Die Alkoholkrankheit wird auch als Trinksucht, Alkoholsucht oder Alkoholismus bezeichnet. Sie zählt nach wie vor zu den größten Suchtproblemen weltweit.
Etwa ein bis drei Prozent der Bevölkerung in mitteleuropäischen Ländern ist alkoholabhängig.
In Deutschland wird die Zahl der Alkoholsüchtigen auf mehr als zwei Millionen geschätzt, wobei doppelt so viele Männer wir Frauen betroffen sind. Die größte Gefährdung besteht für Männer zwischen dem 21. und 24. Lebensjahr. Auch Jugendliche werden immer früher mit alkoholischen Getränken konfrontiert. Damit steht Deutschland im weltweiten Vergleich des Alkoholkonsums auf Rang fünf und bildet somit mit Luxemburg, Ungarn, Irland und Tschechien die Spitzengruppe.
Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind Alkoholiker „exzessive Trinker", die durch ihre Abhängigkeit unter Störungen der körperlichen und geistigen Gesundheit sowie ihrer sozialen Beziehungen leiden. Sie sind unfähig mit dem Trinken aufzuhören und können meist die Menge des Alkohols, den sie konsumieren, nicht mehr kontrollieren. Das führt dazu, dass 50 Prozentder Patienten in psychiatrischen Kliniken alkoholkranke Männer sind.
Die Kosten für das Gesundheitssystem, die durch alkoholbedingte Erkrankungen entstehen, belaufen sich auf über 20 Mrd. Euro jährlich.
Ursachen
Der Genuss von Alkohol ist für die meisten Menschen selbstverständlich. Nur etwa sechs Prozent der deutschen Bevölkerung trinkt überhaupt keinen Alkohol, lebt also alkoholabstinent.
Die Ausgaben für alkoholische Getränke belaufen sich auf etwa 30 Mrd. Euro pro Jahr, wobei jeder Einzelne im Durchschnitt 12 Liter reinen Alkohol jährlich konsumiert.
Die meisten werden auch nach jahrzehntelangem regelmäßigem Alkoholgenuss nicht abhängig.
Die Gründe für die Entwicklung einer Alkoholsucht sind vielschichtig und lassen sich nur in den wenigsten Fällen auf eine Ursache zurückführen.
Ein wichtiger Faktor ist zunächst die Wirkung des Alkohols auf den Organismus. Er dient oft nicht nur als Genussmittel sonder erfüllt gleichzeitig die Wirkung eines Psychopharmakons. Er wirkt beruhigend, setzt Ängste herab, hilft Spannungen zu überwinden und Schlafstörungen zu bekämpfen. Diese zunächst positiven Eigenschaften veranlassen zu erneutem trinken, was für die Betroffenen oft den Anfang eines Teufelskreises darstellt.
Einen weiteren Auslöser für übersteigerten Alkoholkonsum stellen die sozialen Bedingungen der Betroffenen dar. Die Gesellschaftsschicht, der Beruf und Gepflogenheiten in der Familie können zum Alkoholmissbrauch verleiten. Die deutsche Gesellschaft stellt durch ihre Einstellung zum Alkoholgenuss eine sogenannte Permissivkultur dar, das heißt der Genuss wird erlaubt und toleriert, die Risiken werden jedoch meist nicht beachtet.
Außerdem spielen die individuellen Bedingungen des einzelnen eine große Rolle bei der Entstehung einer Alkoholkrankheit. Zerüttete Familien und trinkende Väter oder Mütter können schon in der Kindheit den Grundstein für die Alkoholsucht legen.
Mindestens ebenso wichtig sind die aktuellen Belastungssituationen. Sie bringen den Betroffenen schließlich in die Situation, das Psychopharmakon Alkohol einzusetzen um Erleichterung und Entspannung zu finden.
