Erfolgt eine zeitnahe fachgerechte medizinische Versorgung des Achillessehnenrisses, ist der Fuß nach der Heilung genauso belastbar wie vorher. Die schlechte Nachricht: Bis die gerissene Sehne gut verheilt ist, braucht der Patient viel Geduld und Disziplin. Sportliche Aktivitäten sind erst nach drei bis vier Monaten wieder möglich. Leistungssportler müssen sogar etwa für ein halbes Jahr pausieren, ehe sie mit dem Wettkampf wieder anfangen können.
Nicht jede Achillessehnenruptur (Achillessehnenriss) muss operiert werden. Voraussetzung für eine Behandlung ohne Operation (konservative Therapie) ist, dass es sich um einen glatten Riss handelt und die Sehnen-Enden durch Spitzfußstellung zusammenbringen lassen. In diesem Fall können die Ruhigstellung des Fußes und das Tragen eines Spezialschuhs genügen, um den Riss zu heilen. Zunächst wird zwei Wochen lang ein Unterschenkelgips, der den Fuß in Spitzfußstellung bringt, getragen. Danach wird für weitere sechs Wochen eine spezielle Schuhorthese getragen. Die konservative Behandlung ist für ältere oder weniger aktive Menschen eine sinnvolle Alternative. Operativ versorgte Achillessehnen weisen aber eine bessere Belastbarkeit auf. Das Risiko, dass die Achillessehne erneut reißt, ist geringer. Für sportlich aktive Menschen ist eine Operation zu empfehlen.
In den meisten Fällen wird die Achillessehne im Rahmen einer Operation wieder zusammengenäht. Bei großer Distanz der freien Sehnen-Enden ist ein selbständiges Zusammenwachsen der Sehne nicht mehr möglich. Eine Operation ist unumgänglich.
In einer Operation wird die Sehne zusammengenäht. Die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus beträgt etwa vier bis fünf Tage. Der Patient erhält nach der OP ebenfalls ein Unterschenkelgips, der den Fuß in Spitzfußstellung bringt. Der Gips wird etwa vier bis sechs Wochen lang getragen.
War die Sehne vorher schon angegriffen und sind die Sehnen-Enden ausgefranst oder degeneriert, dann kann ein Sehnentransfer notwendig werden (Plantaris-longus-Plastik). Dabei wird einer anderen Fußsehne ein Stück entnommen, das dann in die Achillessehne eingefügt wird. Alternativ können auch spezielle Nahttechniken die degenerierte Sehne verstärken (Griffelschachtelplastik).
Unabhängig davon, ob der Achillessehnenriss konservativ oder operativ behandelt wird, ist eine Physiotherapie als Nachbehandlung notwendig. Zunächst wird der Fuß teilweise belastet. Nach und nach wird die Belastung gesteigert und das Sprunggelenk mobiliisert.
Bei einer konservativen Behandlung startet man mit der Physiotherapie etwa drei Wochen danach. Bei einer operativen Behandlung beginnt die Physiotherapie erst nachdem der Gips abgenommen wurde, also nach vier bis sechs Wochen. Bewegungsübungen angrenzender Gelenke oder Stabilisationsübungen können auch schon vor dem Beginn der eigentlichen Physiotherapie sinnvoll sein. Die Physiotherapie selbst dauert durchschnittlich sechs Wochen. Etwa drei Monate nach der Behandlung ist es möglich, ein leichtes Lauftraining zu absolvieren. Empfehlenswert ist es, mit Schwimmen und Aquagymnastik zu beginnen. Auch der Crosstrainer oder das Fahrrad eignen sich für den Einstieg. Das Wiederaufnehmen des sportlichen Trainings muss mit dem Arzt abgesprochen werden. Kontakt- und Ballsportarten (Wettkampf) sind erst wieder sechs Monate nach der Behandlung erlaubt.
Je nach Klinik und Behandlungsplan variiert die Krankengymnastik. Für einen guten und schnellen Heilungsverlauf ist es wichtig, dass der Patient die physiotherapeutischen Termine gewissenhaft wahrnimmt und die Übungen zu Hause fortführt. Mit professioneller Unterstützung wird die Wadenmuskulatur wieder aufgebaut und die Sehne zunehmend mehr belastet.
Jede Operation birgt Risiken. Wundheilungsstörungen können den Heilungsverlauf beeinträchtigen und verzögern. Die Gefahr einer Operation ist die Wundinfektion. In vier von 100 Fällen kommt es zu einer Wundinfektion, die die Heilung verzögern kann.
Schmerzen und Schwellungen nach der OP sind normal und zu erwarten. Die Schwellungen können innerhalb der nächsten Wochen und Monate wiederkehren. Am besten wirkt man den Schwellungen entgegen, indem man das Bein hochlagert. Lymphdrainagen helfen ebenso.
Mit postoperativen Schmerzen ist zu rechnen. Diese werden mit Schmerzmitteln behandelt und sind meist nach zwei Tagen ausgestanden. Im Lauf der weiteren Heilung kann es wiederholt zu Schmerzen, Nervenschmerzen oder Taubheitsgefühlen kommen. Schmerzen lassen sich mit Medikamenten in den Griff bekommen, können aber auch ein Hinweis darauf sein, dass der Fuß zu stark oder falsch belastet wird. Halten die Schmerzen an, muss der behandelnde Arzt zurate gezogen werden.
Wie lange der Patient krankgeschrieben wird, hängt maßgeblich von der beruflichen Tätigkeit und dem individuellen Heilungsverlauf ab. Eine belastende körperliche Arbeit ist durchschnittlich nach drei Monaten wieder möglich. Rund drei Monate vergehen meistens, bis der Patient in seinem Alltag weitgehend selbstständig ist.
Autofahren ist erst möglich, wenn der Fuß wieder voll belastet werden darf. Ob der Fuß dann bereits kräftig genug ist, liegt im Ermessen des Patienten. Nach einem Jahr sollte die Sehne vollkommen ausgeheilt sein. Dann sollte der Patient schmerzfrei und ohne Krafteinbuße wieder auf Zehenspitzen stehen und auf und ab wippen können.
Weil das Gewebe rund um die Achillessehne schlecht durchblutet ist, heilt die Sehne langsam zusammen. Trotzdem können einige Patienten bereits nach sechs Wochen wieder einigermaßen laufen, während andere nach sechs Monaten noch immer Schwierigkeiten haben. Die Frage, wie lange es dauert, bis die Ruptur verheilt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Viele Faktoren beeinflussen die Heilung: Ein glatter Riss, der zeitnah versorgt wird, hat einen besseren Heilverlauf als ein verschleppter Riss, für den ein Sehnentransfer notwendig ist. Ist der Patient jung, ansonsten gesund und sportlich, heilt der Riss besser als bei einem älteren Patienten, der eher wenig Sport treibt. Raucher, Diabetiker oder Menschen mit Vorerkrankungen müssen mit einer längeren Heilungsdauer rechnen. Auch Wundheilungsstörungen können die Heilung verzögern.
Nicht zuletzt ist der Patient mitverantwortlich für die Heildauer, indem er sich an die Anweisungen des Arztes hält und den Fuß nicht zu früh wieder belastet. Wer nach einem Achillessehnenriss bald wieder auf den Beinen sein will, der muss sich bewusst sein, dass die Nachbehandlung genauso wichtig ist wie die Operation.
aktualisiert am 19.12.2023