Die fünf Wandlungsphasen sind Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser. Jedes dieser Elemente besitzt bestimmte Eigenschaften. Dabei zeigen die fünf Elemente aufeinanderfolgende Phasen und zeitliche Abläufe eines natürlichen Prozesses. So können die fünf Elemente zum Beispiel für Jahreszeiten, für wiederkehrende Zyklen und bestimmte Lebensphasen stehen.
Holz, das dem Frühling assoziiert ist, repräsentiert das Wachstum und die Kindheit. Der Frühling ist dynamisch, alles sprießt, erwacht und treibt aus. Die Pflanzen wachsen und gedeihen. Keine Jahreszeit ist so dynamisch wie der Frühling. Deshalb repräsentiert Holz die Kindheit und steht für Wachstum.
Das Feuer steht für Wärme und ist dem Sommer assoziiert. Das Leben im Sommer findet draußen statt. Man trifft sich mit Freunden, redet beschwingt und bewegt sich viel. Der Sommer vermittelt Freude und gute Laune. Aus diesem Grund repräsentiert der Sommer die Phase der Heranwachsenden und damit die Jugend.
Die Erde repräsentiert den Spätsommer. Der Spätsommer ist eine Zeit des Genusses und der Ernte. Man erntet, was man gesät hat. Man genießt die letzten schönen warmen Tage, bereitet sich aber auch so langsam auf den Herbst vor. Der Spätsommer bringt Ruhe und Gelassenheit. Die Erde repräsentiert das mittlere Alter, bei dem es darum geht anzukommen und, falls es die eigene Lebensplanung vorsieht, eine Familie gründet.
Das Metall repräsentiert den Herbst. Im Herbst wird das Wetter schlechter. Die Menschen treffen sich zunehmend in geschlossenen Räumen. Das Metall symbolisiert die Zeit des Rückzugs. Man konzentriert sich auf das Wesentliche, man trennt sich von Altem, um Platz für Neues zu schaffen. Der Herbst steht für die Zelt des Alters.
Das Wasser wird mit dem Winter assoziiert. Es ist die Zeit des Stillstands und der Ruhe. Die Kräfte der Natur ziehen sich zusammen. Es geht darum, neue Energie und Kraft zu tanken. Alles kommt zur Ruhe. Der Winter ist die Zeit der Reifung. Wasser ist das Element, das den Anfang mit dem Ende repräsentiert. Bezogen auf den Menschen ist das die letzte Phase seines Lebens. Bezogen auf andere Zyklen ist das Wasser das Ende vor dem Anfang.
Den einzelnen Wandlungsphasen sind auch Funktionskreise und Organe zugeschrieben. Die Organe in der chinesischen Medizin haben eine ganz andere Rolle als in der Schulmedizin, deshalb sind sie auch nicht vergleichbar. Ihre Aufgabe geht über die, die ihnen die Schulmedizin zuschreibt, weit hinaus.
Leber und Gallenblase gehören zum Element Holz. Die Leber ist für den freien Fluss der Energie im Körper zuständig. Sie speichert auch das Blut. Sie reguliert die Menstruation, befeuchtet die Augen und die Sehnen. Bei einem Leber-Blut-Mangel kann es zu trockenen Augen oder einer spärlichen Menstruation kommen.
Herz und Dünndarm sind dem Element Feuer zugeschrieben. Der Dünndarm hat in der chinesischen Medizin die Aufgaben, das Gute vom Schlechten zu trennen. Das gilt auch für den psychisch-emotionalen Bereich. Das Herz ist in der chinesischen Medizin der Kaiser. Er beherbergt den Geist (Shen). Disharmonien des Sprechens (Stottern, schnelles Sprechen) werden in der chinesischen Medizin dem Herzen zugeschrieben. Wer ein gesundes Herz hat, sprüht vor Lebensfreude. Eine Disharmonie im Funktionskreislauf des Herzens führt zur Nervosität, Schlaflosigkeit und depressiver Verstimmung.
