Die Papilla Vateri ist eine spezielle Struktur an der Stelle im Darm, in die der Ausführungsgang von Galle und Bauchspeicheldrüse mündet. Dort befindet sich ein Verschlussmechanismus, der die Abgabe von Verdauungssekreten in den Darm regelt.
Die Papilla Vateri ist eine Schleimhautfalte im hinteren absteigenden Teil des Zwölffingerdarms. Sie sitzt dort, wo der große Gallengang und der Bauchspeicheldrüsengang in einem gemeinsamen Ausführungsgang zusammentreffen (Ampulla Vateri), um dann in den Zwölffingerdarm zu münden.
Die Papilla Vateri wird auch als Vatersche Papille oder als Papilla duodeni major bezeichnet. Papilla major heißt sie deswegen, weil bei einigen Menschen eine zweite kleinere Papille vorhanden ist, die sogenannte Papilla duodeni minor.
Die Papilla Vateri verfügt über einen ringförmigen Schließmuskel. Dieser Muskel reguliert die Abgabe von Gallenflüssigkeit und Sekret aus der Bauchspeicheldrüse in den Zwölffingerdarm, indem er sich öffnet oder schließt. Die Gallenflüssigkeit ist verantwortlich für die Verdauung von Fettstoffen im Darm. Fettlösliche Giftstoffe werden zudem mit der Gallenflüssigkeit ausgeschieden. Das Sekret aus der Bauchspeicheldrüse enthält Enzyme, die ebenfalls für die Verdauung von Bedeutung sind.
Bestimmte Erkrankungen können die Funktion der Papilla Vateri beeinträchtigen. So kann eine Verengung (Stenose) der Papilla Vateri durch Entzündungen oder Tumore entstehen. Häufiger stecken jedoch Gallensteine hinter einer Blockade der Vaterschen Papille. 15 Prozent aller Frauen und über sieben Prozent der Männer haben Gallensteine. Diese müssen jedoch nicht zwangsläufig Beschwerden verursachen. Rutscht ein Gallenstein aus der Gallenblase in die Mündung des Ausführungsgangs, verstopft er dort die Papilla Vateri.
Ist die Papille verstopft, kann keine Gallenflüssigkeit mehr in den Zwölffingerdarm abgegeben werden. Dieser Stau von Gallenflüssigkeit kann zu einem sogenannten Verschlussikterus, einer Gelbsucht, führen. Bleiben die Gallensteine direkt an der Papilla Vateri hängen, kann es zu einer Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) kommen.
Gallensteine, die die Papilla duodeni major blockieren, können in einigen Fällen mit Stoßwellen zertrümmert oder medikamentös aufgelöst werden. Auch besteht die Möglichkeit, sie endoskopisch im Rahmen einer Cholangioskopie, einer Spiegelung der Gallenwege, zu entfernen.
In vielen Fällen ist jedoch eine Operation unter Vollnarkose notwendig, um Gallensteine aus dem Hauptgallengang zu entfernen. Man spricht dann von einer Choledochusrevision. Dabei wird der Gallengang aufgeschnitten und die Gallenflüssigkeit abgesaugt. Meist wird dann auch die Gallenblase komplett entfernt (Cholezystektomie).
In einigen Fällen, zum Beispiel dann, wenn die Gallensteine sich an der Papille festgesetzt haben, muss direkt in die Papilla Vateri eingeschnitten werden (Papillotomie). Manchmal ist dies mithilfe eines Endoskops möglich. Eventuelle Wucherungen oder Polypen müssen oft mit einem Bauchschnitt entfernt werden.
Komplikationen bei der Operation können entstehen, wenn benachbarte Organe verletzt werden oder die Nahtstellen an den Gallenwegen nicht ganz dicht sind, was eine Bauchfellentzündung zur Folge haben kann. Narben, die sich im Anschluss an die Operation an den Gallenwegen bilden, können wiederum zu einem Gallenstau mit einer möglichen Gelbsucht führen.
Um die Entstehung von Gallensteinen zu vermeiden, sollte man sich cholesterinarm und ballaststoffreich ernähren. Maximal 70 Gramm Fett sollten täglich aufgenommen werden. Wurde die Gallenblase entfernt, kann man sich auch weiterhin normal ernähren, sofern man fettarm isst und Übergewicht vermeidet.
aktualisiert am 16.11.2023