Bei einer renalen Anämie (auch: urämische Anämie) handelt es sich um eine Blutarmut, die mit einer Nierenfunktionsstörung in Zusammenhang steht.
Eine Anämie (Blutarmut) trifft auf, wenn das Blut zu wenig Hämoglobin (roten Blutfarbstoff) enthält. Hämoglobin ist ein wichtiger Bestandteil der roten Blutkörperchen (Erythrozyten). Es ist für den Transport von Sauerstoff und Kohlenstoffdioxid im Blut zuständig.
Der Begriff „renal“ ist abgeleitet aus dem Lateinischen und steht für Niere. Bei einer Nierenerkrankung mit verschlechterter Nierenfunktion wird zu wenig Erythropoetin (Epo) gebildet. Dieses Hormon regt die Bildung der roten Blutkörperchen im Knochenmark an. Deshalb ist bei einer renalen Anämie die Anzahl der roten Blutkörperchen reduziert.
Die Ursachen einer renalen Anämie sind immer in einer eingeschränkten Nierenfunktion zu suchen. Gesunde Nieren bilden über 90 Prozent des Hormons Erythropoetin. Bei einer eingeschränkten Nierenfunktion kann nicht mehr ausreichend Epo gebildet werden. Dieser nierenbedingte Erythropoetinmangel ist verantwortlich für die renale Anämie.
Schon eine Nierenerkrankung, bei der noch bis zu 50 Prozent der Nierenfunktion erhalten sind, kann zu einer renalen Anämie führen. Eine fortgeschrittene Niereninsuffizienz (Nierenfunktionsschwäche), die eine Dialyse erfordert, ist fast immer mit einer renalen Anämie verbunden.
Weitere Faktoren, die zu dem Mangel an roten Blutkörperchen beitragen, können sein:
Die Symptome einer renalen Anämie sind Müdigkeit und verringerte Leistungsfähigkeit, Schwindelgefühle, Kopfschmerzenund Ohrensausen. Betroffene sehen oft blass aus oder haben eine milchkaffeebraune Hautfarbe. In der Anfangsphase kann die Anämie ohne Symptome verlaufen und sich nur bei körperlicher Belastung bemerkbar machen.
Bei einer schweren renalen Anämie treten die Beschwerden auch in Ruhe auf. Die Herzfrequenz erhöht sich. Die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit nimmt ab und die Lebensqualität der Betroffenen ist eingeschränkt.
Durch die erhöhte Herzfrequenz kann es zu Bluthochdruck, Herzschmerzen oder einer Herzmuskelverdickung kommen. Weitere Symptome können Magen-Darm-Beschwerden, Knochenschmerzen, Zyklusstörungen und Impotenz sein.
Mit einem Blutbild lässt sich eine Anämie ermitteln. Normalerweise liegen die Hämoglobin-Werte (Hb) zwischen 14 und 18 Gramm pro Deziliter (g/dl) beim Mann und zwischen 12 und 16 g/dl bei der Frau. Bei niedrigeren Werten liegt eine Anämie vor.
Zur Diagnose einer renalen Anämie ist außerdem die Anzahl der roten Blutkörperchen wichtig: Normalerweise liegt die Anzahl bei Frauen zwischen 4,2 und 5,4 Millionen pro Mikroliter und bei Männern zwischen 4,6 und 6,2 Millionen pro Mikroliter. Die Anzahl der roten Blutkörperchen ist bei Betroffenen erniedrigt. Ebenso ist die Anzahl der Vorläuferzellen (Retikulozyten), aus denen sich rote Blutkörperchen entwickeln, verringert.
Heutzutage kann Epo gentechnisch hergestellt werden. Dem Patienten wird das Hormon injiziert, sodass damit die Bildung der roten Blutkörperchen wieder angeregt wird.
Jenseits der Behandlung von Nierenpatienten ist Epo als Dopingmedikament bekannt geworden. Hämoglobin ist für den Transport von Sauerstoff im Blut zuständig. Mehr Sauerstoff im Blut steigert die körperliche Leistungsfähigkeit.
Anders als bei Sportlern wird bei Nierenpatienten das Hämoglobin im Blut bewusst auf einem niedrigen Niveau gehalten. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass das Risiko für Thrombosen und Schlaganfälle steigt, wenn das Hämoglobin bei Nierenpatienten auf den Normalwert angehoben wird. Für Menschen, die an einer renalen Anämie leiden, gilt ein Hb-Wert von 10–11 g/dl als gesundheitlich sinnvoll.
Während der Epo-Behandlung sollte zusätzlich Eisen eingenommen werden, da der Körper durch die Blutbildung einen erhöhten Eisenbedarf hat.
Die Epo-Therapie hat das Leben vieler Patienten mit einer eingeschränkten Nierenfunktion erleichtert. Aufgrund der Epo-Spritzen werden Bluttransfusionen und die damit verbundenen Risiken unnötig oder sind zumindest seltener erforderlich.
Die Therapie mit Epo hat nur sehr geringe Nebenwirkungen. Mit einer Epo-Behandlung erhalten viele Betroffenen ihre Lebensqualität zurück und sind wieder leistungsfähiger. Die Nierenerkrankung wird damit jedoch nicht behandelt.
Mit einer unbehandelten renalen Anämie sinkt nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Lebenserwartung.
DialyseCentrum - Nephrologische Praxis – Renale Anämie - Blutarmut bei Nierenschwäche (Niereninsuffizienz): https://www.dialysecentrum.de/renale-anaemie/ (online, letzter Abruf: 05.01.2021)
DocCheck Flexikon, Dominic Prinz, Dr. Frank Antwerpes; Bijan Fink – Renale Anämie: https://flexikon.doccheck.com/de/Renale_An%C3%A4mie (online, letzter Abruf: 05.01.2021)
Onmeda.de, Lydia Klöckner – Renale Anämie: https://www.onmeda.de/krankheiten/renale_anaemie.html (online, letzter Abruf: 05.01.2021)
patientenstudien – Renale Anämie: https://www.patientenstudien.de/krankheitsbild/renale-anaemie/medikamente (online, letzter Abruf: 05.01.2021)
aktualisiert am 05.01.2021