Diskutiert wird auch eine genetische Veranlagung zur Alkoholabhängigkeit. Einen Hinweis darauf gibt das oftmals vermehrte Auftreten der Alkoholkrankheit innerhalb einer Familie sowie die Konkordanz bei eineiigen Zwillingen.
Eine Abhängigkeit entwickelt sich meist über einen längeren Zeitraum und durch eine Kombination von mehreren den oben aufgeführten Faktoren.
Haben sich die Betroffenen an eine gewisse Menge des täglichen Alkoholkonsums gewöhnt muss nach einiger Zeit die Dosis erhöht werden, um die gewünschten Effekte zu erzielen. Entzugserscheinungen müssen dann wiederum mit Alkohol bekämpft werden.
Die erste Erkenntnis einer Abhängigkeit ruft dann Verstimmungen und Unlustgefühle hervor, was erneut zu vermehrtem Alkoholkonsum führt. In seinem sozialen Umfeld fühlt sich der Alkoholabhängige immer mehr geächtet, was zu Frustrationen bereitet und wiederum zu vermehrtem Trinken veranlasst. Es entstehen ineinander verwundene Teufelskreise, aus denen sich die Betroffenen nur noch schwer befreien können.
Die körperlichen Krankheitserscheinungen der Alkoholkrankheit werden durch das toxische Abbauprodukt Acetaldehyd ausgelöst. Er wirkt sich schädlich auf alle Organsysteme aus und verursacht vor allem Magen- und Darmgeschwüre, Lebererkrankungen, Herzerkrankungen und Nervenleiden.
Symptome einer Alkoholsucht
Kennzeichnende Symptome der Alkoholkrankheit sind vor allem der Zwang zum Verzehr von alkoholischen Getränken,Verlust der Kontrolle über die Menge des Konsumierten Alkohols und die Vernachlässigung früherer Interessen. Mit der Zeit wird dann die Toleranz des Betroffenen immer größer, er gewöhnt sich an größere Mengen und er kann immer mehr Alkohol zu sich nehmen. Außerdem findet eine merkbare Veränderung der Persönlichkeit statt.
Der Verlauf der Alkoholabhängigkeit kann vereinfachend in vier Phasen (nach Jellinek) eingeteilt werden. Nicht jeder Alkoholkranke durchläuft alle dieser Phasen, die Einteilung kann jedoch zunächst einen Überblick darüber vermitteln, wie schwer die Abhängigkeit des Betroffenen bereits ausgeprägt ist.
Voralkoholische Phase: Der Alkoholkonsum dient der Erleichterung und wird meist durch soziale Umfeld beeinflusst, motiviert und verstärkt.
Prodromalphase: Das Stadium der Toleranzsteigerung. Der Betroffene erfährt durch den Alkohol Rauschzustände mit Erinnerungslücken. Er trinkt heimlich und denkt sehr oft an Alkohol. Er hat Schuldgefühle und vermeidet Anspielungen auf Alkohol.
Kritische Phase: Das Stadium des Zwangstrinkens und Verlust der Kontrolle. Der Betroffene fällt durch aggressives Benehmen auf, zieht sich vermehrt aus seinem sozialen Umfeld zurück und gibt seinen Arbeitsplatz auf. Er vernachlässigt eine angemessene Ernährung und trinkt auch morgens regelmäßig.
Chronische Phase: Stadium der Sensibilisierung. Der Alkoholkranke macht tagelange Rauschzustände durch, ist in seinem Denken beeinflusst und leidet unter Psychosen. Er entwickelt Angstzustände, Zittern und einen Verlust der Alkoholtoleranz. In dieser Phase ist er für eine Therapie meist zugänglich.
Von Jellinek existiert auch eine Einteilung von verschiedenen Typen des Alkoholabhängigen, die sehr von der Persönlichkeit des Einzelnen bestimmt werden:
Alphatrinker: „Konflikttrinker", „Erleichterungstrinker". Ihnen vermittelt der Alkohol Sicherheit, Entspannung, Zufriedenheit. Trinken deshalb hauptsächlich aus psychologischen Gründen (z. B. Frustration, Stress). Können im Allgemeinen jedoch jederzeit mit Trinken aufhören. Es existiert mehr eine psychische als eine körperliche Abhängigkeit.
