Eine ambulante Herzgruppe ist eine Gruppe von herzkranken Menschen, in der unter Anleitung bestimmte Formen der Bewegungstherapie ausgeübt werden. Dies ist sinnvoll, um die Herzleistung der teilnehmenden Patienten zu verbessern oder zumindest auf dem derzeitigen Niveau zu halten.
Für Patienten nach einer Herzerkrankung ist die Situation doppelt problematisch:
Auch aus diesen Gründen wird Patienten mit einer Herzerkrankung oder nach einer Herzoperation empfohlen, den Kontakt zu einer Herzsportgruppe aufzunehmen.
Das menschliche Herz muss eine enorme Dauerleistung erbringen, auch wenn der Körper nicht oder kaum belastet wird. An einem Tag muss sich das Herz bei einer Pulsfrequenz von 70 Schlägen in der Minute 100.000mal zusammenziehen, damit pro Minute 5 Liter und pro Tag durchschnittlich 8.000 Liter Blut weiterbefördert werden können.
Durch das vegetative Nervensystem, welches nicht bewusst gesteuert werden kann, können die Pumpfrequenz und -stärke erhöht werden. Bei gesunden Menschen, die keinen Sport treiben, können bis zu 20 Liter, bei Leistungssportlern bis zu 40 Liter pro Minute durch das Herz gepumpt werden. Zum Gehen müssen 8 Liter, zum langsamen Joggen mindestens 15 Liter Blut pro Minute vom Herzen weiterbefördert werden können. Bei Herzkrankheiten ist letzteres oftmals nicht mehr möglich und dann auch nicht sinnvoll.
Durch Bewegung, bei der das Herz mit 30 bis 50 Prozent der höchstmöglichen Leistungsfähigkeit belastet wird, kann die Herzkraft so erhalten werden, wie sie momentan ist. Durch Bewegung mit 50 bis 70 Prozent der Höchstleistung kann, wenn der Herzzustand nicht zu stark beeinträchtigt ist, die Herzleistung wesentlich gesteigert werden. Die Ausübung sollte wenigstens 10 Minuten, optimalerweise eine Dreiviertelstunde dauern.
Durch regelmäßiges Trainieren kann das Herz auch in Ruhe effektiver pumpen. Es kann dann mit weniger Sauerstoff auskommen.
Bei Bewegungsmangel dagegen kann es in relativ kurzer Zeit zu einem Leistungsabfall kommen. Wird über längere Zeit weniger als 30 Prozent der möglichen Leistungsfähigkeit ausgeübt wird, kommt es zu Störungen durch Bewegungsmangel, wie Kreislauf- und Stoffwechselproblemen. Wenn über eine Woche Bettruhe eingehalten wird, so sinkt die Leistung, die erbracht werden kann, um 20 Prozent. Bettruhe kann allerdings in kritischen Situationen lebensrettend sein, wenn ein Herzinfarkt, eine Herzentzündung oder eine schwerwiegende Herzschwäche anderer Ursache auftritt. Hier sollte jedoch bald mit einem geeigneten Bewgungstraining angefangen werden (Frühmobilisation), um die Leistungsfähigkeit zu erhalten und Krankheiten wie Thrombose oder Lungenentzündung zu verhindern.
Die Ausbildung von Herz- und Gefäßkrankheiten wird durch verschiedene Risikofaktoren gefördert. Schädlich wirken sich unter anderem ein zu hohes Körpergewicht, hoher Blutdruck, hohe Fettwerte im Blut, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Stress und Rauchen aus. Durch ein Ausdauertraining können viele dieser Faktoren vermindert werden.
Bei einer Herzgruppe können alle Menschen mitmachen, die eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben (Bluthochdruck, Verengung der Herzkranzgefäße, vorangegangene Herzoperationen) oder die Probleme haben, die eine Belastung für das Herz bedeuten (bei Übergewicht, oder schlechten Blutfetten).
Dazu zählen vor allem Patienten mit:
Herzerkrankungen werden jedoch aufgrund dessen, dass nur wenige sensible Nerven zum Herz ziehen, oft erst gar nicht verspürt. Die körperliche Leistungsfähigkeit kann bei Herzerkrankungen eingeschränkt sein, es kann zu Atemnot bei Belastung oder auch in Ruhe kommen. Erst wenn schon eine relativ starke Schädigung vorhanden ist, kommt es zur Angina pectoris (Brustenge), bei der es zu Schmerzen in der Herzgegend kommt, die aber auch in andere Körperregionen, wie in den Arm oder in den Bauch, ausstrahlen kann.
Jeder Teilnehmer einer ambulanten Herzgruppe bekommt eine Voruntersuchung sowie jährlich, besser mehrmals im Jahr, eine Untersuchung zur Kontrolle. Dabei erfolgt neben der Befragung des Patienten (Anamnese) eine Blutuntersuchung, ein EKG (Elektrokardiogramm) sowie ein Herzultraschall (Echokardiogramm), durch das die Herzfunktion, die Herzklappen und die Herzwand beurteilt werden können. Des Weiteren erfolgt eine Untersuchung von Blutdruck und Puls sowie ein EKG bei Belastung (Ergometrie).
Unterschieden werden müssen eine Fülle von Erkrankungen von Herz und Kreislauf sowie auch von anderen Organen. Für die Teilnahme an einer Herzgruppe ist es wichtig herauszufinden, wie stark das Herz bereits geschädigt ist beziehungsweise inwieweit der Körper noch belastet werden kann.
