Die chronische Hauterkrankung Akne inversa ist auch bekannt unter den Bezeichnungen Hidradenitis suppurativa, Morbus Verneuil oder Pyodermia fistulans sinifica. Nach dem aktuellen Stand medizinischer Möglichkeiten ist die Krankheit zwar nicht heilbar, doch Hautärzte verfügen über ein großes Repertoire an Therapiemöglichkeiten, um die Symptome zu lindern. Wiederkehrende Ausbrüche und schwere Verläufe lassen sich proaktiv vermeiden: Betroffene achten daher auf gezielte Hygiene-Maßnahmen und gesunde Ernährung.
Um die Zusammenhänge zu verstehen, ist ein Blick auf die – vermutlichen – Ursachen der Erkrankung notwendig. Die Symptome der Akne inversa, entzündliche Pusteln tief unter der Haut, entstehen durch verstopfte Haarfollikel (Haarwurzeln). In der Folge gelangt der Inhalt der Haarfollikel (Talg, oft Bakterien) in das Umgebungsgewebe. Aufgrund einer Reaktion des Immunsystems entstehen Entzündungsherde. Die Schweißabsonderung spielt eine sekundäre Rolle: Bei mangelnder Hygiene bieten feuchte Hautareale einen Nährboden für Bakterien. Diese können die entzündlichen Prozesse der Akne inversa weiter befeuern.
Besonders betroffen sind behaarte Körperregionen mit sogenannten apokrinen Schweißdrüsen, überwiegend Achseln oder Genitalbereich. „Apokrin“ beschreibt die Eigenschaft von Drüsenzellen, ihr jeweiliges Sekret (Schweiß, Talg, Zell-Abfallprodukte) nach außen abzusondern.
Wie die Krankheit genau entsteht, ist aber letztendlich noch nicht bekannt. Es gibt jedoch einige Faktoren, die eine Akne inversa begünstigen und an denen sich vorbeugende Maßnahmen orientieren können. Unter anderem sind dies:
Wer zu Akne inversa neigt, darf behaarte Körperregionen nicht durch ungünstige Deodorant-Produkte reizen. Am besten wählen Patienten Deos ohne Zusätze von Alkohol und Aluminium. Gefährdete Hautareale müssen hygienisch sauber und trocken gehalten werden. Unter den Achseln oder im Leistenbereich lässt sich das nicht immer gewährleisten. Was dennoch hilft: Atmungsaktive, gut sitzende und nicht scheuernde Unterwäsche, die natürlich täglich gewechselt wird.
Für die tägliche Hygiene verwenden Patienten am besten nicht-komedogene (die Poren nicht verstopfende) und pH-neutrale Reinigungsprodukte. Hygieneprodukte, die auch bei unreiner Haut oder Akne vulgaris (gewöhnlicher Akne) empfohlen werden, erfüllen diese Eigenschaften.
Studien zeigen, dass das Körpergewicht und die Häufigkeit von Ausbrüchen der Hauterkrankung in Zusammenhang stehen. Wer zunimmt oder gar Adipositas (ausgeprägtes Übergewicht) entwickelt, dessen Stoffwechsel verändert sich insgesamt. Bewegungsmangel und ungesunde Nahrungsmittel wirken zusammen. Schweiß- und Talgproduktion steigen, neue Falten bilden sich unter und zwischen den Fett-Depots, Bekleidung wird enger und scheuert. Zwangsläufig entsteht ein idealer Nährboden für Akne-inversa-Attacken. Ein Übergewicht sollte also möglichst abgebaut werden oder im Vornherein schon verhindert werden. Die wichtigen Bausteine dafür sind gesunde Ernährung und körperliche Bewegung. Zu strenge „Schnell-Diäten“ sind hierbei nicht sinnvoll, weil es danach oft wieder zur Gewichtszunahme kommt. Stattdessen hilft eine nachhaltige Lebensstil-Änderung, auch über längere Sicht ein normales Gewicht zu behalten.
Ein weiterer Risikofaktor ist extrem starkes Schwitzen (Hyperhidrose): Dieses kann genetische Ursachen haben, aber auch vom Stoffwechsel- und Hormonstatus und dem Körpergewicht abhängen. Natürlich schwitzen Menschen auch mehr, wenn die Umgebungstemperatur hoch ist oder wenn sie sich körperlich anstrengen. Weitere Ursachen für Hyperhidrose sind beispielsweise
Der behandelnde Arzt muss bei anhaltender, heftiger Schweißproduktion nach den Ursachen forschen.
Die Ernährung bei Akne inversa ist ein wichtiger Faktor: Gesunde, wenig verarbeitete, frische Nahrungsmittel mit niedrigem glykämischem Index greifen am wenigsten in den Insulinhaushalt ein. Vermehrte Talgproduktion in der Haut und Übergewicht lassen sich so ebenfalls vermeiden.
Eine ähnliche Korrelation zu der Hauterkrankung wurde bei Rauchern verzeichnet. Die Symptome einer Akne inversa verringern sich deutlich, sobald die Betroffenen auf Nikotin verzichten. Nicht nur zur Vorbeugung der Erkrankung, sondern auch für die allgemeine Gesundheit ist es von großem Vorteil, mit dem Rauchen aufzuhören. Verschiedene Maßnahmen zur Raucherentwöhnung bieten hier Unterstützung.
Auch wenn die tiefere Ursache der Akne inversa vermutlich familiär vererbt wird, spielen bei den Ausbrüchen verschiedene äußere Bedingungen eine Rolle. Dazu zählen Hygiene und Hautpflege, Lebensweise und Ernährung sowie Hormonstatus und eventuell weitere Erkrankungen. Diese Faktoren sind bei der Vorbeugung und Therapie unbedingt mit einzubeziehen.
Healthline, Ana Gotter – Treating Your Hidradenitis Suppurativa at Home:
https://www.healthline.com/health/hidradenitis-suppurativa-remedies#prevention (online, letzter Abruf: 12.12.2022)
USZ (Universitäts-Spital Zürich) – Akne inversa - Hidradenitis suppurativa: https://www.usz.ch/krankheit/akne-inversa/ (online, letzter Abruf: 12.12.2022)
aktualisiert am 12.12.2022