Beta-Trinker: „Gelegenheitstrinker". Er ist gefährdet durch vorherrschende Trinksitten, gerät nicht selten in einen regelmäßigen Missbrauch aus Gewohnheit. Er trinkt vorwiegend aus sozialen Gründen (z. B. Feier, Verführung durch Kollegen). Eine Abhängigkeit tritt - wenn überhaupt - erst relativ spät auf. Auch sie können im Allgemeinen jederzeit den Alkoholkonsum beenden, wenngleich körperliche Störungen möglich sind.
Gamma-Trinker: „süchtige Trinker". Häufig überhöhter Alkoholkonsum aus „innerem Zwang". Sind seelisch und körperlich abhängig und haben keine Kontrolle mehr über ihr Trinkverhalten (wenngleich gelegentlich Fähigkeit zur kurzdauernden Abstinenz). Die kleinste Alkoholmenge kann sofort unstillbares Verlangen auslösen (Alkohol in Suppe, Cognac-Bohnen). Sie sind die Alkoholkranken im engeren Sinne.
Delta-Trinker: „Gewohnheitstrinker". Kontinuierlicher, gleichmäßiger, aber deutlich überhöhter Alkoholkonsum ohne Verlust der Selbstkontrolle („Alkohol-Imprägnation"). Sie können das Trinken jedoch auch nicht sein lassen, sind also nicht fähig zur Abstinenz, vor allem wegen drohender Entzugserscheinungen. Man nennt sie auch „Spiegeltrinker", weil sie für ihr Wohlbefinden einen bestimmten Alkoholspiegel benötigen.
Epsilon-Trinker: „episodische Trinker", „Quartalsäufer". Periodische schwerste Alkoholexzesse mit entsprechenden Konsequenzen, meist auf sozialem Gebiet, die mit längeren, oft wochenlangen Perioden von Abstinenz oder sozial akzeptiertem Trinken abwechseln. Selten. Kann sich auch um immer wiederkehrende Depressionen handeln, die durch die verhängnisvolle „Alkohol-Therapie" behandelt werden sollen. Er lässt sich oft nur schwer beeinflussen.
Eine weitere Unterscheidung differenziert in:
Typ l: keine familiäre Belastung mit Alkoholismus, später Beginn, geringe soziale Probleme
Typ 2: vermehrtes Auftreten von Alkoholismus und Depressionen bei Verwandten 1. Grades; früher Beginn, gleichzeitiger Missbrauch von Rauschdrogen, schwere soziale Komplikationen. Langjähriger Alkoholkonsum führt nicht nur zu einer körperlichen und psychischen Abhängigkeit sondern verursacht schwere Schäden am menschlichen Körper. Körperliche Beschwerden, die durch Alkoholmissbrauch verursacht werden, betreffen meist alle Organsysteme. Die Erkrankten leiden unter Magen- und Darmgeschwüren, Lebererkrankungen und Entzündungen der Bauchspeicheldrüse. Daneben ist meist auch das Herz betroffen (Alkoholische Kardiomyopathie).
Alkoholkranke haben außerdem ein erhöhtes Risiko ein Krebsleiden zu entwickeln. Meist entsteht Lungen-, Bauchspeicheldrüsen- oder Darmkrebs.
Das Nervensystem ist bei der Alkoholkrankheit fast immer betroffen. In 20 bis 40 Prozent der Fälle äußert sich dies durch eine sogenannte Polyneuropathie, also eine Schädigung der motorischen oder sensiblen Nervenbahnen des Körpers.
