Die Gallenblase ist gewissermaßen ein Überbleibsel aus der Vorzeit: Jäger und Sammler lebten im Wechsel zwischen Fastenzeiten und Phasen üppigen Schlemmens, sobald sie beispielsweise reichlich Jagdbeute erlegten. Dank der Gallenblase mit ihrem Vorrat an verdauungsfördernder Flüssigkeit überstanden sie dies unbeschadet: Vor allem der wichtige Energiespender Fett konnte mit Hilfe von reichlich Gallenflüssigkeit in großer Menge optimal verdaut werden. Heutzutage ist die Gallenblase immer noch nützlich, wenn auch nicht zwingend notwendig.
Die Gallenblase befindet sich unmittelbar unterhalb der Leber, etwa auf der Höhe des neunten Rippenbogens der rechten Körperseite. Die Gallenblase hat die Form einer großen Birne mit einer Länge zwischen sechs und zehn und einer Breite von etwa vier Zentimetern. Ihr Fassungsvermögen beträgt etwa 70 Milliliter Flüssigkeit.
In der Gallenblase wird Gallenflüssigkeit gespeichert, die in der Leber hergestellt wird. Diese wird über zahlreiche Kapillargefäße, die Gallenkanälchen, eingesammelt und in Richtung Gallenblase geleitet. Die unmittelbare Verbindung zur Leber ist der Lebergang. Der verzweigt sich seinerseits: Der große Gallengang oder Ductus choledochus führt zum Zwölffingerdarm.
Bei den meisten Menschen existiert ein gemeinsames Leitungsgefäß aus dem Gallengang und der Bauchspeicheldrüse, das vor der Einmündung in den Zwölffingerdarm liegt. Seltener finden sich zwei getrennte „Leitungen“ jeweils aus der Bauchspeicheldrüse und dem Gallensystem, die im Zwölffingerdarm enden.
Dort, wo der Gallengang beziehungsweise der gemeinsame Ausführungsgang in den Zwölffingerdarm mündet, sitzt ein Ringmuskel oder Sphinkter. Dieser reguliert nach Bedarf, welche Menge an Gallenflüssigkeit in den Darm gelangt. Schließt sich der Ringmuskel, strömt Gallenflüssigkeit zurück in die Gallenblase. Der gleichzeitige Zustrom neuer Gallenflüssigkeit aus der Leber in die Gallenblase wird durch Wasserentzug und Eindicken reduziert.
Die Gallenblase sammelt und speichert den in der Leber produzierten Gallensaft. Dort wird er eingedickt. Bei Bedarf wird dieser an den Darm abgegeben. Das Speichern, Konzentrieren und Ausschütten der Galle ist die ausschließliche Funktion der Gallenblase. Ihre Aufnahmefähigkeit bewegt sich zwischen 30 und 50 Kubikzentimetern (dies entspricht 30 bis 50 Millilitern).
Die Substanzen in dieser Flüssigkeit haben eine wichtige Funktion bei der Fett-Verdauung. Zwischen Darm, Gallenblase und Leber werden die Gallensäuren immer wieder ausgetauscht, die Galle durchläuft einen steten Recycling-Prozess. Daher zirkuliert stets nur relativ wenig Gallenflüssigkeit im Verdauungssystem. Die Pfortader, eine große Vene, ist das Transportmittel der Galle zurück vom Dünndarm zur Leber. Dieser Recycling-Zyklus wird auch als enterohepatischer Kreislauf bezeichnet.
Fettreiche Kost löst im Dünndarm die Ausschüttung des Hormons Cholezystokinin aus. Die Gallenblase zieht sich als Reaktion darauf zusammen und drückt vermehrt Gallenflüssigkeit in Richtung Darm. Gleichzeitig entspannt sich der Ringmuskel, der den Gallengang vom Zwölffingerdarm abgrenzt, und lässt die Galle durch.
