Die Aktinomykose ist eine bakterielle Infektionserkrankung mit Aktinomyzeten. Sie ist auch unter dem Begriff Strahlenpilz bekannt. Aktinomyzten verursachen eine Reihe von unterschiedlichen Krankheitsbildern. In der Praxis zeigt sich die Erkrankung häufig mit granulomatös-eitrigen Entzündungen. Ein Granulom ist dabei eine Sammelbezeichnung für eine gutartige, knötchenförmige Gewebeneubildung.
Die bakteriellen Infektionen kommen weltweit und ganzjährig vor.
Aktinomyzeten brauchen für ihren Stoffwechsel keinen Sauerstoff (oblligat anaerob) und sind grampositive Bakterien, die zur Normalflora der Schleimhäute gehören. Grampositive Bakterien sind Bakterien, die sich blau einfärben lassen. Diese Bezeichnung dient der Einteilung von Bakterien.
Aktinomyzeten besiedeln hauptsächlich die Mundschleimhaut, kommen aber auch auf Mandeln, Bindehaut, Darm- und Genitalschleimhaut vor.
Unter bestimmten Bedingungen (kleine Verletzungen, zahnärztlicher Eingriff, Darmoperation, Bisse durch Menschen) können die Bakterien in tiefere Gewebeschichten eindringen. Hier finden Aktinomyzeten eine optimale Umgebung für ihr Wachstum, geschützt vor dem Immunsystem des Wirts. Sie verursachen eine eitrige, sich ausbreitende Entzündung mit Narben- und Fistelbildung.
Nach Monaten bis Jahren erreicht die Infektion die äußerste Hautschicht. Es bilden sich Fistelkanäle aus denen Eiter abfließt. Die Diagnose kann durch Nachweis der Erreger aus den gebildeten Knötchen oder aus dem Eiter erfolgen. Zur Behandlung werden über längere Zeit Antibiotika eingesetzt. Dennoch kann die Infektion nach einiger Zeit wieder auftreten (Rezidiv) so dass ein operativer Eingriff nötig wird.
Die Aktinomykose ist eine bakterielle Mischinfektion. Haupterreger sind Aktinomyzeten und hier besonders Aktinomyces israelii (in 90 Prozent der Fälle). Es handelt sich um anaerobe, grampositive Stäbchenbakterien. Als aerobe Bakterien sind sie auf eine sauerstoffarme Umgebung angewiesen, die sie durch die Zusammenarbeit mit sauerstoffverbrauchenden (aeroben), aber auch durch andere anaeroben Bakterien erhalten.
Aktinomyzeten kommen beim Menschen auf den gesunden Schleimhäuten von Mund-, Verdauungs- und Geschlechtstrakt vor. Unter bestimmten Bedingungen dringen sie in tiefere Hautschichten vor und lösen die Aktinomykose aus.
Der Erreger ist als normaler Bewohner der Schleimhaut des Menschen weltweit zu finden. Infektionen mit Aktinomyzeten sind in Europa sehr selten.
Die Erreger dringen über die Schleimhaut ein und können sich bei geeigneten Bedingungen vermehren. Neben einer geringen Blutversorgung sind unter anderem Begleitbakterien nötig. Da sich Aktinomyzeten im Bereich von Mund, Genitalen und Darm befinden beginnt die Erkrankung meistens in diesem Bereich.
Man unterscheidet:
Da es sich um eine Infektion mit Erregern aus der körpereigenen Flora handelt, ist die Dauer bis zum Auftreten von Krankheitszeichen nicht festzulegen.
Vom Eintreten der Aktinomyzeten in tiefere Hautschichten bis zum Durchbruch der Fistelkanäle mit Entleerung von Eiter kann es Wochen bis Monate dauern.
Es handelt sich um eine endogene Infektion. Dies bedeutet, der Erreger stammt aus der körpereigenen Flora und ist nicht durch Ansteckung von einem Menschen auf den anderen übertragbar. Es besteht keine Ansteckungsgefahr.
Am häufigsten werden Aktinomykosen in Deutschland im Bereich von Schulter, Nacken und Gesicht diagnostiziert. Verursacht werden diese Infektionen durch
So kann zum Beispiel eine Aktinomykose im Bereich von Schulter, Nacken und Gesicht (zervikofaziale Aktinomykose) über eine Verletzung der Mundschleimhaut durch eine Fischgräte ausgelöst werden.