Bezüglich der körperlichen Symptome, die der Alkohol beim Betroffenen auslöst, kann zwischen akutem Rausch und chronischen Alkoholfolgen unterschieden werden.
Bei der Alkoholintoxikation (Alkoholvergiftung) treten sogenannte Psychosen, also Persönlichkeitsveränderungen in den Vordergrund. Auffallend ist die euphorische Stimmung und die Selbstüberschätzung des Betroffenen, die jedoch sehr schnell in eine gereizte Stimmung umschlagen oder sich gar zu einer Depression entwickeln kann. Leichte Rauschzustände sind bereits ab einem Blutalkoholgehalt von 0,5 Promille zu beobachten. Bei stärkeren Rauschzuständen treten zudem eine Erweiterung der Blutgefäße, Pulsbeschleunigung und eine Koordinationsstörung beim Sprechen und Gehen auf. Kommen zudem noch Halluzinationen und heftige Aggressivität hinzu, wird von einem pathologischen Rausch gesprochen. Blutalkoholkonzentrationen ab 4 Promille können bereits zum Tode führen.
Im Gegensatz zu diesen akuten Symptomen tritt nach langjährigem Alkoholmissbrauch das sogenannte Delir auf. Meist tritt es nach einer kurzen Zeit der Abstinenz auf dem ein ununterbrochen fortgesetztes Trinken vorausgegangen ist (Kontinuitätsdelir). Es beginnt akut, häufig in der Nacht und dauert in der Regel zwei bis fünf Tage an. Oft geht dem das sogenannte Prädelir voraus, in dem die Betroffenen unter gesteigerter Gereiztheit, Unruhe, Zittern, Angst und allgemeiner Schwäche leiden. Der Verlauf des Delirs kann durch das zusätzliche Auftreten von Krampfanfällen kompliziert werden. Unbehandelt verläuft das Delir in 20 bis 30 Prozent der Fälle tödlich.
Eine weitere Psychose, die bei chronischem Alkoholmissbrauch auftritt ist die sogenannte Alkoholhalluzinose. Die Betroffenen leiden vor allem unter akustischen Halluzinationen. Sie hören meist Stimmen mehrerer nicht anwesender Personen, die sein Handeln kommentieren. Optische Halluzinationen sind in Verbindung mit der Alkoholkrankheit eher selten. Das Bewusstsein der Betroffenen ist darunter jedoch immer klar. Meist tritt die Alkoholhalluzinose nach einer Periode von Trinkexzessen auf. Sie wird bei etwa 20 Prozent der Betroffenen chronisch und kann sich bis zu einer Demenz hin steigern. Oft entwickelt sich auch eine Schizophrenie.
Nach langjährigem Trinken entwickelt sich bei Alkoholikern häufig ein Eifersuchtswahn. Die Betroffenen projizieren das eigene Versagen dabei meist auf die Ehefrau, wobei die Eifersucht übersteigerte und groteske Formen annimmt. Diese form des Wahns kann auch in Zusammenhang mit einem Delir auftreten. Auch wenn ein Entzug erfolgreich durchgeführt wurde kann eine übersteigerte Eifersucht oft bestehen bleiben.
Außerdem leiden Alkoholkranke häufig unter Konzentrationsstörungen, beeinträchtigter Merkfähigkeit und Defiziten im räumlichen Vorstellungsvermögen und der Zeitwahrnehmung.
Die schwerste alkoholbedingte Psychose ist die sogenannte Wernicke-Enzephalopathie. Sie tritt meist im Anschluss an ein Delir auf und ist durch die Symptom-Trias Somnolenz (Schläfrigkeit), Augenmuskellähmung und Ataxie gekennzeichnet. Auch generalisierte Krampfanfälle wie bei einer Epilepsie sind bei einer Wernicke Enzephalopathie nicht selten. Als Ursache für diese schwere Psychose wird ein Vitamin-B1 Mangel diskutiert, der im Zusammenhang mit exzessivem Alkoholkonsum steht.
