Als Kardiomyopathie bezeichnen die Ärzte unterschiedliche Erkrankungen des Herzmuskels. Diese Herzmuskelerkrankungen gehen mit einer funktionalen Störung des Herzens einher. Sofern die Kardiomyopathie durch langjährigen Alkoholmissbrauch verursacht wurde, sprechen die Ärzte von einer alkoholischen Kardiomyopathie. Diese Kardiomyopathie ist durch eine fortlaufende Veränderung beziehungsweise Schädigung des Herzmuskels gekennzeichnet. Alkoholmissbrauch ist eine der häufigsten Ursachen für solche Herzerkrankungen. Bei einer alkoholischen Kardiomyopathie wird die Pumpleistung des Herzens durch die Schäden an der Herzmuskulatur erheblich beeinträchtigt. Hierdurch können verschiedene Symptome und Komplikationen entstehen. Die Kardiomyopathie ist eine ernste Gefahr für den Patienten. Durch die Erkrankung droht im fortgeschrittenen Stadium der plötzliche Herztod des Patienten.
Bei einer alkoholischen Kardiomyopathie resultieren die Schäden an der Herzmuskulatur aus einem langjährigen Alkoholmissbrauch des Patienten. Der Herzmuskel verdünnt sich über die Zeit immer mehr und die Pumpleistung des Herzens wird erheblich eingeschränkt. Es entsteht ein Durchblutungsmangel im Körper, welcher sich unterschiedlich auswirken kann. Am häufigsten tritt die alkoholische Kardiomyopathie bei männlichen Patienten im Alter zwischen 35 und 50 Jahren auf.
Die Patienten mit einer alkoholischen Kardiomyopathie blicken generell auf einen langjährigen und schwerwiegenden Alkoholmissbrauch zurück. Dieser Zeitraum des Alkoholmissbrauchs erstreckt sich häufig über fünf bis fünfzehn Jahre. In diesem Zeitraum haben die Patienten regelmäßig den empfohlenen Tagesgrenzwert für Alkohol überschritten. Dabei ist es von Person zu Person unterschiedlich, wie stark die Schädigung am Herz durch den Alkohol ausfällt. Andere Faktoren wie die genetische Vorbelastung oder zusätzliche äußere Einflüsse sind bei der Entwicklung der Kardiomyopathie noch beteiligt.
Alkoholmissbrauch hat über einen langen Zeitraum eine toxische Wirkung auf den Körper. Viele Organe werden durch den dauerhaften Alkoholmissbrauch geschädigt. Das Herz ist eines dieser Organe, welches durch den übermäßigen Alkoholkonsum Schaden nimmt. Das Herz hat die wichtige Aufgabe, das Blut durch die Blutgefäße zu pumpen. Hierbei gelangt das sauerstoffarme Blut über den rechten Herzvorhof zur rechten Herzkammer. Von hier aus wird das sauerstoffarme Blut in die Blutgefäße der Lunge gepumpt, wo das Blut mit Sauerstoff angereichert wird. Von den Blutgefäßen der Lunge aus fließt das angereicherte Blut zurück zum Herzen und gelangt dort über den linken Herzvorhof in die linke Herzkammer. Das Herz pumpt dieses sauerstoffreiche Blut in den Blutkreislauf des Körpers. Das Blut versorgt auf diesem Weg wichtige Organe und sämtliches Gewebe mit lebensnotwendigem Sauerstoff. Durch die Schäden aufgrund des Alkoholmissbrauchs wird der Herzmuskel immer schwächer und die Pumpleistung des Herzens nimmt immer mehr ab. Das Herz des Patienten dehnt sich aus (dilatative Kardiomyopathie) und der Herzmuskel dünnt aus. Hieraus resultiert früher oder später eine starke Funktionsstörung des Herzens und eine Herzschwäche.
Die alkoholische Kardiomyopathie verursacht keine direkten Symptome. Zeigen sich Beschwerden durch die Herzmuskelschädigungen, sind dies zumeist die Symptome einer bereits bestehenden Herzschwäche.