Je nach Lokalisation der Erkrankung treten unterschiedliche Symptome auf.
Die zervikofaziale Aktinomykose ist die häufigste Form der Erkrankung. Sie kann akut und chronisch verlaufen. Betroffen sind Hals, Gesicht und Nacken.
Folgende Symptome treten auf:
Seltener kommt es zu abdominaler Aktinomykose (Bauch), thorakaler Aktinomykose (Brustkorb) und pelvine Aktinomykose (Becken).
Bei der abdominalen Aktinomykose kommt es zum Befall von Darmschleimhaut, oft im Bereich des Blinddarms/Wurmfortsatz oder der inneren Haut der Bauchwand (Peritoneum) mit:
Ein weiterer Ort, bei dem sich eine Aktinomykose manifestieren kann, ist der Brustkorb. Eine Aktinomykose von Lunge und Brustraum wird häufig durch Aspiration von Keimen aus der Mundhöhle in die Lunge ausgelöst. Auch über das Blut kann eine Infektion ausgelöst werden. Bei der thorakalen Aktinomykose, die den Brustkorb betrifft, kommt es zu folgenden Symptomen:
Infektionen des kleinen Beckens durch Aktinomyzeten sind selten. Allerdings konnte man in den vergangenen Jahren eine Häufung von Aktinomykosen bei Frauen feststellen, die eine Spirale verwenden (Intrauterinpessar). Spirale gelten als Risikofaktor für Aktinomykosen. Die Infektion erfolgt über den Gebärmutterhals.
Zu Infektionen in diesem Bereich kommt es auch nachdem die Darmwand verletzt wird (Perforation). Oft sind chronisch-entzündliche Veränderungen die Ursache oder eine Darm-Operation.
Bei der pelvinen Aktinomykose, die den Beckenraum betrifft, können folgende Symptome auftreten:
Die pelvine Aktinomykose kann sich ausbreiten und die Muskulatur der Gebärmutter, Eierstock und Eileiter, die Wand der Harnblase und das Rektum befallen.
Eine weitere Form der Aktinomykose befällt den Tränenkanal. Typischerweise finden sich gelbliche bis bräunliche Konkremente innerhalb des Tränenkanals. Durch einen Abstrich kann der Erreger identifiziert werden.
Auch ein Befall des zentralen Nervensystems, der Haut und des Knochens sind bekannt, kommen aber äußerst selten vor.
Durch mikroskopischen und kulturellen Nachweis von Aktinomyzeten im Eiter, aus Sekret der Fistelkanäle, Bronchialsekret oder aus Umfangsvermehrungen der Haut. Charakteristisch für eine Infektion mit Aktinomyzeten sind die bereits mit bloßem Auge sichtbaren etwa ein bis zwei Millimeter großen gelblichen Drusen im Eiter. Diese Körnchen beinhalten mehrere Actinomyceten-Kolonien, die von weißen Blutkörperchen (Leukozyten) umgeben sind.
Aus den Kolonien ragen Mizelfäden der Aktinomyzeten heraus, daher auch die Bezeichnung Strahlenpilzkrankheit. Ihr Nachweis gilt als Verdachtsdiagnose. Dieser lässt sich durch kulturellen Nachweis nach ein bis drei wöchigem Anwachsen der Bakterien unter geeigneten Laborbedingungen erhärten.
Für die Behandlung werden Antibiotika eingesetzt. Als Mittel der ersten Wahl gelten Aminopenicilline, wie Amicillin und Amocillin. Je nach Ort der Infektion kommen folgende Wirkstoffe zum Einsatz:
In schweren Fällen kann außerdem ein operativer Eingriff zur kompletten Entfernung der Eiterherde notwendig sein. Bei der Wahl des Antibiotikums ist wichtig zu beachten, dass auch die Begleitflora zerstört wird.
Da die Bakterien auch auf der gesunden Schleimhaut vorkommen, ist ein Schutz vor einer Infektion nicht möglich. Durch das Einhalten einiger Vorsichtsmaßnahmen kann das Risiko reduziert werden: gute Zahnpflege und besondere Hygienemaßnahmen bei Verwendung einer Spirale.
aktualisiert am 04.06.2019