Tritt bei Kindern eine Blutarmut (Anämie) auf, handelt es sich meist um eine Eisenmangelanämie, die sich gut behandeln lässt. Seltener sind andere Ursachen für die Anämie im Kindesalter verantwortlich.
Eine Anämie zeichnet sich durch eine zu niedrige Hämoglobinkonzentration im Blut aus. Hämoglobin, auch als roter Blutfarbstoff bekannt, hat die Fähigkeit, Sauerstoff zu binden. Der Sauerstoff wird über die Blutbahn in die Organe transportiert und sorgt dafür, dass diese gut funktionieren können. Zu wenig Hämoglobin im Körper bedeutet, dass der Sauerstofftransport im Blut nicht ausreichend gesichert ist, was sich negativ auf die Funktion der Organe auswirkt. Eisen ist an das Hämoglobin gebunden. Das bedeutet auch, dass der Körper bei einem Defizit an Eisen zu wenig Hämoglobin bilden kann. Man spricht dann von einer Eisenmangelanämie.
Im Blutbild wird eine Anämie am Hämoglobin-Wert (Hb) deutlich. Die Hämoglobin-Werte verändern sich vor allem in den ersten Lebenswochen. Folgende Werte kennzeichnen den Normbereich:
Alter | Normalbereich (in Gramm pro Deziliter) |
---|---|
1 bis 7 Tage (nach der Geburt) | 11,1 bis 14,8 g/dl |
8 bis 14 Tage | 12,8 bis 16,6 g/dl |
15 bis 30 Tage | 10,3 bis 17,9 g/dl |
31 bis 60 Tage | 9,2 bis 15,0 g/dl |
61 bis 180 Tage | 10,2 bis 12,9 g/dl |
0,5 bis < 2 Jahre | 10,4 bis 13,1 g/dl |
2 Jahre bis < 12 Jahre | 10,8 bis 14,9 g/dl |
Ist ein Kind häufig erschöpft, müde und wenig belastbar, könnte eine Anämie dahinterstecken. Eine blasse Gesichtshaut und ein erhöhtes Schlafbedürfnis sind weitere Symptome einer Blutarmut. Kinder, die unter einer Anämie leiden, sind körperlich nicht sehr ausdauernd und können bei körperlicher Anstrengung in Atemnot geraten. Eine lang anhaltende Anämie kann sich zudem negativ auf die Gesamtentwicklung des Kindes auswirken. Nicht nur wirkt es körperlich zarter und weniger entwickelt als seine Altersgenossen, auch die Entwicklung des Gehirns kann beeinträchtigt sein. Konzentrationsstörungen und Lernschwierigkeiten können die Folge sein. Häufig eingerissene Mundwinkel, Haarausfall oder löffelförmig gebogene Fingernägel sind ebenfalls Zeichen einer ausgeprägten Anämie.
Die häufigste Form der Blutarmut bei Kindern ist die Eisenmangelanämie. Rund zehn Prozent der Kinder zwischen 0,5 und 3 Jahren sind davon betroffen, ebenso wie Mädchen im jugendlichen Alter. Bei Säuglingen, die gestillt werden, ist der Eisenspiegel der Mutter entscheidend. Schwangere Frauen und stillende Mütter mit einem Mangel sollten unter Absprache mit dem Arzt zusätzlich Eisenpräparate einnehmen, damit der Fötus beziehungsweise der Säugling in diesen entscheidenden Entwicklungsphasen gut versorgt ist. Bei Kleinkindern spielt die Ernährung eine wichtige Rolle. Vor allem Kinder, die vegetarisch oder vegan ernährt werden, können leicht eine Eisenmangelanämie entwickeln. Im späteren Kindesalter sind es dann die menstruierenden Mädchen, die aufgrund des monatlichen Blutverlustes häufiger unter Eisenmangel leiden.
Anämien können durch Infektionen ausgelöst werden. Sie verschwinden aber wieder, wenn der Infektion ausgestanden ist (Infektanämie).
Allerdings kann eine Anämie auch auf eine dauerhafte Erkrankung hinweisen. Es können innere Blutungen dahinterstecken, zum Beispiel im Magen oder im Darm. Eine chronische Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn kann dazu führen, dass das Eisen vom Körper nicht richtig aufgenommen wird. Auch eine Nierenerkrankung kann eine Anämie mit sich bringen. Bei Kindern kommt dies jedoch seltener vor als bei Erwachsenen. Schwerwiegende Ursachen wie Tumorerkrankungen, Blutkrankheiten oder angeborene Anämien sind bei Kindern sehr selten.
Eine Eisenmangelanämie lässt sich einfach mit der Zufuhr von Eisen in Tablettenform beseitigen. Sofern sich das Kind nicht vegetarisch ernährt, sollte, bis sich der Eisenwert normalisiert hat, häufiger Fleisch verzehrt werden. Vitamin C fördert die Eisenaufnahme, zum Beispiel, indem zu der Fleischmahlzeit ein Glas Orangensaft getrunken wird. Bei einem sehr niedrigen Eisenspiegel kann das Eisen auch in Form von Injektionen verabreicht werden.
Deximed, Dr. med. Susanne Meinrenken – Anämie (Blutarmut) bei Kindern: https://deximed.de/home/b/paediatrie/patienteninformationen/blut-und-lymphe/anaemie-blutarmut-bei-kindern/ (online, letzter Abruf: 21.01.2021)
Laborlexikon – Normalwerte des Blutbildes bei Kindern: http://www.laborlexikon.de/Lexikon/Tabellen/17-Blutbild_Kinder.htm (online, letzter Abruf: 21.01.2021)
Springer Medizin, Joachim Kunz; Andreas Kulozik – Anämien bei Kindern und Jugendlichen: https://www.springermedizin.de/emedpedia/paediatrie/anaemien-bei-kindern-und-jugendlichen?epediaDoi=10.1007%2F978-3-642-54671-6_216 (online, letzter Abruf: 21.01.2021)
AWMF online, A. E. Kulozik; J. Kunz – Anämiediagnostik im Kindesalter: https://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/025-027l_S1_Anaemiediagnostik-im_Kindesalter_2018-05.pdf (online, letzter Abruf: 21.01.2021)
kinderblutkrankheiten.de – Anämien (Blutarmut): https://www.kinderblutkrankheiten.de/content/erkrankungen/rote_blutzellen/anaemien_blutarmut (online, letzter Abruf: 21.01.2021)
aktualisiert am 21.01.2021