Hat sich durch die alkoholische Kardiomyopathie eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) eingestellt, verspürt der Patient unterschiedliche Symptome. Zu Beginn der Herzschwäche können sich Beschwerden wie Müdigkeit, geschwollene Beine, Knöchel und Füße sowie Kurzatmigkeit einstellen. Im weiteren Verlauf der Erkrankung zeigen sich teilweise schwerwiegende Beschwerden. Diese Symptome können mitunter sein:
Ferner kann es durch die alkoholische Kardiomyopathie zu lebensbedrohlichen Komplikationen kommen. Diese Komplikationen resultieren ebenfalls aus der erheblichen Einschränkung der Pumpleistung des Herzens. Mitunter ist die Gefahr auf Blutgerinnsel bei den Patienten hoch. Weitere ernste Komplikationen durch die alkoholische Kardiomyopathie können beispielsweise sein:
Die Symptome und Komplikationen müssen nicht zwingend in Kombination auftreten. Die alkoholische Kardiomyopathie löst bei den Patienten unterschiedliche Beschwerden aus. Manche Patienten leiden nur unter einem der genannten Symptome. Bei anderen Patienten zeigen sich durch die alkoholische Kardiomyopathie mehrere dieser Beschwerden in Kombination.
Für die Diagnose der alkoholischen Kardiomyopathie ist neben der Feststellung der Herzschäden die Krankengeschichte des Patienten von Bedeutung. Treffen eine Herzmuskelerkrankung mit Erweiterung der Herzkammer und ein längerfristig starker Alkoholkonsum zusammen, ist die alkoholische Kardiomyopathie wahrscheinlich. Der Arzt führt mit dem Patienten ein Gespräch und der Patient berichtet hierbei von seinen Beschwerden und von seiner gesundheitlichen Vorgeschichte. Im Anschluss führt der Arzt eine körperliche Untersuchung des Patienten durch. Der Mediziner misst zuerst Blutdruck den Puls des Patienten und hört mit dem Stethoskop Herz und Lunge ab. Daraufhin folgen weitere Untersuchungen. Hierzu gehören ein Elektrokardiogramm (EKG), das Echokardiogramm (Ultraschalluntersuchung des Herzens), ein Brustkorbröntgenbild und eine Herzkatheteruntersuchung. Unter Umständen ist eine Herzmuskelbiopsie nötig. Bei dieser Untersuchung entnehmen die Ärzte eine Gewebeprobe aus dem Herzmuskel, der im Labor untersucht wird.
Die Kombination aus diesen Diagnoseverfahren ermöglicht dem Arzt einen umfassenden Einblick in die Herzgesundheit des Patienten. Durch das EKG werden beispielsweise alle elektrischen Aktivitäten des Herzens aufgezeichnet. Die Ultraschalluntersuchung und das Röntgenbild ermöglichen eine optische Darstellung des Herzens. Die Herzmuskelbiopsie gibt Auskunft über den strukturellen Zustand des Herzmuskelgewebes. Aus all diesen Untersuchungsergebnissen kann der Arzt zielsicher die Diagnose für eine Kardiomyopathie erstellen. Ist dem Arzt der langjährige Alkoholmissbrauch des Patienten bekannt, wird er die Kardiomyopathie auf diesen übermäßigen Alkoholkonsum zurückführen.
Im Rahmen der Diagnose sind die Ärzte bemüht, anderweitige Erkrankungen abzugrenzen (Differenzialdiagnose). Dies ist erforderlich, um eine zielgerichtete Diagnose zu erstellen. Es ist bei einer eventuellen alkoholischen Kardiomyopathie wichtig, andere Ursachen von Herzmuskelerkrankungen abzugrenzen. Zudem sind Erkrankungen abzugrenzen, die aus konkreten Herz-Kreislauf-Veränderungen resultieren wie zum Beispiel Bluthochdruck, veränderte Herzklappen, Herzkranzgefäßerkrankungen und angeborene Herzfehler. Die Ärzte führen bei einem Zweifel an der Diagnose entsprechende Untersuchungen durch, mit deren Hilfe anderweitige Erkrankungen des Herzens abgegrenzt werden können.
Die Heilaussichten bei einer alkoholischen Kardiomyopathie hängen von der Schwere der Herzschäden durch den langjährigen Alkoholmissbrauch ab. Je länger der Patient übermäßig Alkohol konsumiert hat, desto schwerer können die Schäden am Herzen ausfallen. Bei einer schwerwiegenden alkoholischen Kardiomyopathie sind die vollständigen Heilungschancen gering. Sofern im Rahmen der Diagnose irreparable Schäden am Herzen festgestellt wurden, wird sich der Körper in den meisten Fällen nicht wieder vollständig erholen. Sofern die alkoholische Kardiomyopathie frühzeitig erkannt wird, kann eine Behandlung die vollständige Heilung bewirken. Die Schäden können unter günstigen Umständen umgekehrt werden und das Herz des Patienten erholt sich. Wichtig ist jedoch, dass der Patient keinerlei Alkohol mehr konsumiert. Auf diesem Weg lässt sich die fortschreitende Schädigung des Herzmuskels aufhalten.
