Eine gute Nachsorge entscheidet nicht zuletzt darüber, ob eine Achillessehnenruptur (Achillessehnenriss) erfolgreich ausheilen kann. Die richtige Nachbehandlung und Rehabilitation ist unerlässlich, damit der Patient anschließend ohne Einschränkungen laufen und Sport treiben kann. Patienten müssen mit mindestens 10 Wochen Physiotherapie rechnen. Diese erfolgt in Stufen und wird von der Intensität langsam gesteigert.
Die gerissene Achillessehne wird gerade bei jüngeren Leuten meist operiert. Sind die Enden der gerissenen Sehne nah beieinander, dann kann in einigen Fällen auf eine nichtoperative Behandlung zurückgegriffen werden (konservative Therapie). Bei einigen Menschen ist zudem eine Operation nicht ohne Weiteres möglich (insbesondere bei älteren Patienten oder bei Vorerkrankungen). Unabhängig von der Behandlung nimmt die Rehabilitation und Heilung einen längeren Zeitraum in Anspruch.
Wurde ein Achillessehnenriss operativ behandelt, ist zunächst Ruhe wichtig. Die Sehne muss Zeit haben, wieder zusammenzuwachsen. Auf der anderen Seite soll die Achillessehne, die am meisten strapazierte Sehne im menschlichen Körper, nach dem Ausheilen wieder voll belastet werden können. Der Patient möchte ohne Beeinträchtigung weiterhin Sport treiben beziehungsweise sich fortbewegen können. Um dies zu erreichen, ist es wichtig, das richtige Maß an Ruhe und Bewegung zu finden. Anders als früher setzt man dabei heute in der Nachbehandlung eher weniger auf Schonung als auf frühe Mobilisierung und schnelle Vollbelastung. Eine professionelle Physiotherapie, die den Patienten schrittweise wieder fit macht, ist erforderlich. Bis der Fuß voll belastet werden kann, vergehen etwa sechs Wochen.
In den ersten beiden Tagen sieht die postoperative Behandlung vor allem eines vor: Bettruhe. Das Bein liegt in einem Unterschenkelspaltgips, die Zehen nach vorne gestreckt, die Ferse leicht nach oben gezogen, sodass die frisch operierte Achillessehne nicht unter Spannung steht. Die Spitzfußstellung wird als Plantarflexion bezeichnet. Das Bein muss hochgelagert werden, um Wundheilungsstörungen zu vermeiden. Der Patient erhält Medikamente zur Thromboseprophylaxe.
Die Nachbehandlung kann je nach Ausgangsbefund und Klinik variieren, aber meist wird der Gips bereits in der ersten Woche wieder entfernt und durch eine Unterschenkelorthese, einen Spezialschuh, ersetzt. Abhängig von der Klinik wird nur noch eine Orthese verwendet. Der Patient ist damit mobiler, er darf den Fuß aber noch nicht belasten. Er kann sich mithilfe von Krücken fortbewegen. Die Orthese hält den Fuß in einer stabilen Spitzfußstellung und schützt vor Überlastung. Die Orthese muss Tag und Nacht getragen werden.
Nach 14 Tagen werden meist die Fäden entfernt. Um die Infektionsgefahr zu minimieren, sollte bis dahin möglichst kein Wasser in die Wunde gelangen. Beim Duschen sollte das Operationsgebiet und die Orthese mit einer wasserdichten Plastiktüte geschützt werden.
Schwellungen oder Dauerschmerzen können auf eine Entzündung hinweisen und sollten unbedingt mit dem Arzt abgeklärt werden.
In den meisten Fällen fängt die Physiotherapie in der dritten Woche an. Das Sprunggelenk wird mit speziellen Übungen passiv mobilisiert. Kälte- und Wärmebehandlung können die Schwellung reduzieren und die Durchblutung steigern.
Isometrische Übungen können die Stabiltität des Fußes und die Muskulatur stärken.
Ab der vierten Woche wird die Spitzfußstellung im Schuh reduziert.
In der fünften bis achten Woche nach der Operation kann die Intensität der Physiotherapie gesteigert werden. Jetzt wird der Fuß nicht nur mobilisiert, der Patient kann ihn auch aktiv bewegen. Es ist wieder möglich, langsam zu gehen.
Zur Unterstützung des Heilungsprozesses und zur Lockerung von Muskelverspannungen werden physiotherapeutische Maßnahmen wie manuelle Therapie oder Massage durchgeführt.
Der Patient kann mit Übungen zur Verbesserung der Koordination, des Gleichgewichts und der Propriozeption beginnen, wenn Kraft und Beweglichkeit ausreichend wiederhergestellt sind. Auch Fahradfahren auf dem Ergometer ist möglich.
In diesem Stadium der Genesung sind Übungen auf instabilen Unterlagen wie einem Balancebrett noch zu früh.
In dieser Zeit heilt die Wunde weiter. Nach etwa acht Wochen kann auf den Spezialschuh (Orthese) verzichtet werden. Für die ersten Tage ohne Orthese kann es hilfreich sein, noch einmal auf die Unterarmgehstützen zurückzugreifen, um den Fuß an die neue Situation zu gewöhnen. Mit Hilfe der Physiotherapie kann der Fuß immer besser belastet werden.
Verläuft die Heilung gut, zeigen Bewegungstherapie und Kontrolluntersuchungen gute Ergebnisse, dann kann etwa ein Vierteljahr nach der Operation mit leichter sportlicher Betätigung begonnen werden. Am besten eignen sich Sportarten wie Schwimmen, Aquagymnastik oder Radfahren, um wieder fit zu werden. Die Belastung wird sukzessive gesteigert. Abrupte Belastungen der Achillessehne, zum Beispiel beim Treppensteigen, sollten weiterhin vermieden werden.
Schmerzen sind ein Alarmzeichen des Körpers und müssen ernst genommen werden. Auch Leistungssportler sollten mit leichtem Training beginnen und frühestens ein halbes Jahr nach der Operation wieder in den Wettkampf einsteigen.
Von einer Achillessehnenruptur sind häufig sportliche Menschen zwischen 35 und 50 Jahren betroffen. Ihnen fällt es besonders schwer, auf das Training zu verzichten, herumzusitzen und zu warten, bis der Fuß ausgeheilt ist. Trotzdem ist hier eiserne Geduld gefragt. Wer zu früh wieder mit dem Training beginnt, riskiert, dass die Achillessehne erneut reißt (Reruptur) oder dass aus dem akuten Achillessehnenriss eine chronische Achillessehnenruptur wird. Letztere muss dann mit einer erneuten Operation behandelt werden. Deshalb gilt, auch wenn es schwerfällt: Lieber noch eine Woche länger mit dem Trainingsbeginn warten und dem Fuß Zeit lassen zu heilen.
aktualisiert am 22.12.2023