Mit jährlich bis zu 20.000 Fällen in Deutschland gehört der Achillessehnenriss zu den häufigsten Sportverletzungen. Wird ein solcher Riss nicht erkannt oder nicht richtig behandelt, drohen dauerhafte Einschränkungen. Chronische Schmerzen, eingeschränkte Beweglichkeit, Muskelathrophie und Kraftverlust können die Folge sein.
Unbehandelt kann eine Achillessehnenruptur die Ursache für folgende Probleme sein:
Wenn der Bereich um die gerissene Sehne nicht angemessen behandelt wird, kann es zu dauerhaften Schmerzen kommen. Verschlimmern können sich die Schmerzen beim Gehen oder bei Belastung.
Die Achillessehne sorgt dafür, dass der Fuß bewegt wird. Bei einem Riss kann die Kraft der Wadenmuskulatur nicht auf den Fuß übertragen werden. Das Gehen und Laufen ist dadurch eingeschränkt.
Durch die mangelnde Belastung des betroffenen Beines kann es zu einer Atrophie der Wadenmuskulatur kommen. Dies beeinträchtigt die Kraft und Funktion des Beines.
Wird die Sehne nicht richtig behandelt, kann es zu einer Fehlverheilung kommen. Die Folge kann eine dauerhaft geschwächte und vernarbte Achillessehne sein. Sie ist dann anfälliger für weitere Verletzungen. Zudem kommt es zu einem Kraftverlust. Die Übertragung der Muskelkraft auf den Fuß funktioniert nicht mehr richtig.
Zur Vermeidung von Schmerzen oder als Reaktion auf die eingeschränkte Funktionalität des Fußes können Betroffene ihren Gang anpassen. Dies kann in anderen Gelenken und Muskeln wie Knien, Hüften und Rücken zu zusätzlichen Belastungen und Problemen führen.
Eine unbehandelte oder schlecht verheilte Achillessehne erhöht das Risiko für zukünftige Verletzungen. Dies betrifft nicht nur die Sehne selbst, sondern auch die umliegenden Strukturen.
Ein Achillessehnenriss (Achillessehnenruptur) ist den meisten Fällen sowohl für den Betroffenen als auch für den Arzt eine eindeutige Angelegenheit. Reißt eine Achillessehne, verspürt der Betreffende fast immer plötzlich stechende Schmerzen. Die Fähigkeit zu gehen oder auch nur aufzutreten ist sofort deutlich eingeschränkt. Der Riss ist in vielen Fällen im Moment des Auftretens sehr deutlich zu hören und erinnert an einen Peitschenknall. Dort, wo die Achillessehne normalerweise den Wadenmuskel mit der hinteren Kante des Fersenbeins verbindet, ist für den Arzt eine Lücke tastbar. Schwellungen im Bereich der Wade und auf der Rückseite des Sprunggelenks sowie Blutergüsse oberhalb der Ferse sind weitere typische Anzeichen für einen Achillessehnenriss.
Trotz der eindeutigen Symptome werden etwa zehn Prozent der Achillessehnenrupturen nicht erkannt oder falsch diagnostiziert. Häufig liegt bereits eine Reizung der Achillessehne vor, sodass der Patient sich an ein gewisses Maß an wiederkehrenden Schmerzen im Fersenbereich gewöhnt hat. Wird diese Achillessehnenreizung mehrfach mit entzündungshemmenden Cortisonspritzen behandelt, erhöht sich das Risiko einer Achillessehnenruptur.
Reißt die überbeanspruchte Achillessehne schließlich, sind die Symptome für den ohnehin schmerzgeplagten Patienten nicht immer eindeutig wahrnehmbar. Neben den Schmerzen stellt der Betroffene im Lauf der folgenden Wochen fest, dass ihm zunehmend die Kraft im verletzten Fuß fehlt. Er kann sich nicht mehr so gut abstoßen, den Fuß nicht mehr richtig abrollen oder sich auf die Zehenspitzen stellen.
Je länger das Ereignis der Verletzung zurückliegt, desto schwieriger ist die Diagnose. Der Körper reagiert auf die gerissene Achillessehne, indem er Narbengewebe rund um den Riss bildet. Dadurch ist die charakteristische Lücke, die für den Arzt bei einer akuten Achillessehnenruptur tastbar ist, nicht mehr spürbar. Die Vernarbungen des Gewebes können zu weiteren Schmerzen führen. Eine konservative Therapie (Behandlung ohne Operation) ist bei dieser Diagnose nicht mehr hilfreich. Aus dem akuten Achillessehnenriss hat sich dadurch, dass er unbehandelt geblieben ist, ein chronischer Achillessehnenriss entwickelt, der operiert werden muss.
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Die Operation bei einer verschleppten Achillessehnenruptur ist ungleich komplizierter und aufwändiger als bei einer akuten Ruptur. Wird ein akuter Achillessehnenriss zeitnah operiert – häufig genügt jedoch eine konservative Therapie –, dann werden die beiden Enden der gerissenen Achillessehne gedehnt und wieder zusammengenäht. Bei einem verschleppten Riss kommt es zur einer Verkürzung der Wadenmuskulatur und zu einer Vernarbung der Sehnenenden. Schon nach wenigen Wochen, können die Sehnenenden nicht ohne zusätzlichen Aufwand zusammengenäht werden. Je größer der Defekt ist, desto anspruchsvoller ist die Operation. Bei großen Defekten (über 5 cm) muss eine gesunde Sehne von einem anderen Muskel entnommen werden, um die Achillessehne zu ersetzen (Sehnenersatzplastik).
Je länger die Ruptur verschleppt wurde, desto wahrscheinlicher ist es, dass der Patient anschließend mit Beeinträchtigungen leben muss. Trotzdem kann eine hohe Belastbarkeit in den meisten Fällen wiederhergestellt werden. In jedem Fall wird durch die Operation wieder ein deutlicher Kraftzuwachs erreicht. Auch die dauernden Schmerzen im Bereich der Achillessehne gehören nach der Operation der Vergangenheit an. Der Patient kann anschließend wieder normal Sport treiben. Die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Risses liegt nach der Operation unter fünf Prozent – und damit nicht höher als die Wahrscheinlichkeit, dass eine gesunde Achillessehne reißt.
Die Heilungsdauer ist lang. Der Patient braucht in dieser Zeit vor allem Geduld. Mithilfe von Physiotherapie und Schritt für Schritt lernt der Patient in der Reha, seinen Fuß wieder zu belasten. Wichtig ist, hier keinen falschen Ehrgeiz an den Tag zu legen. Wer zu schnell zu viel will, riskiert, dass die Achillessehne nicht wie gewünscht wieder zusammenwächst. Je nach Heilungsbefund kann der Patient nach vier bis fünf Monaten mit einem leichten Lauftraining wieder beginnen. Sportarten mit abrupten Bewegungswechseln wie Squash, Tennis, Handball oder Volleyball sollten mindestens ein halbes Jahr ruhen. Entscheidend sind die Ergebnisse der Kontrolluntersuchungen und der Fortschritt der Reha.
aktualisiert am 22.12.2023