Treten Schmerzen im Analbereich auf, so ist vielen Menschen eine Untersuchung beim Hausarzt unangenehm. Dabei lässt sich eine Analfissur schnell diagnostizieren und mit Salben sehr gut behandeln. Hausmittel und Cremes lindern die Schmerzen und sorgen dafür, dass der Riss in der Analhaut sich zurückbildet.
Die meisten Analfissuren werden durch festen Stuhlgang hervorgerufen, der mit starker Kraft aus dem Darm herausgepresst wird. Die Folge sind feine, längs verlaufende Einrisse in der Analschleimhaut. Da im Analkanal jede Menge Nerven zusammenlaufen, verspüren die Patienten einen starken Schmerz, der sich bei erneutem Stuhlgang verschlimmert. Viele Personen versuchen deswegen, den Stuhlgang zu unterdrücken, was jedoch zu einer Art Teufelskreis werden kann. Der Kot dickt immer mehr ein, sodass der Stuhlgang fester wird und aller Wahrscheinlichkeit nach weitere Risse in der Analhaut verursachen wird. Zwar kann eine Analfissur in jedem Alter auftreten, doch besonders häufig treten die Einrisse zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr auf. Je länger man mit der Behandlung der Wunde wartet, desto deutlicher zeigen sich folgende Krankheitssymptome:
Zusätzlich kann es durch die Unterdrückung des Stuhlgangs dazu kommen, dass sich eine chronische Verstopfung entwickelt, die mit geeigneten Medikamenten behandelt werden muss.
Obwohl Patienten verständlicherweise den Gang zum Arzt scheuen und hoffen, dass die Analfissur selbstständig heilt, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Gerade wenn sich Blut im Stuhl befindet, können auch andere Erkrankungen dahinter stecken. Die Diagnose bei Arzt ist in der Regel nach wenigen Minuten gestellt. Er wird sich die Analgegend ansehen und abtasten, um mögliche Verhärtungen und Einrisse festzustellen. Zudem wird er den Patienten nach Auffälligkeiten beim Stuhlgang (Verstopfung, Blut oder Schleim am Toilettenpapier) fragen, um die Diagnose eindeutig zu stellen. In seltenen Fällen ist eine Spiegelung des Enddarms notwendig, die allerdings unter Narkose durchgeführt wird. Der Arzt wird anschließend stuhlregulierende Medikamente sowie bestimmte Salben verschreiben, damit die Analfissur zurückgeht.
Tritt die Analfissur vor Feiertagen oder am Wochenende auf und man möchte mit dem Arztbesuch warten, so sollte man keine unüberlegten Hausmittel einsetzen. Sitzbäder (zum Beispiel mit Kamillenextrakt) sind aber zu empfehlen, weil damit das Entzündungsrisiko gesenkt wird. Außerdem sorgt die Wärme des Wassers dafür, dass sich der Schließmuskel entspannt, sodass weiteren Verstopfungen vorgebeugt wird.
Bevor Cremes und Salben eingesetzt werden, gehören stuhlregulierende Maßnahmen zur Basistherapie. Um einen weichen Stuhlgang zu bekommen, wird eine ballastoffreiche Ernährung empfohlen. Ebenso sollten Patienten viel trinken (2-3 Liter pro Tag). Unterstützend können Flohsamen zur Stuhlregulierung eingesetzt werden. Milde Abführmittel wie Movicol® Sachets 1-2/Tag oder Transipeg® forte 1-3 Sachets/Tag kommen zusätzlich in Betracht. In jedem Fall muss versucht werden, die Verstopfung in den Griff zu bekommen, da ansonsten eine erneute Analfissur droht und die bestehende Analfissur nicht heilen wird.
Bei der Behandlung der akuten Analfissur haben sich einige Salben bewährt, die ebenfalls für eine Entspannung des Schließmuskels sorgen. Sie versprechen eine komplette Heilung der Fissur. Diese Cremes enthalten Wirkstoffe wie Calciumantagonisten oder Nitrate.
Nitrate haben sich bei der Behandlung einer Analfissur bewährt. Eine deutliche Verbesserung der Behandlung ist mit der Einführung der Nitroglycerin-Creme 0,2% erzielt worden. Die Creme wird 2-3 mal täglich am After aufgetragen. Innerhalb von nur wenigen Tagen kann man mit der Creme schmerzfrei sein. Bei 80 Prozent der Betroffenen heilt die Analfissur innerhalb von acht Wochen komplett aus. Da die Nitroglycerin-Creme häufig Kopfschmerzen verursacht, muss manchmal auf ein alternative Therapien ausgewichen werden. Eine Alternative ist die Nifedipin-Creme 0,2%, ein Calciumantagonist.
