Typisch für die Akne inversa sind chronisch-entzündliche Prozesse der Haut, vorwiegend da, wo Haarfollikel sitzen. Im Verlauf der Erkrankung bilden sich schmerzende Knoten, Abszesse (abgekapselte Eiterkammern), Fistelgänge und Narbengewebe. Neben der gezielten Behandlung mit verschiedenen Wirkstoffen und eventueller Laser-Bestrahlung bleiben noch operative Eingriffe. Diese bestehen entweder aus dem Öffnen und Versorgen akuter Abszesse oder, um eine nachhaltige Besserung zu erreichen, aus der Entfernung des betroffenen Gewebes. Dabei wird das Gewebe samt Haarwurzeln bis in tiefere Hautschichten herausgeschnitten (Exzision). Nach einer solchen Operation ist die offene Wundversorgung entscheidend für den Heilungserfolg.
Die von der Akne inversa befallene Haut befindet sich im Anal- und Genitalbereich, am Beinansatz, unter den Achseln, seltener im Bereich von Bauch und Brust in Körperfalten. In diesen Regionen ist die offene Wundversorgung eine Herausforderung. Meist sind die Patienten unmittelbar nach einer Abszess-Öffnung oder einer Exzision nicht arbeitsfähig: Das Tragen der gewohnten Kleidung und die normale Beweglichkeit im Alltag sind für mehrere Tage schlicht nicht möglich. Jeder Gewebekontakt, Druck oder Reibung würde neue Beschwerden und Schäden nach sich ziehen und die Heilung verzögern. Daher ist für die Wundheilung in diesen Fällen ausreichend Zeit einzuplanen. In besonderem Maße gilt dies für eine ausgedehnte Entfernung von Gewebe (Exzision), nach der die erforderliche offene Wundheilung Monate in Anspruch nehmen kann.
Im ersten Schritt nach dem Eingriff wird auf die offenen Hautbereiche ein Antiseptikum (desinfizierend wirkendes Mittel) aufgetragen. Dann werden sie mit geeigneten Verbänden versorgt. Die Wunden dürfen in der Folge weder austrocknen, noch darf eine Mazeration (Aufquellen des Gewebes durch zu viel Feuchtigkeit) stattfinden. Daher werden spezielle Saugkompressen angewendet. Sie halten die geöffneten Abszesse oder ausgeräumten Hautareale feucht, aber dennoch antiseptisch. Die hydroaktiven (Feuchtigkeit regulierenden) Eigenschaften verhindern ein Verkleben von Auflage und Wundfläche. Das vermeidet Schäden am bereits heilenden Gewebe beim Wechseln des Verbandes. Zugleich nehmen die Kompressen Exsudat (Wundflüssigkeit) auf.
Ähnlich funktionieren antimikrobielle Schaumstoffverbände. Dabei handelt es sich um sterile, hydrophile (zur Wasseraufnahme fähige) Polyurethan-Auflagen. Diese sind zusätzlich mit dem Antiseptikum Polyhexanid (PHMB) getränkt, das einer Ausbreitung von Bakterien entgegenwirkt.
Die Verbände oder Auflagen werden nicht von der Haut abgebaut und können über längere Zeit auf den Wundflächen verbleiben. Sie sind auch kein Hindernis für das Durchführen bildgebender Untersuchungsverfahren.
Bei tieferen Wunden und Hautabtragungen empfehlen sich gelbildende Hydrofaser-Auflagen, die in noch stärkerem Maße Wundabsonderungen aufnehmen.
Eine zusätzliche Möglichkeit sind Alginate im Verbandsmaterial: Sie bilden ein visköses (zähes) Gel, das ebenfalls überschüssiges Wundsekret aufnimmt, ohne die Wundfläche austrocknen zu lassen. Alginat ist ursprünglich ein Vielfachzucker (Polysaccharid) aus den Zellwänden der Braunalgen.
Gehalten werden die Wundauflagen mit Mullbinden. Schaumverbände lassen sich mit Fixiermull, speziellen Folien oder einem Silikon-Haftrand festhalten. Die Wundauflage sollte so bemessen sein, dass sie nur wenig über die Wundfläche hinaus ragt. Andernfalls kann die Fixierung das Umgebungsgewebe vermehrt reizen.
Verbandswechsel müssen regelmäßig durchgeführt werden. Sie erfolgen zunächst durch den Arzt oder durch das Pflegepersonal im Krankenhaus, in dem die Operation durchgeführt wurde. Nach der Entlassung kann bei Bedarf ein Pflegedienst die Verbände wechseln. Meist kann dies jedoch der Patient selbst vornehmen. Die OP-Wunde wird im Rahmen des (meist täglichen) Verbandswechsels gesäubert, ausgeduscht und desinfiziert. Je nach Fortschritt der Wundheilung können verschiedene Salben aufgetragen werden.
Die Wunde wird nicht zugenäht, sondern muss offen verheilen (sekundäre Wundheilung). Die vollständige Wundheilung nach einem solchen Eingriff kann bis zu drei Monate in Anspruch nehmen, mitunter auch mehr. In schweren Fällen empfehlen sich auch verschiedene Techniken der Hauttransplantation. Diese kann gegebenenfalls einige Wochen nach der Exzision durchgeführt werden und kann den weiteren Heilungsverlauf beschleunigen.
Gleich, ob ein einzelner Abszess geöffnet oder erkranktes Gewebe flächig entfernt wurde – Patienten könnten den Heilungsprozess von sich aus unterstützen, indem sie:
Außerdem sollten nach Anweisung des Arztes physiotherapeutische Übungen durchgeführt werden. Damit lässt sich vermeiden, dass die Beweglichkeit aufgrund der entstehenden Narbe zu stark eingeschränkt wird.
Katholisches Klinikum Bochum – Operative Versorgung der
Hidradenitis suppurativa / Acne inversa: https://www.klinikum-bochum.de/files/klinikum-bochum/dokumente/fachbereiche/dermatologie-venerologie-allergologie/acne-inversa/Operative-Patientenaufklaerung_Hidradenitis-suppurativa.pdf (online, letzter Abruf: 16.01.2023)
Albertinen Krankenhaus – Akne Inversa / Hidradenitis suppurativa: https://www.albertinen.de/gesundheit-medizin/albertinen-krankenhaus/kliniken-zentren-institute/allgemein-viszeral-und-tumorchirurgie/ihre-behandlung/proktologie/erkrankungen/akne-inversa/ (online, letzter Abruf: 16.01.2023)
aktualisiert am 16.01.2023