Aus einer Wernicke-Enzephalopathie kann sich im Spätstadium ein Korsakow-Syndrom entwickeln, das auch nach einer Entwöhnung bestehen bleibt und nicht mehr rückgängig zu machen ist.
Neben diesen psychischen Symptomen ruft die Alkoholsucht außerdem eine Vielzahl von Folgeerkrankungen hervor:
Typisch ist eine schwere Schädigung der Leber. Meist entsteht zunächst eine sogenannte Fettleber, daneben sind entzündliche Alkohol-Hepatitiden (Infektionen der Leber) und eine Leberzirrhose nicht selten. Diese Leberschädigungen führen oft zu Durchblutungsstörungen der Leber. Die Pfortader, die durch die Leber hindurch läuft, kann das Blut aus dem Unterbauch nicht mehr zurück zum Herzen transportieren. Es entstehen dann sogenannte Kolateral-Kreisläufe, durch die das Blut auf Umwegen zum Herzen geleitet wird. Ein solcher typischer Kolateral-Kreislauf bei Leberkranken sind die Venen in der Speiseröhre.
Ein Großteil des Blutes aus dem Unterbauch gelangt dann über die Venen der Speiseröhre zum Herzen, wodurch ein sehr hoher Druck auf diesen kleinen Venen lastet. So entstehen mit der Zeit Krampfadern (Varizen). Diese sogenannten Ösophagusvarizen sind aufgrund der hohen Wandspannung, die sie aushalten müssen, sehr empfindlich und können leicht platzen. Eine fulminante Varzienblutung ist für den Betroffenen dann sehr gefährlich. Für viele Betroffene endet eine derartige Blutung gar tödlich.
Auch die Bauchspeicheldrüse kann sich bei chronischen Alkoholmissbrauch entzünden (Pankreatitis). Eine Pankreatitis kann für den Betroffenen sehr gefährlich verlaufen. Außerdem können Folgeschäden, wie ein Diabetes mellitus entstehen.
Ein langjähriger Alkoholkonsum, vor allem in Verbindung mit einer Fehlernährung und Tabakkonsum, schädigt außerdem in hohem Maße den Magen-Darm-Trakt und verursacht Entzündungen der Speiseröhre und des Magens (Gastritis). Auch Kehlkopfkrebs tritt bei Alkoholikern wesentlich häufiger auf als in der Normalbevölkerung.
Auch das Herz-Kreislauf-System ist von langjährigem Alkoholkonsum betroffen. Die Alkoholkrankheit kann zu Bluthochdruck, Anämie, Herzmuskelerkrankungen und koronarer Herzkrankheit beitragen.
Diagnose
Die Alkoholkrankheit wird oft nicht oder viel zu spät erkannt. Der behandelnde Arzt nimmt Andeutungen nicht wahr und verkennt Warnsignale. Die Frühsymptome wie Magen-Darm-Beschwerden, schlechter Allgemeinzustand, Schlafstörungen, Potenzstörungen und Wadenkrämpfe werden oft zunächst anderen Erkrankungen zugeschrieben. Weitere Hinweise auf Alkoholismus können erhöhte Leberwerte in der Blutuntersuchung geben.
Daneben wurden von der Ärzteschaft sechs Kriterien definiert, von denen drei erfüllt sein müssen, um die Diagnose der Alkoholkrankheit stellen zu können:
ein starker Wunsch oder Zwang, Alkohol zu trinken
ein Kontrollverlust in Bezug auf die Menge, den Beginn oder das Ende des Alkoholkonsums
körperliche Entzugserscheinungen bei Konsumreduktion oder Konsumstop
eine Toleranzentwicklung
eine Vernachlässigung gewohnter Tätigkeiten um stattdessen Alkohol zu konsumieren, sich Alkohol zu beschaffen oder sich vom Konsum zu erholen
Außerdem existiert ein Kurzfragebogen (KFA nach Feuerlein), der zur Abschätzung der Alkoholkrankheit herangezogen werden kann und eine weitere diagnostische Hilfe darstellt.