Magen und Milz gehören zum Element Erde. Die Erde symbolisiert unsere Mitte. Magen und Milz sind für die Produktion von Qi (Energie) verantwortlich. Wenn der Funktionskreis der Milz in Disharmonie gerät, dann leiden Menschen unter Müdigkeit, Energielosigkeit und schwache Muskulatur. Schlechte Ernährung und Stress können Ursachen einer Schwäche in diesem Funktionskreis sein (Milz-Qi-Schwäche). Auch Emotionen haben immer einen Einfluss auf die Funktionskreise. Zu viel Grübeln, Sorgen, aber auch intensive Lernphasen können die Mitte schädigen. Dagegen ist eine gesunde Mitte wichtig für die Konzentration, ein gutes Gedächtnis und logisches Denken.
Lunge und Dickdarm sind die Organe des Elements Metall. Der Dickdarm hat wie auch in der Schulmedizin die Aufgabe, auszuscheiden. In der chinesischen Medizin gilt das auch für den psycho-emotionalen Bereich. Sich von etwas zu trennen, wird der Funktion des Dickdarms zugeschrieben. Ein gesunder Dickdarm hilft dabei, eine Trauersituation zu bewältigen oder sich von belastenden Dingen zu trennen. Die Lunge gilt in der chinesischen Medizin als “zartes” Organ. Sie ist das einzige Yin-Organ, das direkt mit der Außenwelt verbunden ist. Die Lunge herrscht über die Atmung. Sie hat auch einen starken Bezug zur Haut und zu unserem Immunsystem.
Niere und Blase gehören zum Wasser. Die Nieren gelten in der chinesischen Medizin als Speicher unserer vererbten Energie (jing) und als Wurzel von Yin und Yang. Niere und Herz bilden zusammen die Feuer-Wasser-Achse und spielen in der Behandlung vieler Erkrankungen eine wichtige Rolle. Die Niere reguliert zudem den Wasserhaushalt im Körper. Die Blase ist für die Ausscheidung von Urin verantwortlich. Sie befeuchtet auch die Haut und hat damit Einfluss auf unsere körpereigene Abwehr. Die Emotion der Angst gehört zur Niere, daher auch der Ausdruck “vor Angst in die Hosen machen”.
Allen Wandlungsphasen werden bestimmte Eigenschaften zugewiesen.
Holz ist elastisch, es dehnt sich aus und entwickelt sich.
Feuer ist heiß, es lodert nach oben und strahlt Wärme aus.
Erde ist in der Mitte, befeuchtet, bringt hervor und nimmt auf.
Metall beendet und transformiert, zieht sich zusammen und sinkt nach unten.
Wasser befeuchtet, fließt nach unten, sammelt sich und kühlt.
Dieses Wissen nutzt man unter anderem auch in der Akupunktur. Die 5-Elemente-Akupunktur ist durch Prof. J. R. Worsley entwickelt worden und hat findet auch in China immer mehr Anhänger.
Darüber hinaus erhält jedes Element Zuordnungen. Das Wissen um diese Zuordnungen kann bei bei der Diagnose von Disharmonien hilfreich sein. Zum Beispiel wird jedem Element ein Haustier, ein Geruch, eine Farbe, eine Tugend, ein Laut, ein Geist und auch eine Emotion zugeschrieben. So kann eine gelbliche Gesichtsfarbe ein Hinweis auf eine Disharmonie der Erde sein. Ein modriger Geruch kann auf eine Disharmonie des Metalls deuten.
Zuordnungen der 5 Elemente in der chinesischen Medizin
Die Zuordnungen und Eigenschaften der 5 Elemente in der TCM als Grafik zum Download.
Die 5 Wandlungsphasen sind ohne die Zuordnung von Emotionen nicht vollständig. Die chinesische Medizin hat sehr früh verstanden, dass Emotionen zu Erkrankungen führen können. Bestimmte Emotionen gelten als Krankheitsursachen in der chinesischen Medizin. Deshalb wird auch allen Funktionskreisen eine Emotion zugeschrieben.
Die Wut gehört zum Holz.
Die Freude gehört zum Feuer.
Das Grübeln gehört zur Erde.
Die Trauer gehört zum Metall.
Die Angst gehört zur Niere.
Die Emotionen verursachen aber nicht automatische Erkrankungen. So kann uns eine gesunde Angst vor Gefahren bewahren. Auch Trauer ist nach einem Verlust völlig normal. Und die Wut kann uns helfen, über uns hinaus zu wachsen. Erst eine Disharmonie kann zu Erkrankungen des jeweiligen Funktionskreises führen. Auch das Gegenteil ist möglich: eine Disharmonie im Funktionskreis kann Einfluss auf die Emotionen haben.