Schweißdrüsenabszess oder auch Hidradenitis suppurativa ist ein veralteter Begriff für die Hautkrankheit Akne inversa. Früher ging man davon aus, dass diese Erkrankung durch eine Entzündung der Schweißdrüsen ausgelöst würde. Heute weiß man, dass eine Entzündung der Talgdrüsen und der Haarfollikel die Ursache darstellt. Die Schweißdrüsen sind dabei nur in einem Teil der Fälle betroffen, nämlich lediglich dann, wenn sich die Entzündung auch auf diese ausbreitet. Durch die Entzündung der Talgdrüsen und Haarfollikel können Abszesse entstehen. Dies sind mit Eiter gefüllte, abgekapselte Hohlräume. Die Akne inversa nimmt meist einen chronischen Verlauf. Therapie der Wahl ist in der Regel eine operative Behandlung.
Abszesse entstehen meist im Zusammenhang mit Bakterien, normalerweise durch den Keim Staphylococcus aureus. Diese ist ein gewöhnliches Bakterium auf der menschlichen Haut. Kommt es zusätzlich zum Vorhandensein dieses Bakteriums zu einer Verengung oder Verstopfung des Talgdrüsenausgangs und des Haarfollikels, sind die Bedingungen für die Entstehung einer Entzündung gegeben. Dies kann der Beginn einer Akne inversa sein. Bildet sich im Rahmen der Entzündung Eiter, der in einer Kapsel vom umliegenden Gewebe abgegrenzt wird, entsteht ein Abszess. Bei einer Akne inversa bilden sich mehrere nebeneinanderliegende Entzündungen und Abszesse. Auch auf die Schweißdrüsen greift die Entzündung manchmal über. Mit der Zeit entstehen zusätzlich Verbindungsgänge (Fisteln) zwischen den Abszessen und der Hautoberfläche oder auch mit dem Körperinneren.
Die Akne inversa kommt bei Frauen und Männern vor. Frauen sind häufiger betroffen. Meist tritt die Erkrankung vor dem 30. Lebensjahr auf. Die Ursache der Akne inversa ist noch ungeklärt. Bekannt ist aber, dass es bestimmte Triggerfaktoren gibt, die die Entstehung dieser Erkrankung begünstigen und eine Therapie erschweren. Dies sind:
Die Akne inversa kommt in manchen Familien gehäuft vor, so dass auch eine Vererbung denkbar ist. Hormonelle Faktoren und ein geschwächtes Immunsystem können ebenfalls einen Einfluss auf die Entstehung haben. Bei vielen Betroffenen kommen auch psychische Symptome wie Depressionen hinzu. Die Erkrankung kann zu einer deutlich reduzierten Lebensqualität führen. Wenn sich die Keime über die Blutbahn im Körper ausbreiten, ist auch eine lebensbedrohliche Blutvergiftung (Sepsis) möglich.
Wichtig ist, dass diese Hauterkrankung nichts mit mangelnder Körperhygiene zu tun hat.
Die typischen Stellen, an denen diese Erkrankung auftritt, sind:
Bei Frauen sind hauptsächlich die Achseln von der Akne inversa betroffen, bei Männern eher die Analregion.
Zu Beginn bilden sich knotenähnliche Entzündungen. Diese entwickeln sich weiter zu Abszessen. Im Laufe der Zeit entstehen zusätzlich Fistelgänge. Die betroffenen Stellen können schmerzen, gerötet und warm sein. Auch die Bewegung der angrenzenden Gelenke, zum Beispiel der Schulter, kann durch die Symptomatik eingeschränkt sein. Häufig sondern die entzündeten Stellen Eiter oder andere Flüssigkeiten ab, die übel riechen können. An diesen Stellen bilden sich dann oft Narben.
Patienten mit Akne inversa haben oft eine jahrelange Leidensgeschichte hinter sich, bis die richtige Diagnose gestellt wird. Das liegt zum einen daran, dass die Erkrankung vielen Ärzten nicht geläufig ist. Zum anderen schämen sich viele Betroffene und gehen deshalb erst spät zum Arzt.