Der Gallensaft selbst besteht zu 80 Prozent aus Wasser. Der Rest sind Gallensäuren, Enzyme, Cholesterin, Hormone, Elektrolyte, Eiweiße mit einem Kohlenhydratbaustein oder Glykoproteine. Dazu kommen diverse Stoffwechsel-Abfallprodukte wie beispielsweise Bilirubin. Alle Substanzen, die nicht oder nur schwer wasserlöslich sind, können nur über die Gallenflüssigkeit aus dem Körper ausgeleitet werden. Auch Phospholipide wie Lecithin sind in der Galle enthalten. Diese Substanz veranlasst die Bauchspeicheldrüse und den Darm dazu, Enzyme auszuschütten, die die Verdauung von Fett und Eiweiß erleichtern. Durch die Bestandteile der Gallenflüssigkeit kann Fett (Triglyceride, Fettsäuren, Cholesterin, fettlösliche Vitamine) vom Körper in das Blut aufgenommen werden. Die Gallenflüssigkeit leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Nahrungsverwertung und zugleich zur Entgiftung über den Darm.
Da der moderne Mensch sich regelmäßig mit Nahrung versorgen kann, ist ein Speicherorgan für die Gallenflüssigkeit kaum noch wichtig: Die Leber produziert diese Substanz laufend in ausreichender Menge. Dazu kommt das beschriebene Recycling-Prinzip der Inhaltsstoffe. Normalerweise müssen die Menschen in Europa nicht mehr längere Hungerzeiten überstehen, um anschließend große Mengen an Essen vertilgen zu müssen. Fett war ein notwendiger Energiespender. Damit es in großer Menge und beschwerdefrei verdaut und verwertet werden konnte, war ein Vorrat an Gallensäure ein Vorteil.
Wer dagegen heute durch eine Operation die Gallenblase verliert, vermisst sie kaum – eine vernünftige Ernährung vorausgesetzt. Umgekehrt hält die Galle leider manche unliebsamen Überraschungen bereit. Die weitaus meisten Beschwerden im Bereich der Gallenblase resultieren aus der Entstehung von Gallensteinen oder -grieß.
Gallensteine sind die Auslöser höchst schmerzhafter Gallenkoliken und können unbehandelt zu weiteren Erkrankungen führen. Ursache ist das Auskristallisieren von Bestandteilen der Gallensäure, nämlich Cholesterin und Bilirubin. Es entstehen dann entweder feiner Grieß oder größere „Steinchen“. Diese lagern sich in der Gallenblase oder im Gallengang an.
Vermehrt davon betroffen sind
Bei einigen Menschen werden Gallensteine nur durch Zufall entdeckt, ohne je Beschwerden hervorzurufen. Andere leiden unter Schmerzen auf der rechten Seite im Oberbauch. Diese können sich zu schweren Koliken gepaart mit Übelkeit und Erbrechen steigern. Blockieren Grieß oder Gallensteine den Ausgang der Gallenblase oder den Gallengang, kann der Stau führen zu
Eine Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) ist langwierig und unangenehm. Eine Verletzung der Gallenblasenwand durch Grieß oder Steine lässt Gallenflüssigkeit in den Bauchraum gelangen: Hier droht eine lebensbedrohliche Peritonitis (Bauchfellentzündung).
Vermutlich besteht bei großen Mengen an Grieß und Gallensteinen ein erhöhtes Risiko für Krebs im Bereich von Gallenblase und -gängen.
Gallensteine oder Gallengrieß können beispielsweise durch Stoßwellentherapie zerkleinert und auf natürlichem Wege ausgeschwemmt werden. In einigen Fällen ist eine Operation zur Entfernung der Gallenblase notwendig, in anderen genügen Medikamente.
Gallensteinen und ihren Folgen vorbeugen ist möglich, auch wenn die Veranlagung bei der Entstehung eine Rolle spielt. Von Vorteil sind:
aktualisiert am 28.06.2019