Calciumantagonisten erweitern die Blutgefäße und wirken krampflösend und wundheilungsfördernd. Zu den Calciumantagonisten gehört die Nifedipin-Creme 0,2%. Sie wird auch drei mal am Tag auf den After aufgetragen. Sie verursacht weniger Nebenwirkungen, insbesondere keine Kopfschmerzen.
Ebenso wird der Calciumantagonist Diltiazem eingesetzt. Bekannte Salben mit dem Wirkstoff Diltiazem, einem Calciumantagonisten sind zum Beispiel:
Ohne Rezept sind Salben mit Calciumantagonisten oder Nitrate nicht erhältlich.
Eine neue Behandlungsform ist die Anwendung von Botulinumtoxin A. Botulinumtoxin ist ein Nervengift, was in geringen Dosen Muskeln lähmen kann. Es hat sich als Injektion in den Schließmuskel bewährt. Damit erzielt man eine zeitlich begrenzte Lähmung des Schließmuskels. Durch die Entspannung des Muskels wird die Heilung gefördert. Nicht alle Krankenkassen übernehmen die Kosten für diese Behandlungsmethode.
Um die Schmerzen zu lindern und den Juckreiz zu stoppen, ist außerdem der Einsatz von anästhesierenden (betäubenden) Salben sinnvoll. Dazu gehören beispielsweise Posterisan® akut oder Anesderm®, die rezeptfrei erhältlich sind. Posterisan® akut enthält den Wirkstoff Lidocain. Anesderm® Creme ist eine Kombination aus dem Wirkstoff Lidocain und Prilocain.
Obwohl diese Salben rezeptfrei sind, ist es wichtig, die Behandlung mit dem Arzt abzusprechen. Die Salben tragen lediglich zur Linderung bei. Zudem müssen Patienten darauf achten, hygienisch zu arbeiten. Im Idealfall reinigt man den Analbereich vorsichtig mit warmen Wasser. Die Salbe wird dann mit desinfizierten Händen aufgetragen, damit Bakterien und andere Keime keine Chance haben, eine Entzündung in der Analfissur zu verursachen.
Nicht immer führt die konservative Behandlung mit Cremes, Salben und Hausmittel zum Erfolg. Insbesondere chronische Analfissuren bedürfen häufig einer operativen Behandlung.
Insgesamt kann schon eine Besserung der Analhygiene dafür sorgen, dass die Analfissur heilt und die Schmerzen zurückgehen. Dabei sollte man einige Dinge beachten. Zu einem Griff zur Seife ist beispielsweise keinesfalls zu raten. Seife verspricht zwar kurzzeitige Besserung von Schmerzen und Juckreiz, weil die Bakterien in der Wunde ausgewaschen werden, doch gleichzeitig trocknet die Haut an der behandelten Stelle aus. Aggressive Bakterien und Keime aus dem Darm haben es jetzt einfach, in die Haut einzudringen und schmerzhafte Entzündungen zu verursachen. Besser ist es dagegen, den Analbereich lediglich mit warmen Wasser zu reinigen und mit einem sauberen Handtuch abzutrocknen. Sitzbäder gelten als hervorragendes Hausmittel, das die Therapie der Analfissur unterstützt.
Sollten die konservativen Methoden wie Salben, Sitzbäder und Cremes keine Besserung versprechen, so kann der Arzt eine Operation in Erwägung ziehen. Eine OP ist notwendig, wenn Verhärtungen entstanden sind oder die Vorpostenfalten stark ausgeprägt sind. Die OP dauert in der Regel wenige Minuten und verläuft unter einer Kurznarkose. Der Chirurg wird das Narbengewebe entfernen, sodass der Schließmuskel entspannt. Früher wurde zudem häufig ein Teil des Schließmuskels abgetrennt, was heute sehr selten geworden ist. Das Risiko einer anschließenden Stuhlinkontinenz (fehlende Stuhlgang-Kontrolle) ist bei diesem Eingriff zu hoch.
Im Anschluss an die OP ist es wichtig, dass Patienten weiterhin auf vorbildliche Hygiene im Afterbereich achten. Zusätzlich sollte versucht werden, den Stuhl mit ausreichend Wasser und vielen Ballaststoffen weich zu halten, damit eine erneute Analfissur sowie Entzündungen vermieden werden.
aktualisiert am 08.11.2019