Bei einer chronischen Achillessehnenruptur handelt es sich um einen Riss oder einen partiellen Riss der Achillessehne, der bereits länger besteht. Ein Achillessehnenriss sollte umgehend medizinisch versorgt werden. Je schneller er therapiert wird, desto komplikationsloser gestaltet sich die Heilung und der Fuß ist anschließend genauso belastbar wie vorher. Bleibt eine angemessene Therapie aus, kann es kompliziert werden.
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Es gibt mehrere Gründe, warum Achillessehnenrupturen chronisch werden können. Manchmal wird eine gerissene Achillessehne nicht sofort erkannt oder rechtzeitig behandelt. Ebenso kann eine einmal gerissene und bereits verheilte Achillessehne erneut reißen (Reruptur) oder die Therapie eines akuten Sehnenrisses verläuft nicht wie gewünscht.
Einige Patienten gehen nicht zum Arzt, wenn sie Achillessehnenbeschwerden haben. Mithilfe phasenweiser Ruhigstellung und Sportpausen therapieren sie sich selbst. Ist der Patient beschwerdefrei, wird das Training wieder aufgenommen. Die Beschwerden kehren zurück und verschlimmern sich im Laufe der Jahre. Zugrunde liegt dann häufig eine Rissbildung in der Achillessehne. Die Sehne ist nicht durchtrennt, aber es bestehen partielle Rupturen. Durch die mangelnde Ausheilung kommt es mit der Zeit zu einer unerwünschten Narbenbildung innerhalb der Sehne. Die Durchblutung ist gestört und die Sehne verdickt sich. Man spricht von einer Tendinose, einem chronischen Verschleiß der Sehne durch Überbelastung, die mit Schmerzen verbunden ist.
Auch Stoffwechselstörungen, chronische Infekte oder die regelmäßige Einnahme bestimmter Medikamente kann die Belastbarkeit der Achillessehne reduzieren und zu einer Tendinose führen.
Anders als bei einem akuten Achillessehnenriss kann der Patient bei einem chronischen Verlauf auftreten und gehen. Beschwerden treten meist nur unter Belastung und bei sportlicher Betätigung auf. Viele Patienten stellen fest, dass sie nicht mehr so viel Kraft haben, wenn sie den Fuß abrollen oder sich auf die Zehenspitzen stellen wollen.
Während sich eine gerissene Achillessehne leicht ertasten lässt, ist dies bei einer chronischen Achillessehnenruptur nicht der Fall. Durch das Narbengewebe, das sich rund um die Sehnenrisse gebildet hat, ist keine Lücke oder Unterbrechung der Sehne fühlbar.
Auch die bei einer akuten Ruptur gängigen Reaktionstests helfen nicht weiter. Die Diagnose einer chronischen Achillessehnenruptur ist daher nicht so einfach. Eine Ultraschalluntersuchung liefert erste Ergebnisse und kann die Dynamik der Sehnenstruktur zeigen. Zur genaueren Analyse ist eine MRT notwendig.
Egal welche Ursache der chronischen Achillessehnenruptur zugrunde liegt, die Therapie besteht in den allermeisten Fällen in der operativen Behandlung. Die einfachere Operationsmethode ist dabei die Rekonstruktion mit dem eigenen Achillessehnengewebe.
Häufig ist die Achillessehne aber so ausgefranst oder von Narbengewebe durchsetzt, dass es nicht mehr möglich ist, die beiden Sehnenenden an der geschädigten Stelle zusammenzunähen. Dann muss die Sehne gekürzt und die fehlende Länge überbrückt werden. Das Sehnenmaterial hierfür wird aus einer anderen Fußsehne entnommen. Dieses wird in die Achillessehne eingesetzt, sodass sie hinterher wieder die korrekte Länge hat, die notwendig ist, um Kraft und Funktion wiederherzustellen. Gerade wenn große sogenannte Defektbereiche überbrückt werden müssen, ist es möglich, dass es später zu bleibenden Funktionseinschränkungen kommen kann.
Die Behandlung chronischer Achillessehnenrisse ist keine Standardoperation. Sie verlangt einen erfahrenen Chirurgen, der die Behandlung individuell an den Befund des Patienten anpasst.
Nach der Operation wird der Fuß für rund zwei Wochen mithilfe eines Unterschenkelgipses ruhig gestellt. Anschließend erhält der Patient einen Therapieschuh. Ziel ist es, den Fuß bald wieder voll belasten zu können, ohne ihn zu überlasten. Bereits kurz nach der Operation sollte mit leichter Physiotherapie begonnen werden, die im weiteren Verlauf durch Kräftigungs- und Koordinationsübungen ergänzt wird.
Ein Patient mit einer chronischen Achillessehnenruptur braucht eine Menge Geduld. Je nach Ausgangsbefund kann es bis zu einem Jahr dauern, bis der Fuß wieder ohne Funktionseinschränkungen komplett belastbar ist. In manchen Fällen muss der Patient jedoch mit einer gewissen Einbuße an Kraft rechnen.
aktualisiert am 19.12.2023