Differentialdiagnose
Psychosen, wie sie bei der akuten Alkoholintoxikation auftreten, können auch andere Ursachen haben.
Andere Erkrankungen, besonders solche die das Gehirn direkt betreffen, wie auch andere Medikamente und Drogen, können ähnlich wie Alkohol zu starken Wesensveränderungen führen. Diese weiteren möglichen Ursachen müssen beachtet und ausgeschlossen werden.
Therapie der Alkoholkrankheit
Bei ausgeprägter Alkoholkrankheit sollte ein Entzug stationär durchgeführt werden. So kann dem Betroffenen zu einem der ständige Kampf gegen das Verlangen nach Alkohol erleichtert werden, zum anderen können Entzugskomplikationen leichter aufgefangen werden. So fühlen sich die meisten Patienten sicherer.
Wichtig ist, dass der Entzug konsequent und sofort vollständig durchgeführt wird. Ein allmähliches Reduzieren der Trinkmenge ist für den Betroffenen meist schwieriger. Das langfristige Ziel ist die absolute Alkoholabstinenz und nicht das kontrollierte Trinken.
Die ärztliche Behandlung der Alkoholkrankheit verläuft in vier Schritten:
In der Entgiftungsphase wird der Betroffene zunächst wie ein körperlich Kranker behandelt. Er wird vollständig vom behandelnden Arzt untersucht, insbesondere auf Herz-Kreislauf-Funktionen muss geachtet werden. Für einige Tagen können im Verlauf der Entgiftung Entziehungserscheinungen auftreten, wie beispielsweise Schlaflosigkeit, Unruhe, Angst, Durchfall und andere vegetative Symptome, deren Ausmaß sehr individuell und verschieden ist. Zur Behandlung dieser Entzugserscheinungen können Medikamente, sogenannte Hypnotika, eingesetzt werden. Zudem wird dem Betroffenen meist Physiotherapie verordnet. Die Therapie in einer geschlossenen Einrichtung muss oft nicht lange dauern, da der Patient schnell lernen kann, ohne äußeren Zwang auf Alkohol zu verzichten. Dazu ist es jedoch notwendig, die Entgiftung mit einer Motivationsarbeit zu verbinden. Diese Kombination wird dann als qualifizierter Entzug bezeichnet. Etwa 50 Prozent der Betroffenen, die sich für diese Methode der Entgiftung entschieden haben, schaffen die vollständige Alkoholabstinenz.
In der sogenannten Kontaktphase soll der behandelnde Arzt den Patienten dann schonend auf den Weg der Therapie führen. Nach einer ausführlichen neurologischen Untersuchung wird die weitere Behandlung besprochen, wobei der Arzt dem Patienten vermitteln soll, dass er selbst die Verantwortung für den Verlauf seiner Behandlung trägt. Wichtig ist es in dieser Phase vor allem das Selbstwertgefühl des Patienten wiederherzustellen und sein Selbstvertrauen zu stärken.
In der darauf folgenden Entwöhnungsphase erlernt der Betroffene seine Unabhängigkeit neu. Hierzu haben sich sehr breit angelegte Therapieprogramme bewährt, die vor allem in der Gruppe durchgeführt werden. Neben Physio- und Ergotherapie umfasst diese Phase vor allem die Freizeitgestaltung des Betroffenen sowie die Anwendung von Entspannungsverfahren, Selbsterhaltungstraining und das Erlernen von Selbstkontrolltechniken. Partner und Angehörige des Betroffenen werden in dieser Phase soweit wie möglich miteinbezogen.
