich enthält die Galle im Verhältnis zu wenig Flüssigkeit und zu viel Cholesterin oder Bilirubin. Veranlagung oder Ernährungsfehler sind meist die Ursache. In diesem Falle können einzelne Substanzen nicht mehr ausreichend in der Flüssigkeit gelöst werden: Sie fällen aus, wie der Chemiker sagt. Die Folge sind Ablagerungen, als Gallengrieß oder Gallensteine bekannt.
Die Gallensteine können die üblichen Transportwege blockieren und sogar die Gefäßwände beschädigen. Gallenkoliken (starke, wellenartig wiederkehrende Schmerzen im Oberbauch rechts) oder beispielsweise Entzündungen der Bauchspeicheldrüse können die Folge sein.
Ein weiteres Problem ist ein Gallen-Reflux. Störungen von Schließmuskel-Mechanismen im Verdauungssystem (am Übergang zwischen Magen und Darm, zwischen Speiseröhre und Magen) lassen Galle in den Magen oder sogar in die Speiseröhre aufsteigen. Die Schleimhäute in diesem Bereich jedoch kommen mit der Gallensäure nicht zurecht, sie reagieren negativ auf den Kontakt. Daraus resultieren:
Bei länger anhaltenden Zuständen dieser Art beginnt die Gallenflüssigkeit die Magen- und Speiseröhrenwände anzugreifen: Entzündungen und Zellveränderungen (beispielsweise das sogenannte Barrett-Syndrom der Speiseröhre) sind mögliche Folgen.
Das Erbrechen von Galle geht auf mehrere Ursachen zurück. Häufig handelt es sich nicht um ein echtes Galle-Erbrechen, sondern um ein „leeres“ Erbrechen von Sekret aus dem nicht gefüllten Magen (zum Beispiel bei heftiger Magen-Darm-Grippe, bei starkem Alkoholkonsum, in der Schwangerschaft durch hormonelle „Fehlsteuerung“). Ein tatsächliches Erbrechen von Galle hat in vielen Fällen einen Darmverschluss als Grund. Dieser kann beispielsweise entstehen durch:
Treten solche Beschwerden auf, insbesondere mit starken Bauchschmerzen, Stuhlverhalt oder einem geblähten Bauch, dann ist es erforderlich, ihnen schnell auf den Grund zu gehen. Dazu empfiehlt sich eine Spiegelung von Magen, Darm und Speiseröhre (Ösophago-Gastro-Duodenoskopie). Die Ergebnisse entscheiden dann über die bestmögliche Therapie.
Um das gesamte Verdauungssystem gesund und aktiv zu halten, gibt es einige Möglichkeiten:
aktualisiert am 06.06.2023