Die Therapie bei einer alkoholischen Kardiomyopathie zielt neben dem Verzicht auf Alkohol darauf ab, die Störungen durch die Herzmuskelschäden in den Griff zu bekommen. Die Entlastung und Schonung des Herzens liegt hierbei im Fokus der Ärzte. Folgende Ziele werden bei der Therapie einer alkoholischen Kardiomyopathie gesetzt:
Alle diese Maßnahmen zielen darauf ab, das Herz des Patienten so weit wie möglich zu schonen. Hierdurch erhöht sich die Effizienz der Herzpumpleistung. Sofern der Patient unter Herzrhythmusstörungen leidet, werden diese ebenfalls behandelt.
In erster Linie erfolgt eine medikamentöse Behandlung. Der Patient erhält blutverdünnende Medikamente und Wirkstoffe, welche die Herzfrequenz senken. Viele Patienten erhalten Beta-Blocker und Calcium-Hemmer für die Verminderung der Herzarbeit. Diese Medikamente reduzieren die Kraft, mit der das Herz schlägt, und sorgen für eine verbesserte Füllung des Herzens. Sofern das Herz durch die Schädigungen entzündet ist, muss der Patient zusätzlich entzündungshemmende Medikamente einnehmen. Ist das Herz bereits schwerwiegend geschädigt und haben sich bestimmte Herzrhythmusstörungen entwickelt, muss ein Herzschrittmacher in Erwägung gezogen werden.
Zeigt die Therapie der alkoholischen Kardiomyopathie Wirkung, lassen die Symptome in vielen Fällen schnell nach. Diese Besserung hängt jedoch wiederum von der Schwere der Kardiomyopathie ab. Langfristig zielt die Behandlung der alkoholischen Kardiomyopathie auf die Verbesserung der Lebensqualität des Patienten ab. Ob die Lebenserwartung des Betroffenen durch die Therapie verlängert wird, hängt vom Grad der Herzmuskelschäden ab. Bei einer anfänglichen alkoholischen Kardiomyopathie stehen die Chancen auf eine Genesung bei fachgerechter Behandlung gut. Bei schweren Schäden am Herzmuskel sind die Chancen auf Heilung entsprechend gering. 20 bis 50 Prozent der Patienten mit einer Kardiomyopathie sterben trotz Behandlung an einem plötzlichen Herztod.
Der Patient muss auf jeglichen weiteren Alkoholkonsum verzichten, um ein Fortschreiten der Kardiomyopathie zu verhindern. Unter Umständen muss der Patient eine Entzugstherapie in einer entsprechenden Einrichtung durchführen.
Die beste Prophylaxe gegen diese Erkrankung ist der komplette Verzicht auf Alkohol. Patienten mit Alkoholismus sollten sich rechtzeitig in eine Therapie begeben und die Sucht bekämpfen. Patienten mit bereits diagnostizierter alkoholischer Kardiomyopathie müssen zudem auf ihre Ernährung achten. Das Rauchen gilt es ebenfalls zu vermeiden. Die Ärzte sollten bei Kardiomyopathie-Patienten zudem dafür Sorge tragen, dass bestimmten Erkrankungen vorgebeugt wird. Hierzu zählen in erster Linie der Bluthochdruck und Diabetes. Die Patienten sollten für ausreichend Bewegung sorgen. Dies muss jedoch im Vorfeld mit dem Arzt besprochen werden. Regelmäßiger Sport trainiert das Herz-Kreislaufsystem und beugt weiteren Erkrankungen vor.
Die alkoholische Kardiomyopathie liegt in einem langjährigen Alkoholmissbrauch begründet. Zumeist sind daher Menschen mit einer Alkoholsucht von diesem Problem betroffen. Der Alkoholismus ist heutzutage ein weitverbreitetes Problem. Von Alkoholsucht sprechen die Ärzte, sofern der Patient ohne Alkoholkonsum nicht mehr auskommt. Sobald der Alkoholkonsum eingestellt wird, zeigen sich körperliche und psychische Entzugserscheinungen. Die größte Gefahr des Alkohols geht von dem schleichenden Übergang vom normalen Konsum über den Missbrauch bis hin zur Sucht aus. Viele Menschen wollen ihre Alkoholsucht nicht eingestehen. Sofern sich eine ernste Erkrankung wie die alkoholische Kardiomyopathie zeigt, müssen diese Betroffenen schlagartige mit dem Alkoholkonsum aufhören. Dies gelingt den Patienten nicht ohne fremde Hilfe. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich in die Hände eines erfahrenen Therapeuten, einer Suchberatung oder einer Entzugsklinik zu geben. Nur auf diesem Weg lässt sich die Alkoholsucht wirkungsvoll und dauerhaft bekämpfen.
aktualisiert am 16.03.2022