Zu Beginn der Diagnostik steht das ausführliche Arzt-Patienten-Gespräch (Anamnese). Dabei werden auch mögliche Risiko- oder Triggerfaktoren abgefragt. In der körperlichen Untersuchung folgt eine Betrachtung und Abtastung der betroffenen Körperregionen und der Gebiete, die klassischerweise betroffen sein könnten. Fisteln können gegebenenfalls mit einer Sonde genauer untersucht werden. Auch Blutuntersuchungen zur Bestimmung von Entzündungsparametern sind möglich. Manchmal kann im Rahmen von Abstrichen festgestellt werden, welche Keime an der Entstehung der Erkrankung beteiligt sind. Dies kann helfen, ein geeignetes Antibiotikum auszuwählen. Weitere Möglichkeiten, um die Ausdehnung der Erkrankung und mögliche Fistelgänge zu beurteilen, sind Ultraschalluntersuchung und Magnetresonanztomografie (MRT).
Diese schwerwiegende Erkrankung sollte in darauf spezialisierten Zentren behandelt werden. Im frühen Stadium ist es manchmal möglich, die Erkrankung noch zum Stillstand zu bringen. Meist entwickelt sich aber ein chronischer Verlauf, auch weil die Erkrankung in der Regel nicht in einem frühen Stadium diagnostiziert und entsprechend behandelt wird.
Ein wichtiges Element der Therapie ist es, alle Triggerfaktoren zu reduzieren und bestenfalls ganz zu vermeiden. So sollten Raucher das Rauchen aufgeben. Übergewicht sollte reduziert werden.
In der Regel findet eine medikamentöse Behandlung mit Antibiotika zur Eindämmung der bakteriellen Entzündung statt. Bei Frauen kommen zusätzlich Antiandrogene zum Einsatz. Dies sind Medikamente, die auf die männlichen Sexualhormone einwirken. Zur lokalen Anwendung sind keimabtötende Salben oder Lösungen hilfreich.
In den meisten Fällen muss die Akne inversa („Schweißdrüsenabszess“) auch operativ unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung behandelt werden. Dabei wird das entzündete Gewebe (Abszesse, Fisteln, Haut mit offenen Stellen) so gut wie möglich entfernt und die Wunde gereinigt. Anschließend muss die Wunde von innen heraus heilen und wird nicht vernäht. Ziel ist es, die erneute Entstehung von Eiterherden zu verhindern. Durch diese sekundäre Wundheilung entstehen oft unschöne Narben. Bei größeren Hautdefekten kann auch eine Hauttransplantation notwendig werden, bei welcher Haut von einer anderen Körperstelle entnommen und auf den operierten Bereich gesetzt wird.
Die Akne inversa, der sogenannte Schweißdrüsenabszess, zählt zu den chronischen Erkrankungen. Eine Heilung ist momentan nicht möglich. Je früher die Erkrankung erkannt und behandelt wird, desto eher können die Entzündungsherde operativ entfernt werden. Dennoch sind auch nach einer Operation erneute Entzündungen (Rezidive) möglich. Diese Hauterkrankung hat oft einen großen Einfluss auf die Lebensqualität der Betroffenen. Nicht selten gehen sozialer Rückzug und Depressionen im Laufe der Zeit mit der Akne inversa einher. Betroffene können aber durch eine disziplinierte Reduzierung, im besten Fall Ausschaltung, ihrer Triggerfaktoren selbst einen großen Teil zur Linderung der Symptomatik beitragen.
Deutsche Gesellschaft für Dermatochirurgie e.V. (DGDC) – Akne inversa: https://dgdc.de/akne-inversa.html (online, letzter Abruf: 04.10.2021)
AWMF online – Acne inversa / Hidradenitis suppurativa: https://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/013-012.html (online, letzter Abruf: 04.10.2021)
aktualisiert am 05.10.2021