Das Ziel einer Bewegungstherapie in einer Herzgruppe ist es, je nach der Erkrankung und Leistungsfähigkeit des einzelnen Teilnehmers die Fitness zu erhöhen oder zumindest auf dem derzeitigen Stand zu erhalten. Die Wirkung soll dabei lange anhalten.
Dies wird am besten dadurch erreicht, dass der Körper durch Bewegung zwar gefordert, aber nicht überlastet wird. Es geht in der Herzgruppe nicht darum, Leistungssport zu treiben, sondern gesunde Bewegung auszuüben, die auch Freude bereiten soll. Dies kann beispielsweise Wandern auf flacher Strecke oder mit kleinen Hügeln sein, so dass der Teilnehmer dabei die Natur genießen kann, ohne unter einem Leistungsdruck zu stehen. Je nach der Belastungsfähigkeit kann eventuell auch Jogging oder Radfahren ausgeübt werden. Durch das Training in der Herzgruppe soll sich auch ein Lerneffekt einstellen, wie der Patient sich auch außerhalb der Gruppe am besten und schonendsten bewegen kann und wie stark er sich belasten kann.
Dazu soll jeder Teilnehmer nach seiner individuellen Leistungsfähigkeit eine passende Stufe der Bewegungstherapie mitmachen. Die regelmäßigen Kontrolluntersuchungen dienen dazu, das körperliche Leistungsvermögen immer erneut zu beurteilen, um die Übungen in der Herzgruppe daran anpassen zu können und so eine optimale Gesundheitsförderung für den Patienten zu ermöglichen.
In der Herzgruppe wird des Weiteren Gymnastik ausgeübt. Dadurch soll neben einer Kraftverbesserung vor allem die Beweglichkeit, die Geschicklichkeit und der Gleichgewichtssinn gefördert werden. Gelenkproblemen wird damit ebenso vorgebeugt.
Zusätzlich zur Bewegungstherapie soll im Alltagsleben eine Besserung der Voraussetzungen für ein gesundes Leistungsvermögen geschaffen werden, beispielsweise durch Verminderung von Stress und genügend Schlaf.
Die Bewegungstherapie in der Herzgruppe dient daher sowohl dem körperlichen als auch dem seelischen Wohlbefinden.
Bei jeder Herzgruppe ist ein Arzt anwesend. In Abhängigkeit von der individuellen Belastungsmöglichkeit von Herz und Kreislauf besteht die Möglichkeit, an einer Trainingsgruppe, einer Übungsgruppe oder einer Hockergymnastik-Gruppe teilzunehmen.
Bei einer Trainingsgruppe können Menschen mitmachen, die leistungsfähig genug sind, um bei einer Geschwindigkeit von 6 km/h wandern zu können.
Für eine Übungsgruppe ist ein geringeres Leistungsvermögen ausreichend, das aber mindestens bei der Hälfte der Trainingsgruppe liegen sollte. Bei einer Verbesserung der Kondition kann der Patient auch in die Trainingsgruppe „aufsteigen“.
In einer Hockergymnastik-Gruppe werden die Bewegungen meist im Sitzen auf einem Hocker ausgeführt. Dementsprechend ist diese Gruppe für Menschen geeignet, die an einer relativ schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankung leiden. Dadurch, dass das Körpergewicht nicht auf den Beinen gehalten werden muss, können mehr Muskelbereiche bei den Übungen bewegt werden.
Es sind auch gemischte Gruppen möglich, vor allem aus Menschen, die sonst in die Trainings- oder Übungsgruppe gehören. Die gemischten Gruppen werden beispielsweise dann aufgestellt, wenn sich nicht genügend Patienten für die aufgeteilten Gruppen finden.
Die jeweiligen Übungsstunden haben meist einen geordneten Aufbau. Zunächst wird durch eine kurze Befragung und Untersuchung festgestellt, ob der Patient an diesem Tag fähig ist, das Training ohne Gefährdung mitzumachen. Am Anfang werden kleine Aufwärmübungen, Gymnastik sowie alltägliche Bewegungsformen vorgenommen. Daraufhin erfolgt ein Ausdauertraining, also je nach Belastbarkeit Gehen, Dauerlauf oder Radfahren. Im Anschluss werden noch Spiele gemacht, zum Schluss entspannen sich die Teilnehmer, und eine Gesprächsrunde oder ein Vortrag kann stattfinden.
Zur konservativen Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen gehört ansonsten vor allem eine entsprechende medikamentöse Therapie.
Komplikationen in der Herzgruppe während der Bewegungstherapie sind sehr selten. In Ausnahmefällen kann es zu einem Herzstillstand kommen, welcher durch das Vorhandensein eines Notfallkoffers und durch die Anwesenheit des Arztes, der Erfahrung mit Notfallmedizin besitzt, direkt behandelt werden kann. Des Weiteren kann es bei der Ausübung des Trainings zu Verletzungen kommen.
Zu wenig Bewegung oder eine zu starke körperliche Belastung kann zu einer Verstärkung der Probleme am Herzen und den anderen Organen führen. Eine gut dosierte Bewegungstherapie kann die Leistungsfähigkeit des Patienten jedoch wesentlich steigern. Daher sind die Herzgruppen in aller Regel sehr sinnvoll, um Herz, Kreislauf und Muskeln zu stärken und die körperliche und psychische Gesundheit zu fördern.
aktualisiert am 05.03.2020