Die Folsäure (lateinisch: „folium“- Blatt, wegen ihres Vorkommens in grünen Pflanzenteilen) ist ein wasserlösliches Vitamin aus der Gruppe der B Vitamine. Sie wird vereinzelt auch Vitamin B9, Vitamin B11 oder sehr selten Vitamin M genannt. Der Körper kann Folsäure nicht selber herstellen, sie muss daher mit der Nahrung aufgenommen werden.
Bei Wachstumsprozessen und der Zellteilung spielt die Folsäure eine wichtige Rolle. Im Rahmen der Blutbildung teilen sich die blutbildenden Zellen im Knochenmark häufig, auch hierfür ist eine ausreichende Versorgung mit Folsäure notwendig. Ein Folsäuremangel kommt recht häufig vor. Ursachen sind unter anderem Alkoholmissbrauch, einseitige Ernährung oder die Einnahme bestimmter Medikamente (zum Beispiel zur Krebstherapie oder zur Behandlung von Epilepsie). Folge der Unterversorgung ist die Blutarmut (Anämie).
Die Anämie ist ein Mangel an roten Blutkörperchen (Erythrozyten) und / oder des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin). Als Ursache gelten eine Bildungsstörung der roten Blutkörperchen (wie beim Folsäuremangel) oder ein erhöhter Verbrauch.
Da der Körper nicht in der Lage ist, Folsäure selber herzustellen, muss eine ausreichende Menge mit der Nahrung aufgenommen werden. Natürliche Quellen für Folsäure sind grünes Blattgemüse wie Spinat (daher der Name „folia“ für Blatt) außerdem Salat, Spargel, Kohl. Auch in Hülsenfrüchten (Erbsen, Sojabohnen), Vollkornprodukten, Leber oder Eigelb ist Folsäure enthalten. Ein Folsäuremangel kann durch einseitige Ernährung vorkommen.
Der Körper kann 5 bis 20 mg Folsäure in der Leber speichern, die Reserven sind bei fehlender Zufuhr nach etwa vier Monaten aufgebraucht, es entsteht ein Folsäuremangel. Ursachen hierfür sind entweder eine zu geringe Aufnahme (einseitige Ernährung), andere Erkrankungen, die die Aufnahme blockieren oder zu wenig Folsäure kann gespeichert werden.
Der Tagesbedarf für Erwachsene und Schulkinder ab 13 Jahren liegt bei 300 μg täglich. Schwangere haben einen erhöhten Bedarf von 500 μg. Ein Mangel während der Schwangerschaft kann bei Ungeborenen zu Missbildungen wie Neuralrohrdefekten führen.
Eine alimentäre (nahrungsabhängige) Folsäureanämie betrifft hauptsächlich sehr alte Menschen oder solche, die einen erhöhten Bedarf haben. Frauen mit Kinderwunsch oder Schwangere zählen hierzu. Während der Schwangerschaft kann ein Folsäuremangel zu Entwicklungsstörungen des ungeborenen Kindes führen (Neuralrohrdefekt). Starker Alkoholkonsum schädigt die Leber, den Speicherort für Folsäure. Dies ist eine der Ursachen für das Auftreten einer Folsäuremangelanämie bei Alkoholikern. Im Rahmen von chronischen Darmerkrankungen kann die Aufnahme von Folsäure aus der Nahrung im Dünndarm behindert sein. Dies ist bei Patienten mit Zöliakie (Glutenunverträglichkeit) beschrieben.
Bestimmte Arzneimittel, die zur Tumortherapie, bei Epilepsie oder Rheuma eingesetzt werden, heben die Wirkung von Folsäure auf oder hemmen die Aufnahme.
Im Vordergrund einer Folsäuremangelanämie stehen die klassischen Symptome der Blutarmut:
Im weiteren Verlauf kann es durch den Blutmangel zu Atemnot, Herzrasen und Magenschleimhautentzündungen (starken Magenschmerzen) kommen. Seltener leiden Betroffene unter Lähmungserscheinungen, reduzierten Muskelreflexen und Depressionen.
Einen Verdacht auf Blutarmut wird der Arzt im Patientengespräch und anhand der klinischen Untersuchung stellen. In der Krankengeschichte geben bereits beschriebene Symptome (Müdigkeit, Schwindel, Kopfschmerzen etc.) erste Hinweise. Des Weiteren werden Ernährungsgewohnheiten, Lebensumstände, die Einnahme von Medikamenten sowie weitere Symptome hinterfragt. In der klinischen Untersuchung fallen blasse Schleimhäute, evtl. Herzrasen und Herznebengeräusche auf.
Zur Diagnosestellung wird der Arzt eine Blutuntersuchung einleiten. Ein Folsäuremangel führt zu Veränderungen im kleinen Blutbild oder großen Blutbild. Veränderungen einer Folsäuremangelanämie im Blutbild sind eine reduzierte Zahl der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), diese sind größer (MCV erhöht) und haben einen erhöhten Hämoglobingehalt (MCH erhöht). Man spricht von einer makrozytären, hyperchromen Anämie.
Von einer makrozytären Anämie spricht man, wenn die roten Blutkörperchen größer als normal sind.
Von einer hyperchromen Anämie spricht man, wenn die roten Blutkörperchen stärker gefärbt sind als normal.