Die Erfolge der Entwöhnungsbehandlung sind bei den meisten Patienten in hohem Maße gefährdet, wenn sich eine ausreichende Rehabilitation erfolgt. In der Nachsorgephase sollen die Lebensbedingungen des betroffenen so gestaltet werden, das die Flucht in eine erneute Abhängigkeit nicht mehr zwingend erscheint. Mit der Hilfe von Suchtberatungsstellen sollen nicht nur soziale Konflikte beseitigt, sondern auch die berufliche Rehabilitation des Betroffenen gewährleistet werden.
Die medikamentöse Therapie kann bei der Alkoholkrankheit zusätzlich als Hilfsmaßnahme eingesetzt werden. Von dieser Möglichkeit profitieren jedoch nur Patienten, die entschlossen zur Alkoholabstinenz motiviert sind. Verwendet wird in den meisten Fällen das sogenannte Antabus Disulfiram. Trinkt der Patient unter der Therapie mit Disulfiram Alkohol, treten vegetative Störungen wie Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen und ein Blutdruckabfall ein. Diese Wirkung des Medikamentes ist für den Betroffenen so unangenehm, das er das Risiko des erneuten Trinkens meist vermeidet. Patienten mit internistischen Krankheiten oder Hirnerkrankungen wird allerdings von dieser Art der Therapie strengstens abgeraten. Außerdem das Arzneimittel nur in Kombination mit einer Psycho- und Soziotherapie sinnvoll. Für sich genommen führt es nur selten zum Ziel einer erfolgreichen Entwöhnungstherapie. Verläuft der Prozess der Entwöhnung gut, kann das Medikament meist schnell wieder abgesetzt werden.
Neben dieser Therapiemethode in vier Schritten, die meist von ärztlicher Seite empfohlen wird, existiert der alternative Weg durch die Anonymen Alkoholiker, der sich in zwölf Stufen niederschlägt.
Diese Organisation (AA) wurde 1936 in den USA gegründet und verzichtete weitgehend auf die Unterstützung durch Gesunde. Der Akzent wird vor allem darauf gelegt, dass nur der Alkoholiker den Alkoholiker versteht und ihm helfen kann. Gerade in den letzten Jahren wurde jedoch zunehmend auch die Zusammenarbeit mit Ärzten und Kliniken gepflegt.
Prognose
Bei der Alkoholkrankheit, ist die Prognose oft relativ ungünstig.
Zwar nimmt die Anzahl der Alkoholabhängigen mit zunehmendem Alter ab, die Folgeerkrankungen, die durch den langjährigen Alkoholkonsum entstanden sind, sind jedoch oft nicht mehr rückgängig zu machen.
Je früher die Erkrankung behandelt wird, desto besser ist die Prognose.
Die einzige Therapiemöglichkeit, die befriedigende Ergebnisse aufweist, ist der qualifizierte Entzug aus einer Kombination von Motivationsarbeit und konsequenter Entgiftung. Von den Alkoholkranken, die sich für diese vollständige Entwöhnung entschieden haben, schaffen immerhin 50 Prozent eine Abstinenz vom Alkohol. Rückfälle sind häufig und machen eine erneute Therapie unumgänglich.
Die Sterblichkeitsrate von Alkoholkranken, die keinen Entzug schaffen ist hoch. Allein 10 bis 20 Prozent sterben durch Suizid. Daneben führen Folgeerkrankungen des langjährigen Alkoholkonsums, wie Leber- oder Herzversagen nicht selten zum Tode.
Eine Ausnahme bilden dabei die sogenannten konstitutionell resistente Trinker. Diese Gruppe von Alkoholikern kann auch bei langjährig fortgesetztem Trinken eine auffallend gute Gesundheit erhalten. Dieser Fall ist jedoch sehr selten. Die meisten langjährigen Trinker haben mit bereits genannten, schweren Folgeschäden zu rechnen.
Vielleicht ein wenig zu spät... Einfach in der örtlichen Psychatrie anrufen und einen Termin vereinbaren. Manchmal dauert das eine Weile. Für die
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