Andere Blutwerte steigen an und zeigen damit den Zerfall der Erythrozyten (LDH, Bilirubin). Die Zahl der junge Erythrozyten (Retikulozyten) ist allerdings niedrig, das heißt kein neues Blut wird nachgebildet. Diese typischen Veränderungen im Blutbild können auch bei einer Vitamin-B12-Mangel-Anämie auftreten, mit ähnlichen klinischen Symptomen. Bei Unklarheiten wird der Folsäure-Spiegel im Blut bestimmt.
Nicht nur ein Folsäuremangel kann eine Anämie auslösen. Es gibt eine Vielzahl von Gründen, die zu einer Anämie führen können. Die Symptome können ähnlich sein. Gründe für eine Anämie können ein Blutverlust, eine Bildungsstörung oder eine verkürzte Überlebenszeit der Erythrozyten sein.
Innere (Magen- oder Darmblutungen) und äußere Verletzungen können zu einem Blutverlust führen. Im Blutbild sind neben den roten Blutkörperchen auch Hämoglobin und Eisen erniedrigt. Der Körper reagiert normalerweise mit einer verstärkten Blutneubildung. Daher ist die Zahl der jungen Erythrozyten (Retikulozyten) erhöht. Innere Blutungen gehen häufig mit weiteren starken Beschwerden, ausgelöst durch chronische Erkrankungen, einher, sodass die Ursache für die Blutarmut durch weiterführende (zum Beispiel bildgebende) Untersuchungen gesucht wird.
Defekte an den Erythrozyten können zu einer verkürzten Überlebenszeit führen (zum Beispiel bei einer Sichelzellanämie). Bei Autoimmunerkrankungen werden die Blutkörperchen durch das eigene Immunsystem zerstört (Autoimmunhämolytische Anämie oder AIHA). Gefäßerkrankungen oder giftige Stoffe (Arsen, Schlangengift) können ebenfalls zu Zellschäden und somit einen erhöhten Abbau führen. Veränderungen an den Erythrozyten werden im Blutausstrich erkannt und sind so von einer Folsäuremangelanämie abzugrenzen.
Chronische Erkrankungen (Tuberkulose, Diabetes mellitus, Autoimmunerkrankungen) führen häufig zu einer Blutarmut. Für die Diagnose stehen hier die Symptome der Grunderkrankung im Vordergrund.
Erkrankungen des Knochenmarks, Nierenerkrankungen oder der Mangel an Eisen, Folsäure oder Vitamin B12 führen zu einer gestörten Blutbildung und damit zur Blutarmut.
Knochenmarkserkrankungen (durch Tumoren, Blutkrebs etc.) sind selten Ursache für eine Blutarmut und letztendlich anhand einer Knochenmarksuntersuchung zu diagnostizieren.
Eine Anämie verursacht durch Vitamin-B12-Mangel oder Folsäuremangel ähnelt sich in Symptomen und Blutbild (MCV erhöht, MCH erhöht). Der Gehalt von Folsäure und Vitamin B12 im Blut lässt sich bestimmen und die Ursache für den Mangel so unterscheiden.
Kann der Folsäuremangel als Ursache für einen Anämie festgestellt werden, wird zunächst der Mangel ausgeglichen. Dies erfolgt in der Regel in Tablettenform mit einer Dosierung von 5 bis 15 mg Folsäure täglich. Der akute Mangel ist in der Regel nach einem Monat behoben. Wichtig ist es, zeitgleich die zugrunde liegende Ursache zu diagnostizieren und zu behandeln. Ein erhöhter Alkoholkonsum sollte eingestellt werden. Bei einseitiger Ernährung helfen Ärzte und Ernährungswissenschaftler bei der Erstellung einer langfristigen Nahrungsumstellung. Können Erkrankungen des Darms festgestellt werden, müssen diese behandelt werden.
Eine Folsäuremangelanämie lässt sich vollständig heilen. Die Symptome bessern sich, sobald sich die Blutwerte normalisiert haben. Liegt eine chronische Erkrankung vor, sind die Heilungssausichten von den Behandlungsmöglichkeiten der Erkrankung abhängig. Wichtig ist es, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, damit es nicht erneut zu Mangelzuständen kommt.
Da der Körper nicht in der Lage ist, Folsäure selber herzustellen, ist er auf eine ausreichende Zufuhr mit der Nahrung angewiesen. Der tägliche Bedarf von Schulkindern ab 13 Jahren und Erwachsenen liegt bei 300μg. Durch eine ausgewogene Ernährung kann ein Mangel verhindert werden.
Eine abwechslungsreiche Kost mit Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Blattsalaten, Früchten und viel (grünem) Gemüse sollte auf der Tagesordnung stehen. Besonders viel Folsäure befindet sich in folgenden Lebensmitteln:
Gemüsesorten sollten nicht zu heiß gekocht werden, sonst geht ein Teil der wasserlöslichen Folsäure beim Kochvorgang verloren. Besser ist die Zubereitung mit geringer Wärmezufuhr und wenig Wasser. Synthetische Folsäure wird Produkten wie Kochsalz oder Vitaminsäften zugesetzt.
Schwangere und Frauen mit Kinderwunsch haben mit etwa 500μg einen höheren Bedarf an Folsäure. Hier sollten zusätzlich folsäurehaltige Präparate in Tablettenform eingenommen werden.
aktualisiert am 07.09.2023